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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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es eine andere Erklärung für seinen Tod gibt?«
    »Herr Doktor, Sie glauben wohl noch an den Weihnachtsmann.«
     
    Da Fran erst am Abend wieder im Fernsehen auftreten mußte, hatte sie den ganzen Vormittag Zeit, in ihrem Büro die Interviews vorzubereiten. Danach kaufte sie sich ein Sandwich und eine Limonade, setzte sich ins Auto und machte sich um Viertel nach zwölf auf den Weg nach Greenwich. Sie war so früh losgefahren, da sie sich vor dem Termin
mit Dr. Daniels noch ein wenig die Stadt anschauen und die Orte wiedersehen wollte, an die sie sich noch erinnerte.
    Knapp eine Stunde später erreichte sie den Stadtrand von Greenwich. Über Nacht war ein wenig Schnee gefallen. Bäume, Sträucher und Rasenflächen schimmerten in der fahlen Wintersonne.
    Wirklich ein hübsches Städtchen, dachte Fran. Ich kann es Dad nicht verdenken, daß er gerne hier leben wollte. Bridgeport, wo ihr Vater aufgewachsen war, lag nur eine halbe Autostunde von hier im Norden. Doch zwischen den beiden Ortschaften bestand ein himmelweiter Unterschied.
    Die Cranden Academy lag in der Round Hill Road. Fran fuhr langsam am Schulgelände vorbei, bewunderte die schlichten Steingebäude und dachte an die hier verbrachten Jahre, die Mädchen, mit denen sie befreundet gewesen war, und diejenigen, die sie nur aus der Ferne hatte bewundern dürfen. Eine der Unerreichbaren war Jenna Graham, die heute Jenna Whitehall hieß. Sie und Molly waren ein Herz und eine Seele gewesen, obwohl Fran fand, daß sie nur wenig Gemeinsamkeiten hatten. Jenna war selbstbewußt und durchsetzungsfähig, während Molly eher zu Zurückhaltung und Schüchternheit neigte.
    Ihr wurde ganz warm ums Herz, als ihr Bobbitt Williams einfiel, die mit ihr in der Basketballmannschaft gespielt hatte. War es möglich, daß sie noch hier wohnte? überlegte Fran. Bobbitt war auch sehr musikalisch gewesen und hatte versucht, ihr das Klavierspielen beizubringen. Doch Fran war ein hoffnungsloser Fall. Offenbar hatte der liebe Gott sie bei der Verteilung der Musikalität vergessen.
    Als Fran in die Greenwich Avenue einbog, wurde ihr klar, daß sie sehr gerne einige ihrer alten Freundinnen, wie Bobbitt zum Beispiel, besucht hätte – und dabei
wurde ihr ganz wehmütig ums Herz. Mutter und ich haben nie über die vier Jahre gesprochen, die wir hier gelebt haben, dachte sie. Aber sie haben stattgefunden, und vielleicht ist es endlich Zeit, daß ich mich damit auseinandersetze. Schließlich gab es hier viele Menschen, die mir wirklich etwas bedeutet haben. Möglicherweise hilft es mir weiter, wenn ich einige von ihnen wiedersehe.
    Wer weiß? überlegte sie, während sie Dr. Daniels’ Adresse in ihrem Notizbuch nachschlug. Eines Tages könnte ich es schaffen, in diese Stadt zu kommen und nicht die schreckliche Wut und Beklommenheit zu empfinden, unter der ich leide, seit sich mein Vater als Verbrecher entpuppt hat.
     
    Dr. John Daniels führte Fran unter Ruthies wachsamen Blicken in sein Büro. Ihm gefiel die junge, dezent gekleidete Reporterin mit ihrer zurückhaltenden Art auf Anhieb.
    Unter ihrem Trenchcoat trug Fran eine braune Tweedjacke und eine Hose aus Kamelhaar. Ihr hellbraunes Haar mit der leichten Naturwelle reichte ihr bis auf die Schulter. Während sie dem Arzt gegenüber Platz nahm, musterte Dr. Daniels sie eingehend. Sie war wirklich sehr hübsch, doch vor allem faszinierten ihn ihre Augen, die einen ungewöhnlichen Blaugrauton hatten. Sicher werden sie blauer, wenn sie glücklich ist und grauer, wenn sie sich verschließt, dachte er. Doch dann schalt er sich wegen seiner blühenden Fantasie und schüttelte den Kopf. Er mußte sich eingestehen, daß er Fran Simmons auch deshalb so neugierig ansah, weil Ruthie ihm etwas über ihren Vater erzählt hatte. Hoffentlich hatte sie es nicht bemerkt.
    »Herr Doktor, wie Sie sicher wissen, möchte ich eine Reportage über Molly Lasch und den Tod ihres Mannes machen.« Fran kam sofort zur Sache. »Soweit ich informiert
bin, hat Molly Ihnen die Erlaubnis gegeben, mit mir zu sprechen.«
    »Richtig.«
    »War sie vor dem Tod ihres Mannes Ihre Patientin?«
    »Nein. Ich kannte ihre Eltern vom Country Club und bin auch Molly seit ihrer Kindheit immer wieder dort begegnet.«
    »Ist Ihnen je aggressives Verhalten bei ihr aufgefallen?«
    »Niemals.«
    »Glauben Sie ihr, daß sie sich nicht an die Umstände erinnern kann, unter denen ihr Mann zu Tode gekommen ist? Lassen Sie mich es anders ausdrücken: Meinen Sie, daß Sie die Einzelheiten

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