Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
um den Mord an Dr. Gary Lasch erholt, der noch dazu ein Verhältnis mit einer jungen Krankenschwester gehabt hat. Allerdings bin ich sicher, daß Peter Black und Cal Whitehall den Vertrag gern vor Molly Laschs Freilassung unter Dach und Fach gehabt hätten. Denn ihre Andeutungen, daß noch mehr hinter dem Mord an dem Doktor steckt, könnten den Herren schaden.«
»Wie könnte so etwas die Firmenübernahme beeinflussen?« fragte Fran.
Joe zuckte die Achseln. »Meine Liebe, auch wenn es Ihnen altmodisch erscheint, hat dieses Land dem lockeren Lebenswandel zur Zeit den Kampf angesagt. Der Vorsitzende von American National ist ein ehemaliger Gesundheitsminister, der geschworen hat, die Gesundheitsdienste zu reformieren. Remington liegt immer noch vorne, aber in dieser verrückten Welt kann ein einziger kalter Windhauch die Ernte verderben. Schon der Verdacht eines Skandals könnte dazu führen, daß der Vertrag platzt.«
18
I ch kann mich auf niemanden verlassen, war Mollys erster Gedanke beim Aufwachen. Sie sah auf die Uhr: zehn nach sechs. Nicht schlecht, sagte sie sich. Kurz nachdem Jenna sich verabschiedet hatte, war sie zu Bett gegangen und hatte sieben Stunden geschlafen.
Im Gefängnis hatte sie häufig die ganze Nacht kein Auge zugetan und trotz der bleiernen Müdigkeit vergeblich versucht, sich zu entspannen.
Als sie den linken Arm ausstreckte, berührte sie das Kissen neben sich. In dem schmalen Gefängnisbett hatte sie Gary nicht vermißt, doch nun war ihr seine Abwesenheit trotz all der Jahre, die seitdem vergangen waren, schmerzlich bewußt. Sie kam sich vor, als ob die Zeit dazwischen nur ein Traum gewesen wäre. Traum? Nein, Alptraum traf es besser.
Molly hatte sich ganz und gar eins mit Gary gefühlt. »Wir sind wie siamesische Zwillinge« war damals ihr Lieblingssatz gewesen. Hatte sie sich etwas vorgemacht?
Es hat sich selbstzufrieden und gönnerhaft angehört, dachte Molly, und vielleicht war es das auch. Und offenbar war ich ziemlich naiv. Inzwischen hellwach, setzte sie sich auf. Ich muß es wissen, überlegte sie. Wie lange hat die Affäre mit dieser Krankenschwester gedauert? Wie viele Jahre war mein Leben mit Gary eine Lüge?
Und nur Annamarie Scalli konnte ihr die Antworten darauf geben.
Um neun rief sie Fran Simmons im Büro an und hinterließ ihr die Nachricht, sie könne mit Dr. Daniels sprechen. Dann, um zehn, meldete sie sich bei Philip Matthews. Obwohl sie ihn nur selten in seiner Kanzlei aufgesucht hatte, sah sie sein Büro deutlich vor sich. Von seinem Fenster im World Trade Center hatte man einen Blick auf die Freiheitsstatue. Während sie ihm damals zugehört hatte, wie
er ihre Verteidigung plante, war es ihr immer als Widerspruch erschienen, daß Mandanten, denen eine Gefängnisstrafe drohte, hier ständig das Symbol der Freiheit vor Augen hatten.
Molly hatte das Philip gesagt und er hatte ihr geantwortet, daß die Statue für ihn ein gutes Omen war: Wenn er einen Mandanten vertrat, wollte er ihm zur Freiheit verhelfen.
Es war durchaus möglich, daß Philip Annamarie Scallis letzte Adresse kannte. Schließlich hätte sie ursprünglich beim Prozeß aussagen sollen. Sie brauchte unbedingt einen Anhaltspunkt.
Philip Matthews hatte gerade überlegt, ob er Molly anrufen sollte, als ihm seine Sekretärin meldete, daß sie am Apparat sei. Rasch griff er nach dem Hörer. Seit sie aus der Haft entlassen worden war, konnte er nur noch an sie denken. Ein Erlebnis auf einer Dinnerparty vor zwei Tagen hatte seine Besorgnis noch verstärkt. Zur Unterhaltung der Gäste war eine Wahrsagerin engagiert gewesen. Da Philip nicht unhöflich sein wollte, hatte er gute Miene zum bösen Spiel gemacht, obwohl er Wahrsagerei, Handlesen, Astrologie und Tarotkarten normalerweise als albernen Hokuspokus abtat.
Allerdings hatte die Wahrsagerin ihm einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Nachdem sie die von ihm gezogenen Karten studiert hatte, hatte sie die Stirn gerunzelt, das Blatt noch einmal gemischt und ihn erneut Karten auswählen lassen. »Jemand, der ihnen nahesteht, vermutlich eine Frau, schwebt in großer Gefahr«, hatte sie dann verkündet. »Wissen Sie, um wen es sich handeln könnte?«
Philip versuchte sich einzureden, daß die Wahrsagerin von einer Mandantin sprach, die wegen eines Verkehrsunfalls mit Todesfolge vor Gericht stand und wahrscheinlich ins Gefängnis mußte. Doch im Grunde seines Herzens war ihm klar, daß sie Molly meinte.
Und nun bestätigte Molly seine schlimmsten
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