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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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in der Falle.«
    Ellen knallte das Album zu, sprang auf und warf es in die Schublade zurück.
    Zutiefst erschüttert, murmelte Daisy: »Und du hast davon gewusst und konntest nichts dagegen tun. Diese Hilflosigkeit muss furchtbar gewesen sein.«
    Ellen seufzte. »Ja, es hat mich fast umgebracht. Aber ich arbeite an ihrer Biografie, und ich hoffe, es gelingt mir, einen Verleger dafür zu finden, damit endlich die Wahrheit ans Licht kommt. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, Kinsale zur Rechenschaft zu ziehen, doch er ist anscheinend letztes Jahr in den usa gestorben, wie ich gelesen habe. Vermutlich an einer Überdosis. Aber jetzt haben wir genug von ihm und Josie geredet. Erzähl mir lieber von dir.«
    »Da gibts nicht viel zu erzählen.« Daisy errötete leicht. Sie fasste die letzten Monate rasch zusammen, erklärte, wie der Tod ihrer Mutter ihr in mancher Hinsicht die Augen geöffnet und dass sie ihr Diplom als Küchenchef gemacht habe. Sie erzählte auch von ihrer Beziehung zu Joel, die in die Brüche ging, und wie traurig sie das mache. Aber Cornwall habe ihr so gut gefallen, fügte sie hinzu, dass sie mit dem Gedanken spiele, sich dort einen Job zu suchen, und sei es nur für den Sommer.
    »Das kann nicht dein Ernst sein!« Ellen sah sie entsetzt an. »Cornwall ist sicherlich ein idyllisches Fleckchen, aber du kannst dich doch nicht in deinem Alter dort vergraben und Touristen bekochen. Such dir lieber eine Stelle in einem aufstrebenden Lokal hier in London, etwas mit Zukunft.«
    »Du hast Cornwall doch auch geliebt«, konterte Daisy. »Du wolltest sogar die Farm deines Vaters übernehmen.« Jetzt, da sie Ellen kannte, konnte sie sich das allerdings nicht mehr so recht vorstellen.
    »Ein einfältiger Jungmädchentraum«, wehrte Ellen ab. »Drei Generationen Pengelly haben sich auf diesem Land zu Tode geschuftet. Das Einzige, wofür es je getaugt hat, war das, was es heute ist: ein Bauplatz für ein Hotel, in das man geht, um die Aussicht zu genießen und von der Vergangenheit zu schwärmen. Das ist alles, was Cornwall zu bieten hat: schöne Aussichten und Touristen, die zum Gaffen kommen. Aber für gut die Hälfte der armen Teufel, die dort zu Hause sind, gibt es keine Industrie, keine hübschen Geschäfte, keine Arbeit und keine anständigen Wohnungen.«
    Daisy wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie befürchtete, Ellen werde sie in Grund und Boden stampfen, wenn sie die Lebensqualität in Cornwall anführte, die in London und anderen Großstädten fehlte, oder die Tatsache, dass sie dort in einer Woche mehr wahrhaftige Menschen kennen gelernt hatte als in all den Jahren in der Großstadt.
    »Mir gefällts dort jedenfalls«, entgegnete sie. »London ist schmutzig, überfüllt und voller karriere- und geldgeiler Blender. Beim bloßen Gedanken an diese elende Thatcher-Mentalität könnte ich schon zu viel kriegen.«
    Ellen lachte. »Das hab ich damals auch gesagt, als Ted Heath Premierminister war. Da war ich in deinem Alter und genauso idealistisch.«
    Daisy warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Schon nach zehn, und sie hatte die Frage, die ihr auf den Nägeln brannte, noch immer nicht gestellt. »Bist du dazu gedrängt worden, mich wegzugeben? Meine Mutter und Dr. Fordham meinten, es könnte so gewesen sein.«
    Ellen sah sie verständnislos an. »Gedrängt?«, wiederholte sie.
    Daisy nickte. Ein langes Schweigen trat ein. Dann antwortete Ellen: »Ich hatte damals keine andere Wahl. Ledige Mütter wurden seinerzeit nicht so akzeptiert, wie das heute der Fall ist. Ich denke, ich brühe uns noch einen Kaffee auf.«
    Daisy war ein wenig enttäuscht. Sie hätte gern gehört, wie sich die Ereignisse aus Ellens Sicht dargestellt hatten, doch Ellen, offenkundig eine starke Frau, war nicht der Typ, der die Schuld bei anderen suchte oder sich über Dinge grämte, die nicht mehr zu ändern waren.
    »Du hast dich bestimmt gewundert, dass ich dich bat, niemandem etwas von unserem Wiedersehen zu erzählen«, meinte Ellen, als sie wieder hereinkam. Sie trug ein Tablett mit Kaffee und Sandwiches ins Zimmer. Zum ersten Mal an diesem Abend machte sie einen nervösen, unsicheren Eindruck.
    »Eigentlich nicht«, gab Daisy zurück. »Dass ich dich gefunden habe, hat mich so umgehauen, dass ich an gar nichts anderes denken konnte.«
    »Mir gings genauso.« Ellen stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab. »Wie in aller Welt soll ich meinen Freunden erklären, dass ich plötzlich zu einer Tochter gekommen bin?, war mein

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