Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
aufgegeben, nur um sich selbst zu bestrafen. Ein junges Mädchen lag wegen eines medizinischen Experiments im Koma. Eine alte Frau ist vielleicht wegen desselben Medikaments zu früh gestorben.
Und das sind nur die Fälle, die ich kenne, sagte sich Fran. Ob es noch weitere gibt? Möglicherweise dauern die Experimente ja noch immer an, schoß es ihr plötzlich durch den Kopf.
Aber ich gehe jede Wette ein, daß die Antwort in der angeblichen Freundschaft zwischen Gary Lasch und Peter Black zu suchen ist. Es muß einen Grund geben, warum Lasch Black nach Greenwich geholt und ihm die Teilhaberschaft an der Klinik auf einem silbernen Tablett serviert hat.
Eine Frau, die ihren Hund ausführte, ging am Auto vorbei und starrte Fran neugierig an. Ich sollte losfahren, dachte Fran. Sie wußte, was sie als nächstes tun wollte – Molly besuchen und herausfinden, ob sie ihr das Verhältnis zwischen Gary Lasch und Peter Black erklären konnte. Wenn Fran erst einmal wußte, was die beiden Männer verbunden hatte, würde sie vielleicht dahinterkommen, was sich in der Klinik tat.
Auf dem Weg nach Greenwich rief sie im Büro an und erhielt die Nachricht, Gus Brandt wolle sie dringend sprechen. »Bevor Sie mich durchstellen, sehen Sie bitte nach, ob das Archivmaterial über Gary Lasch und Calvin Whitehall schon da ist«, sagte sie zu ihrer Assistentin.
»Die Sachen liegen auf Ihrem Schreibtisch, Fran«, antwortete diese. »Der Stapel ist so dick, daß Sie für diese Woche
mit Lektüre gut versorgt sind. Besonders das Material über Calvin Whitehall.«
»Ich kann es kaum erwarten. Danke. Und jetzt würde ich gerne mit Gus reden.«
Ihr Chef hatte gerade zu Tisch gehen wollen. »Gut, daß Sie mich noch erwischt haben, Fran«, sagte er. »Es macht ganz den Eindruck, als könnten Sie Ihre Freundin Molly Lasch ab Montag nachmittag im Knast besuchen. Anscheinend zweifelt der Staatsanwalt nicht daran, daß die Bewährung aufgehoben wird. Sobald er den offiziellen Startschuß bekommt, wird Molly wieder ins Niantic-Gefängnis wandern.«
»Das dürfen sie ihr doch nicht antun«, protestierte Fran.
»Die kennen kein Pardon und werden sich an ihrem Vorhaben vermutlich nicht hindern lassen. Sie ist ohnehin recht glimpflich davongekommen, weil sie zugegeben hat, ihren Mann getötet zu haben. Und kaum war sie wieder draußen, hat sie die Tat abgestritten. Das allein war schon ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen, meine Liebe. Und nun wird sie schon wieder eines Mordes verdächtigt. Was würden Sie tun, wenn Sie abstimmen müßten, ob sie hinter Gitter gehört? Wie dem auch sei, Sie bringen heute abend einen Bericht über den Fall.«
»In Ordnung, Gus. Bis später«, sagte Fran bestürzt.
Eigentlich hatte sie Molly anrufen und ihren Besuch anmelden wollen, doch bei Gus’ Worten, er habe gerade zu Mittag essen wollen, war ihr etwas eingefallen. Susan Branagan, die freiwillige Helferin in der Cafeteria der Lasch-Klinik hatte ihr erzählt, sie habe für zehnjährige Dienste eine Ehrennadel bekommen. Das bedeutete, daß sie auch schon in der Klinik gearbeitet hatte, als die junge Frau vor sechs Jahren ins Koma fiel. So etwas passiert schließlich nicht alle Tage, überlegte Fran. Vielleicht erinnert sie sich noch, wer die junge Frau war und was aus ihr geworden ist.
Möglicherweise konnte sie mehr über den Vorfall herausfinden, von dem Annamarie ihrer Schwester berichtet hatte,
wenn sie mit der Familie der Patientin sprach. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit gering, aber sie durfte nichts unversucht lassen. Hoffentlich begegne ich nicht Dr. Black, dachte sie. Wenn er mitbekommt, daß ich weitere Erkundigungen über die Klinik einziehe, kriegt er einen Anfall.
Um halb zwei betrat sie die Cafeteria. Da es Mittagszeit war, hatten die freiwilligen Helferinnen alle Hände voll zu tun. Zwei Frauen arbeiteten hinter dem Tresen, doch zu Frans Enttäuschung war Susan Branagan nicht dabei.
»Am Tresen ist noch ein Platz frei. Wenn Sie ein bißchen warten, können sie auch einen Tisch haben«, sagte die Kellnerin.
»Mrs. Branagan ist anscheinend heute nicht da«, erwiderte Fran.
»Oh, doch. Sie bedient heute an den Tischen. Jetzt kommt sie gerade aus der Küche.«
»Könnte ich vielleicht einen ihrer Tische haben?«
»Sie haben Glück. Der, der gerade abgeräumt wird, gehört zu ihrem Service. Er ist gleich fertig.«
Fran wurde zu einem kleinen Tisch geführt und bekam die Speisekarte. Kurz darauf wurde sie von einer freundlichen
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