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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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einfach treiben lassen, als hätte nicht sie selbst, sondern ihre Freunde über ihr Leben bestimmt.
    Als sie mit sechzehn von der Schule abgegangen war, hätte sie bei einem Partyservice oder im Hotelmanagement eine Lehre absolvieren sollen, weil sie gut mit Menschen umgehen konnte und Spaß am Kochen hatte. Aber ihr damaliger Freund hatte nicht gewollt, dass sie zu unregelmäßigen Zeiten, auch abends und an den Wochenenden, arbeitete. Heute kam ihr das wie ein Witz vor, zumal er selbst überhaupt keiner Beschäftigung nachgegangen war. Sie hatten praktisch nichts anderes gemacht, als in seinem schmuddeligen möblierten Zimmer herumzuhocken, fernzusehen und miteinander zu schlafen. Der Gipfel aber war gewesen, dass er ihr wegen einer Krankenschwester den Laufpass gab – dabei konnte man sich wohl kaum einen Beruf mit noch unregelmäßigeren Arbeitszeiten als den einer Krankenschwester vorstellen.
    Die nächste ernsthaftere Beziehung hatte sie zu einem Autoteileverkäufer gehabt. Er wohnte in Leicester, und wenn er in London zu tun hatte, übernachtete sie bei ihm im Hotel. Da sie sich auf Abruf zur Verfügung halten musste, verzichtete sie auf den Besuch der Abendschule. Später hatte sie dann herausbekommen, dass er verheiratet war und drei Kinder hatte. Sie hatte die Enttäuschung lange nicht verwunden.
    Und so ging es weiter. In der Arbeit sah sie lediglich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen; ansonsten drehte sich ihr Leben darum, ihren jeweiligen Freund glücklich zu machen. Es hatte natürlich auch längere Abschnitte gegeben, in denen sie solo gewesen war, doch anstatt die Zeit zu nutzen und darüber nachzudenken, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, konzentrierte sie ihre Gedanken darauf, möglichst schnell den nächsten Mann zu finden.
    Daisy dachte an ihre Freundinnen. Cathy war im Computergeschäft tätig, Sarah war Finanzberaterin, und Trudy arbeitete in einem Reisebüro. Warum war sie nicht auch so ehrgeizig und fleißig wie die drei?
    Sicher, sie hatten einen besseren Schulabschluss und anschließend laufend Fortbildungskurse besucht. Was die drei jedoch verband und sie von Daisy unterschied, war ihr Elternhaus.
    Plötzlich begriff sie, warum sie sie so oft deswegen aufzogen. Trudy war in einer Sozialwohnung in Hammersmith aufgewachsen, die andern beiden hatten kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und waren mit achtzehn von zu Hause ausgezogen. Keine hatte je gehabt, was für Daisy immer selbstverständlich gewesen war: materieller Wohlstand und kluge, liebevolle Eltern, die sie in jeder Hinsicht unterstützten. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass sie darauf brannten, ihr »Stück vom Kuchen« zu ergattern, und wussten, es gab nur einen Weg, es zu bekommen: harte Arbeit.
    Beschämt stand Daisy auf, schlüpfte in Jeans und T-Shirt und ging mit Fred nach draußen. Er zog an der Leine, weil er es eilig hatte, zum Rasen von Turnham Green zu kommen. Daisys Gedanken wanderten zu Lucy. Ob ihre Verletzung sehr schlimm war? Sie fragte sich, ob sie sich wohl versöhnen könnten.
    Der Himmel hatte sich mit grauen Wolken bezogen, es sah nach Regen aus. Trotzdem besserte sich Daisys Laune ein wenig, als sie belustigt beobachtete, wie Fred begeistert herumrannte und jeden Baum, jeden Pfosten, jede Bank beschnupperte. Er war die letzten zwei Tage ganz durcheinander gewesen. Immer wieder war er zum Elternschlafzimmer gelaufen und hatte Lorna gesucht. Das Schlafzimmer war früher tabu für ihn gewesen, aber er hatte es sich während ihrer Krankheit angewöhnt, ihr dort Gesellschaft zu leisten. Jetzt jagte John ihn jedes Mal wieder die Treppe hinunter, und der arme Fred fragte sich wahrscheinlich, wohin sein Frauchen gegangen war. Er hatte sehr an Lorna gehangen.
    Auch das war ein Problem: Was sollte aus Fred werden, wenn Daisy wieder arbeiten ging? Sie konnten ihn doch nicht den ganzen Tag allein zu Hause einsperren.
    Der Spaziergang zog sich länger als gewöhnlich hin, weil Fred jedes Mal davonrannte, sobald Daisy ihn anzuleinen versuchte. Als sie die Haustür aufschloss, kam ihr Vater gerade in Freizeithose und Sweatshirt die Treppe herunter.
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich habe mit dir zu reden«, sagte er scharf.
    Daisy setzte den Wasserkessel auf und begann, den Tisch zu decken. »Lass das jetzt«, meinte John gereizt. »Ich möchte wissen, warum du mit einem Messer auf Lucy losgegangen bist. Was in aller Welt hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Ich bin nicht mit dem Messer auf sie

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