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Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)

Titel: Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Baker
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hingefallen, aber ich werde aufstehen und weitergehen!«
Man kann nichts Neues lernen, ohne ab und zu einen Fehler zu machen
    Es ist, als wenn man zum ersten Mal Fahrrad fährt. Es dauert eine Zeit lang, bis man es richtig kann. Wenn jemand beim ersten Hinfallen sagt: »Es klappt nicht – ich werde das nie lernen«, dann gibt er wahrscheinlich auf und lernt es wirklich nicht. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Rückschläge zum Lernprozess gehören, sich den Staub von den Kleidern klopfen und wieder aufsteigen.
    Bevor Sie mit diesem Teil der Therapie beginnen, sollten Sie den Gedanken, dass Rückschläge völlig normal sind und dass Sie mit ihnen rechnen müssen, fest in Ihrem Bewusstsein verankern und wissen, wie Sie damit umgehen, wenn – nicht falls – Sie welche erleben.
Der Therapieverlauf ist niemals geradlinig
    Die Fortschritte, die im Verlauf einer Therapie erzielt werden, sind meist nicht kontinuierlich und linear. Abbildung 7 (s. S. 130) was normalerweise geschieht, wenn sich der Zustand eines Panikpatienten zu bessern beginnt, zum Beispiel, wenn der Betreffende die Anleitungen dieses Selbsthilfebuches befolgt oder die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nimmt.
    Die absteigende Linie zeigt eine deutliche Verbesserung über einen Zeitraum von sechs bis neun Monaten. Die Linie verläuft jedoch nicht gleichmäßig – von einem Tag zum anderen gibt es starke Schwankungen. Gegen Ende der Therapie sind die Panikattacken jedoch verschwunden. Betrachten Sie bitte Punkt A in der Grafik – sagen wir, es ist ein Montag: Der Patient hat den ganzen Tag lang sehr wenig Angst. Der Dienstag dagegen (Punkt B) ist ein ausgesprochen schlechter Tag. – »Was ist los? O nein, es war alles umsonst.« Der Patient ist entmutigt und verzweifelt; es fehlt nicht viel, und er gibt auf. Aber es war gar nicht alles umsonst – der vermeintliche Rückschlag ist auf die normalen Schwankungen im körperlichen Befinden zurückzuführen. Im Ganzen gesehen macht der Patient Fortschritte. Darum ist es so wichtig, dass Panikpatienten lernen, »auf lange Sicht« zu denken. Sie dürfen sich nicht durch einen schlechten Tag oder eine schlechte Woche aus der Bahn werfen lassen.
Mit der Zeit werden die Erfolge spürbar
    Wenn es einem Betroffenen besser zu gehen beginnt, fallen ihm die schlechten Tage stärker auf. Sagen wir, jemand hat zu Beginn der Therapie an jedem zweiten Tag eine Panikattacke. Sein Zustand bessert sich allmählich, und er hat fünf Tage lang keine Panikattacke. Er hat das Gefühl, dass das Leben wieder lebenswert ist, und beginnt zu hoffen, dass er es diesmal wirklich schafft. Dann, am sechsten Tag, hat er wieder eine Attacke. Das alte Elend kommt zurück, und man kann ihm kaum verübeln, dass erdenkt: »Es war alles nur Einbildung. Ich werde mich niemals ändern.« Diese Reaktion ist jedoch ein Hinweis auf die zu Grunde liegende falsche Einstellung des Betreffenden. Wir könnten sie die »Spontanheilung-über-Nacht«-Haltung nennen – die Vorstellung, dass unser Problem von einem Tag zum ändern völlig verschwinden müsste. Das ist nicht der Fall. Im Verlauf der Therapie werden wir jedoch immer mehr gute Tage erleben und immer weniger schlechte.

    Abb. 7: Der Heilungsprozeß während der Therapie

Ein Langstreckenläufer sein
    Das Wichtigste ist, dass Sie lernen auf lange Sicht zu denken. Ihr Leben kann sich ändern. An einem schlechten Tag sollten Sie also Folgendes tun:
    –  sich klar machen, dass es sich nur um einen vorübergehenden Rückschlag handelt;
    –  die Hoffnung nicht aufgeben; an die Fortschritte denken, die Sie schon erzielt haben, und daran, dass es auch wieder gute Tage geben wird;
    –  sich vor Augen halten, dass Sie wieder Erfolg haben werden, wenn Sie mit dem weitermachen, was Ihnen schon einmal geholfen hat.

Die drei Aber
    Es gibt drei ziemlich häufig genannte Gründe, aus denen Betroffene eine Therapie ablehnen:
Aber ich habe das schon zu lange
    Wenn jemand schon seit vielen Jahren unter Panikattacken leidet, dann ist so eine Reaktion sehr verständlich. Aber es ist gleichgültig, ob jemand dieses Problem seit zwei Monaten oder seit zwanzig Jahren hat – es kann behoben werden! Ein Standardwerk über Agoraphobie 24 beschäftigt sich u. a. mit der Frage, ob es gewisse Faktoren gibt, die Rückschlüsse darauf zulassen, welche Patienten im Verlauf der Therapie Fortschritte machen werden und welche nicht. Die Verfasser kommen zu dem Ergebnis, dass »der Therapeut nicht

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