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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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die Daisy noch nicht kannte.
    Während sie Seite für Seite umblätterte, fiel ihr auf, mit welch liebevoller Sorgfalt die Ausschnitte zusammengetragen und eingeklebt worden waren. Ein großes Foto von Josie im Abendkleid war von vielen kleineren umgeben, die sie ebenfalls in Abendgarderobe zeigten. Auf einer anderen Seite waren nur solche, auf denen sie in Bade- oder Freizeitkleidung posierte. Ergänzt wurde das Ganze von Zitaten, die ein bezeichnendes Licht auf ihren Charakter warfen. Über einem Foto, auf dem sie oben ohne abgelichtet worden war, stand:
»Ich bin von der Natur mit einer guten Figur bedacht worden. Warum sollte ich sie nicht zeigen?«
    Daisy lächelte, als sie das las.
    »Es macht mich heute noch traurig, wie sie dargestellt wurde«, bemerkte Ellen mit brüchiger Stimme. »Sie war das ›Gesicht der Sechziger‹, wunderschön und ein Teil jener Epoche. Jeder Prominente hat damals mit Drogen experimentiert, eine Menge Models haben nackt posiert, doch keiner wurde deswegen von der Presse so fertig gemacht wie Josie. Hier, schau dir das zum Beispiel an.«
    Sie schlug die Seiten rasch um, bis sie zu einem Foto kam, das ihre Schwester mit einem spitzen Hexenhut und einem durchsichtigen schwarzen Netzkleid, unter dem sie nackt zu sein schien, zeigte. Die Überschrift lautete:
»Ich bin eine Hexe, ich kann euch verzaubern.«
    In dem Artikel hieß es, Jojo habe sich als Hexe bezeichnet und studiere das Werk des berühmten Satanisten Aleister Crowley, der auch satanische Riten und Orgien beschrieb.
    »Mein Gott, das war nur ein Scherz gewesen!« Ellen verzog das Gesicht. »Sie war auf einer Kostümparty fotografiert worden. Crowley war damals ziemlich populär – das war mal was anderes als die ewigen Buddhisten und all dieser Kram. Jeder Idiot hätte das als Gag erkannt, aber in der Presse wurde es so hingestellt, als wäre es Josie ernst damit. Sie war unter dem Kleid nicht mal nackt, wie angedeutet wurde, sondern trug einen Bodystocking.«
    »Warum hat sie die Sache nicht richtig gestellt?«
    Ellen zog die Stirn kraus. »Man hat ihr das alte Sprichwort ›Besser schlechte Publicity als keine Publicity‹ eingebläut, und sie hat es geglaubt! Doch sie wollte, dass die Leute ihre wahre Geschichte erfahren. Sie hatte sogar schon einen bekannten Journalisten an der Hand, der eingewilligt hatte, ihre Biografie zu verfassen. Ich besitze ihre Aufzeichnungen. Sie erzählt darin, wie unsere Familie wirklich war. Und wie sie von Kinsale verführt, reingelegt und benutzt worden war, wie er sie abgezockt und drogenabhängig gemacht hat. Aber statt diese Notizen zu verwenden, schrieb der Journalist einen Artikel über eine angebliche Entziehungskur in einer Klinik in der Harley Street. Dabei war sie nur wegen eines gynäkologischen Eingriffs dort gewesen. So kann man die Wahrheit verdrehen.«
    »Aber ihre wahre Geschichte hätte sich doch bestimmt besser verkauft.« Daisy fragte sich, ob Ellens Version die richtige war. Mavis hatte gemeint, sie sei blind für Josies Fehler gewesen.
    »Mit der Story über Ausbeutung und Manipulation hätten die Zeitungen das eigene Nest beschmutzt, und du kennst doch das Sprichwort: ›Eine Krähe hackt der andern kein Auge aus.‹ Je mehr Skandale sie Josie andichteten, desto höher die Auflage. Und Josie wusste nicht, wie sie sich dagegen zur Wehr setzen sollte.«
    Ellen schwieg einen Augenblick. Sie betrachtete ein bezaubernd schönes Foto, das Josie in einem Ballkleid zeigte. »›Das schönste Mädchen Englands‹ wurde sie genannt«, flüsterte sie heiser. »Aber innerlich kam sie sich hässlich und verdorben vor, weil sie sie zu diesen grässlichen Dingen zwangen.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, gestand Daisy verwirrt. »Was meinst du?«
    »Ich meine Alkohol und Drogen«, stieß Ellen hervor. »Kinsale hat sie dazu verleitet. Dieses miese Schwein hat mit allen Tricks gearbeitet – Drogen, Alkohol, Sex, Erpressung –, um sie gefügig zu machen. Sie dachte, er liebe sie, sie war zu jung und zu naiv; sie hat nicht kapiert, was wirklich vor sich ging. Einmal zwang er sie, mit einem Kerl zu schlafen, einem angeblichen Filmproduzenten. Wenn sie ihm gefiele, sagte er, bekäme sie eine Rolle in seinem nächsten Film. Aber der ›Produzent‹ war in Wirklichkeit ein Pornodarsteller, und Mark filmte die Szene heimlich. Jedes Mal, wenn Josie sich von ihm trennen und sich einen anderen Fotografen suchen wollte, drohte er damit, den Film ihren Eltern und den Medien zuzuspielen. Sie saß

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