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Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
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erzählte. Es interessierte ihn nicht einmal, warum seine Frau ihn nicht gesucht hatte, um es ihm selbst mitzuteilen. Es wurde der lustigste Abend seit langem. Nachdem sie ihren Tee draußen in der Sonne getrunken hatten, spülte Josie das Geschirr, und Ellen half ihrem Vater beim Melken und trieb die Hühner in den Stall. Anschließend machte ihr Dad einen ganz ungewöhnlichen Vorschlag: Er fragte, ob sie Karten spielen wollten. Als es Zeit war, schlafen zu gehen, gab er beiden Mädchen einen Gutenachtkuss und sagte, sie sollten sich keine Sorgen machen, alles würde gut werden. Ellen hatte das Gefühl, Josie werde gleich vor Glück platzen.
    Drei Tage später traf eine Nachricht von Violet ein. Die Mädchen hatten gerade das Haus verlassen wollen, weil der Schulbus wartete.
    Albert las den Brief und legte ihn auf den Tisch. »Ihre Mutter hat einen Schlaganfall gehabt und ist völlig hilflos, deshalb wird Violet noch eine Zeit lang bei ihr bleiben. Sie will, dass Josie nachkommt.«
    Josie starrte Ellen in panischem Entsetzen an.
    Ellen überlegte blitzschnell. Ihre Stiefmutter für ein paar Wochen los zu sein, war eine Sache, auf Josie verzichten zu müssen, eine ganz andere. Sie erinnerte sich nur zu gut an das grässliche Haus der alten Frau. Josie würde dort zu Grunde gehen. »Sie kann im Augenblick nicht fort, Dad, jetzt werden die letzten Prüfungsarbeiten geschrieben, die darf sie nicht verpassen«, erklärte sie rasch.
    Ein bedrückendes Schweigen trat ein. Albert kratzte sich am Kopf, las den Brief ein zweites Mal, drehte sich eine Zigarette und sah Josie nachdenklich an.
    »Möchtest du hinfahren?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Bitte zwing mich nicht, Dad«, bettelte sie. »Ich will hier bei dir und Ellen bleiben.«
    »Ein klares Wort«, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene. »Geh jetzt, ich werde später eine Antwort zurückschicken.«
    Josie sprang auf. Sie würden sich beeilen müssen, wenn sie den Bus nicht verpassen wollten. »Danke, Dad.« An der Tür zögerte sie. »Aber schreib ihr nicht, dass ich nicht kommen möchte. Das könnte sie verletzen.«
    Sie erfuhren nie, ob Violet verletzt war. Ein paar Tage später traf ein zweiter Brief ein, aber ihr Vater verlor kein Wort über den Inhalt. Er meinte nur, sie sollten ihr beide schreiben und nicht vergessen, sich nach dem Zustand der alten Dame zu erkundigen.
    Die beiden Mädchen waren gleichermaßen froh über die Abwesenheit der Mutter. Ellen musste sich keine sarkastischen Bemerkungen oder Nörgeleien anhören, und Josie genoss es, nicht mit Fragen gelöchert zu werden.
    Es schien, als hätten sich alle finsteren Wolken verzogen. Das Wetter war heiß und sonnig, Albert war viel freundlicher zu Josie, und sie dankte es ihm, indem sie auf der Farm mit anpackte, wovor sie sich normalerweise drückte. Ellen würde zwar erst im August erfahren, wie sie in der Prüfung abgeschnitten hatte, doch die Schulleiterin bat sie am letzten Schultag zu sich und sprach ihr Mut zu. Sie solle auf keinen Fall daran denken, von der Schule abzugehen, mahnte sie, weil sie sicher sei, dass sie alle Prüfungen bestanden hätte, und intelligent genug für die Universität sei. Das gab den Ausschlag. Zwei weitere Jahre auf der Schule waren eine lange Zeit, doch Ellen sagte sich, letzten Endes würde es sich auszahlen.
    An diesem Tag war die Schule früher aus, deshalb machte sich Ellen zu Fuß auf den Heimweg. Am Strand von Swanpool fiel ihr ein Schild am Kiosk auf: Der Betreiber suchte Aushilfen, zwei Mädchen für drei Tage in der Woche bis Ende August. Ellen ging hin und fragte, ob ihre Schwester und sie den Job bekommen könnten, und zu ihrer Freude sagte der Besitzer zu. Er wollte nicht einmal wissen, ob Josie überhaupt schon über fünfzehn war.
    Als Ellen ihrer Schwester die gute Nachricht mitteilte, kreischten beide vor Begeisterung und waren ganz aus dem Häuschen. Albert lachte mit ihnen und scheuchte sie dann zum Strand hinunter: Ihr Gejohle sei ja nicht zum Aushalten.
    Das ließen sie sich bei dieser Gluthitze nicht zweimal sagen. Sie rissen sich ihre Schuluniformen vom Leib und rannten lachend und jauchzend in ihren Badeanzügen zur Bucht hinunter. Ellen ließ sich auf dem Rücken im Wasser treiben und glaubte, nie glücklicher gewesen zu sein als an diesem Tag. Sechs Wochen Ferien, ein Job und Taschengeld! Was für eine wunderbare Vorstellung! Alles schien wie verzaubert zu sein: Das Meer war von einem gleichmäßigen, klaren Blau, über den Felsen

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