Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LESLEY PEARSE
Vom Netzwerk:
gehen. Die Kleider einfach auf den Boden werfen. Die Betten nicht machen. Ihr zieht euch jetzt sofort was Anständiges an. Ein Glück, dass ich zurückgekommen bin, um Josie zu holen. Ich hab doch gleich gewusst, dass ihr beide nicht im Stande seid, ordentlich auf sie Acht zu geben.«
    Jetzt konnten die Mädchen ihren Vater sehen, der mit angespannter Miene in der Küche saß. Ein Fremder war bei ihm, ein kleiner, stämmiger Mann in einem dunklen Anzug.
    »Hallo, Mum«, begann Josie nervös. »Wie gehts Grandma?«
    »Nicht gut«, antwortete Violet knapp. »Das ist euer Onkel Brian. Ich hab ihn gebeten, mich herzufahren, damit ich dich holen kann. Mir war klar, dass dein Vater die Zügel schleifen lassen würde.«
    »Den beiden fehlt es an nichts, Violet«, stieß Albert gepresst hervor. »Die Schule war heute früher aus, und es ist heiß. Warum hätten sie nicht schwimmen gehen sollen?«
    »Ihr geht sofort nach oben.« Violet deutete zur Treppe und ließ die Hand erhoben, als wollte sie den beiden im Vorbeigehen eine Ohrfeige verpassen. »Pack deine Sachen, Josie, wir fahren gleich. Brian hat schon genug Zeit hier vertrödelt.«
    Die Mädchen schälten sich in ihrem Zimmer aus ihren nassen Badeanzügen. »Ich will nicht mit ihr fahren, das überleb ich nicht«, flüsterte Josie. »Was soll ich bloß machen?«
    Ellen war genauso bestürzt. Sie dachte an den Ferienjob im Kiosk und an all die anderen Pläne, die sie geschmiedet hatten. Eine Trennung wäre einfach schrecklich, aber für Josie wäre es noch viel schlimmer.
    »Ich red mit Dad«, gab Ellen leise zurück. »Vielleicht kann er sie umstimmen.«
    Als sie wieder nach unten gingen, war klar, dass Albert ihrer Mum bereits von dem Ferienjob erzählt hatte.
    »Meine Tochter wird bestimmt nicht in einem Strandkiosk arbeiten«, wetterte Violet. »Was hast du dir bloß dabei gedacht, Albert? Ihr Platz ist bei ihrer Mutter und ihrer Großmutter.«
    »Lass sie doch hier bleiben.« In ihrer Not vergaß Ellen vollkommen, wie sehr Violet den Klang ihrer Stimme verabscheute. »In Helston wird sie todunglücklich sein, und es ist doch nichts dabei, wenn sie im Strandkiosk jobbt. Da arbeiten in den Ferien eine Menge Schüler.«
    »Todunglücklich, wenn sie bei ihrer Mutter sein darf?«, kreischte Violet. Ihr sonst so blasses Gesicht war vor Zorn gerötet. »Sie kriegt von mir die Chance, ihre Verwandten kennen zu lernen, ihre Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Du kannst ja für den Rest deines Lebens Kuhställe ausmisten wie dein Vater, wenn es dir Spaß macht, aber meine Tochter hat etwas Besseres verdient.«
    »Josie ist auch meine Tochter, und ich sage, sie bleibt hier, wo sie hingehört«, fuhr Albert sie an. »Deine verdammte Verwandtschaft in Helston hat sich jahrelang einen Dreck um dich gekümmert. Warum sollte ihnen plötzlich etwas an Josie liegen?« Er fasste beide Mädchen an den Armen und schob sie mit den Worten, sie sollten sich verziehen, zur Tür hinaus.
    Dann wandte er sich wieder Violet zu. »Für wie dämlich hältst du mich?«, schrie er. »Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du Josie nur herumzeigen und mit ihr angeben willst, weil keiner in deiner verfluchten Familie je so etwas Schönes zu Stande gebracht hat? Aber ich werde nicht zulassen, dass du ihr das antust. Oder dass sie ihr mit ihren Schmeicheleien den Kopf verdrehen. Geh du zu deiner verdammten Mutter zurück und pflege sie, wenn es dich glücklich macht, aber der Teufel soll mich holen, wenn Josie sich das ansehen muss.«
    Die beiden Mädchen klammerten sich draußen ängstlich aneinander. Wenn ihr Vater so viel redete, war das kein gutes Zeichen: Dann war er zu allem fähig.
    »Violet hat ein Recht darauf, ihre Tochter bei sich zu haben«, warf Brian beschwichtigend ein.
    »Du hältst dich da raus«, entgegnete Albert warnend. »Ich sage, Josie bleibt da. Und jetzt macht, dass ihr fortkommt.«
    »Ich will nicht, dass Josie mit dir allein ist«, schrie Violet plötzlich. »Am Ende vergehst du dich noch an ihr! Dir würd ich alles zutrauen!«
    »Was redest du da?«, brüllte Albert.
    Die Mädchen drückten sich noch fester aneinander. Ängstlich starrten sie die Tür an, als rechneten sie damit, dass jeden Moment jemand herausgeflogen kam.
    »Ich hab immer gewusst, dass du widerwärtig bist und eine schmutzige Fantasie hast! Du machst mich krank! Hau endlich ab!«
    Die Mädchen rannten auf den Wald hinter dem Haus zu. Drinnen war das scharfe, klatschende Geräusch einer Ohrfeige zu hören.

Weitere Kostenlose Bücher