Wenn tausend Sterne fallen: Roman (German Edition)
schob seinen Hut zurück und strahlte. »Du bist die, die nicht nur gut aussieht, sondern die auch noch Grips hat. Wie sind die Prüfungen gelaufen?«
»Ganz gut«, erwiderte sie. »Aber die Ergebnisse krieg ich erst in ein paar Wochen. Werden Sie Mum fahren?«
»Ja, natürlich«, meinte er, schien aber nicht sehr begeistert zu sein. Ellen hoffte, Josie werde Violet dazu bringen, sich vor der Fahrt zu waschen und frische Sachen anzuziehen. »Komm doch auf ein Glas Limonade rein, während ich mir schnell die Hände wasche und Mrs. Peters Bescheid sage. Du siehst richtig erhitzt und bedrückt aus.«
Ellen folgte ihm. Drinnen schaute sie sich aufmerksam um. Sie liebte dieses kleine Haus, es war das schönste, das sie je gesehen hatte. Überall Bücher und Bilder, bezaubernde Teppiche und wunderschöne, glänzende alte Möbel. Sie wünschte, sie hätte die Zauberkraft, das Farmhaus in ein heimeliges Zuhause wie dieses zu verwandeln.
Mr. Peters ging durch die Glastür in den Garten hinter dem Haus, wo seine Frau in einem Liegestuhl saß und stickte. Er erklärte ihr etwas, und sie wandte den Kopf und rief Ellen zu sich.
Ellen bewunderte Mrs. Peters fast so sehr wie deren Mann, auch wenn sie sie nicht so gut kannte. Sie war jünger als er, und Ellen musste bei ihrem Anblick an Strickmustermodelle denken. Sie bevorzugte geschmackvolle Kostüme mit Perlenketten und hatte das graue Haar zu einem Knoten zusammengesteckt. Einmal hatte Ellen sie bei einem Spaziergang im Grünen angetroffen und war tief beeindruckt gewesen, als sie Mrs. Peters in hellblauer Hose und einem karierten Mantel, der perfekt dazu passte, gesehen hatte. Da hatte sie sich fest vorgenommen, später einmal, wenn sie über fünfzig wäre, wie Mrs. Peters auf ihr Äußeres zu achten und nicht in hässlicher dunkler Trauerkleidung herumzulaufen.
»Deine Großmutter ist krank, wie ich höre«, bemerkte Mrs. Peters mitfühlend. »Ist sie schon sehr alt?«
Mr. Peters brachte Ellen ein Glas Limonade und ging wieder.
»Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen«, erklärte Ellen. Sie nippte an dem Getränk und blickte sich um. Dieser Teil des Gartens war noch schöner als der vor dem Haus. Dutzende Rosensträucher standen in voller Blüte. »Da ist sie mir schon sehr alt vorgekommen.«
»Kommt ihr denn zurecht, falls eure Mutter eine Weile dort bleiben muss?«
»Klar, das schaffen wir schon«, antwortete Ellen und bemühte sich, nicht vor Freude zu strahlen. »Wir können beide kochen, und ich helfe Dad ja jetzt auch schon auf der Farm.«
»Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du Hilfe brauchst«, versicherte Mrs. Peters und tätschelte Ellens Knie, als wollte sie ihr zu verstehen geben, sie wisse, wie sie sich fühlen musste.
Dieses stumme Verständnis wurde Ellen im Dorf oft entgegengebracht. Wahrscheinlich wussten alle über ihre leibliche Mutter Bescheid. Wenn sie den Mut aufbrächte, nach ihr zu fragen, würden die Leute im Dorf ihr vielleicht mehr über sie erzählen können. Aber sie darauf anzusprechen, kam ihr illoyal gegenüber ihrem Vater vor, und wenn er es herausfände, würde er garantiert fuchsteufelswild werden.
Die Peters’ jedoch konnte sie fragen. Die liebevolle Art, wie sie miteinander umgingen, und ihre Hilfsbereitschaft anderen Menschen gegenüber hatten etwas Vertrauenerweckendes. Ellen wusste, sie würden für sich behalten, was sie ihnen anvertraute.
»Das ist sehr nett von Ihnen, Mrs. Peters«, entgegnete sie. »Ich bin furchtbar gern bei Ihnen, Sie haben ein so wunderschönes Haus und einen herrlichen Garten.«
»Das ist lieb von dir, Ellen.« Mrs. Peters strahlte. »Aber du bist so ein kluges, hübsches Mädchen, du wirst bestimmt eines Tages in einem viel schöneren Haus wohnen. Wenn man sich etwas ganz fest wünscht, dann geht es auch in Erfüllung, weißt du?«
Als sie später im Bett lag, dachte Ellen an Mrs. Peters’ Worte. Sie hatte sich gewünscht, ihre Stiefmutter möge fortgehen, und jetzt war sie tatsächlich gegangen. Vielleicht würden sich ihre anderen Wünsche auch erfüllen.
Mr. Peters hatte sie nach Hause gefahren. Sie war ganz erleichtert gewesen, als sie gesehen hatte, dass es Josie gelungen war, ihre Mutter ein wenig herzurichten. Violet schimpfte und zeterte bis zum letzten Moment und trug ihnen auf, was sie alles zu tun hätten, zum Beispiel ihrem Vater erklären, wohin sie gegangen war und dass sie ein paar Tage fortbleiben würde.
Albert grinste übers ganze Gesicht, als Ellen es ihm
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