Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
Seife und Wasser, und seine Füße rochen auch nicht wie die der meisten Männer, die sie kannte.
»Du hättest nicht einfach davonlaufen dürfen«, meinte er ernst, als er mit dem Tee zurückkam. »Dein Dad steckt in der schlimmsten Krise seines Lebens, da gehen ihm eure Streitereien auf die Nerven, ist doch klar.«
»Aber es war Lucy, die angefangen hat«, erwiderte Daisy empört. »Ich will ja, dass wir Freundinnen sind, aber sie nicht. Sie hasst mich.«
Joel machte ein bedrücktes Gesicht. »Ich wünschte, ich könnte in Ruhe mit dir darüber reden, doch mein Dienst fängt gleich an.« Er ging zu dem Stuhl, über den er seine Uniform gehängt hatte. »Ich bin nicht vor sechs zurück. Du kannst gern hier bleiben, aber richtig finde ich es nicht.«
»Vielen Dank für dein Verständnis. Ich dachte, wenigstens du wärst auf meiner Seite«, fauchte sie.
»Das bin ich doch«, versicherte er ihr. »Lucy ist eine eifersüchtige kleine Gans, das ist mir x-mal aufgefallen. Und durch die Ereignisse ist das alles jetzt an die Oberfläche gekommen.«
»Ich wüsste nicht, warum sie auf mich eifersüchtig sein sollte.«
Joel lachte, seine braunen Augen funkelten. »Dann guck mal in den Spiegel, Daisy. Du bist so süß, und sie ist bestenfalls Durchschnitt. Du bist wie prickelnder Sekt, und sie ist wie abgestandenes Bier. Sie hat nichts weiter als ihre überdurchschnittliche Intelligenz, aber ich glaube nicht, dass ihr das ein Trost ist.«
Er küsste sie lange und versprach ihr leise, das Versäumte am Abend nachzuholen. »Leg die Füße hoch und ruh dich aus«, fügte er hinzu. »Du hast zu lange unter Stress gestanden, das kommt noch hinzu. Aber dagegen hab ich was ganz Spezielles, du wirst sehen.«
Die Füße hochlegen? Das konnte Daisy nicht, solange in der Wohnung eine solche Unordnung herrschte. Also bezog sie das Bett neu, spülte den Berg Geschirr ab und putzte anschließend gründlich.
Sie wollte es sich gerade mit einer Tasse Tee vor dem Fernseher gemütlich machen, um sich später den Spielfilm am Freitagnachmittag anzusehen, als es an der Tür klingelte. Joel sagte immer, er bekomme höchstens Besuch von Vertretern, die ein Haustürgeschäft abzuschließen hofften.
Doch als sie öffnete, stand ihr Vater vor ihr. Daisy prallte erschrocken zurück.
»Darf ich reinkommen?«, fragte er.
»Wie hast du mich gefunden?«
Er lächelte gequält. »Man muss keine Intelligenzbestie sein, um darauf zu kommen, wo du dich aufhältst. Keine Sorge, ich werde dich nicht nach Hause schleifen, wenn du hier bleiben willst. Aber ich wollte, dass du weißt, dass ich dich liebe und hoffe, du wirst es dir noch einmal überlegen.«
Das nahm ihr den Wind aus den Segeln. Sie hatte die ganze Zeit gedacht, er sei froh, dass sie gegangen war.
Er setzte sich ins Wohnzimmer, und Daisy brühte ihm eine Tasse Kaffee auf. »Nett ist es hier und so ordentlich«, meinte er mit einem anerkennenden Blick in die Runde. »Joel scheint wirklich in jeder Beziehung ein toller Bursche zu sein.«
»Na ja, ich hab gerade sauber gemacht«, gestand sie. »Wenn du früher gekommen wärst, wärst du wahrscheinlich nicht so begeistert gewesen.«
»Ich mag Leute mit kleinen Fehlern.« Ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen. »Das macht sie menschlich. Mein Fehler ist, dass ich zwar erwarte, dass immer alles reibungslos klappt, aber selbst nicht im Stande bin, das zu bewerkstelligen. Lucys Fehler ist, dass sie von Eifersucht zerfressen ist, und Toms, dass er um keinen Preis Partei ergreifen möchte. Und deiner, Daisy, dass du viel zu impulsiv bist. Was meinst du, werden wir einen Weg finden, miteinander zu leben, ohne ständig zu streiten? Lornas Tod geht mir furchtbar nahe, und ich weiß, dass es dir ebenso geht, und nur, wenn wir zusammen sind, werden wir uns ein bisschen besser fühlen.«
Daisy betrachtete ihre Hände und schwieg. Was hätte sie sagen sollen? Es war Lucy, die aus der Rolle gefallen war, ihr Vater wusste es, und sie wusste es auch.
»Wir brauchen dich, Daisy«, fuhr er fort. »Keiner von uns kann kochen oder den Haushalt führen. Du musst uns ein bisschen einarbeiten, bevor wir das alles allein schaffen. Du darfst nicht denken, dass ich dich nur der Hausarbeit wegen bitte, es dir noch einmal zu überlegen. Nein, du weißt bestimmt, dass es nicht so gemeint ist.«
Daisy hatte sich nie als eine Art Aschenputtel gesehen. Lange bevor ihre Mum erkrankt war, hatte sie im Haushalt geholfen und gekocht, weil sie das einfach gern
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