Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
startete den Motor. Eine Stunde später traf er beim Farmhaus in West Redding ein und übergab dem Mann, den er als Dr. Adrian Logue kannte, das Päckchen.
Logue zitterte fast vor Aufregung, als er Lou das Päckchen aus der Hand riß und ihm die Tür vor der Nase zuknallte.
65
N och nie im Leben ist mir etwas so schwergefallen«, erklärte Edna Barry Marta Jones am Telefon. Sie hatte gerade nach dem Abendessen die Küche saubergemacht, gönnte sich nun eine Tasse Tee und brannte darauf, ihrer Freundin ihre Version der Geschichte brühwarm zu erzählen.
»Ja, es muß schrecklich für dich gewesen sein«, bestärkte Marta sie.
Edna zweifelte nicht daran, daß Fran Simmons weiter hier herumschnüffeln und Fragen stellen würde. Vielleicht würde sie auch Marta einen weiteren Besuch abstatten. Und deshalb wollte Edna sichergehen, daß ihre Nachbarin die Dinge in ihrem Sinne darstellte. Diesmal sollte Fran nur Informationen zu hören bekommen, die Wally ganz sicher nicht schaden konnten. Sie trank einen Schluck Tee und hielt den Hörer ans andere Ohr. »Marta«, fuhr sie fort, »schließlich hast du mich auf den Gedanken gebracht, daß Molly gefährlich sein könnte. Ich habe versucht, nicht daran zu denken, aber sie benimmt sich seltsam. Sie ist so still. Stundenlang sitzt sie allein herum und will niemanden sehen. Gestern kauerte sie auf dem Boden und durchsuchte Kartons. Es waren stapelweise Fotos vom Doktor darin.«
»Nein!« keuchte Marta. »Man möchte doch meinen, daß sie die schon längst weggeworfen hat. Warum sollte sie sie behalten? Oder möchtest du dir ständig Fotos von einem Mann anschauen, den du umgebracht hast?«
»Genau das meine ich, wenn ich sage, daß sie sich komisch benimmt«, entgegnete Edna. »Und als sie gestern behauptete, sie hätte den Schlüssel nie aus dem Versteck im Garten genommen – nun, Marta, da wurde mir klar, daß das mit den Gedächtnislücken bereits vor dem Tod des Doktors angefangen haben muß. Wahrscheinlich schon nach ihrer
Fehlgeburt. Bestimmt hat sie damals eine Depression bekommen, und danach war sie völlig verändert.«
»Die Arme«, sagte Marta und seufzte. »Für sie wäre es das beste, wenn man sie in einer Einrichtung unterbringt, wo ihr geholfen wird. Ich bin froh, daß du dich von ihr fernhältst, Edna. Vergiß nicht, daß Wally dich braucht, du mußt zuerst an ihn denken.«
»Das finde ich auch, Marta. Gut, daß ich eine Freundin wie dich habe, mit der ich über alles sprechen kann. Ich war so durcheinander und mußte es mir einfach von der Seele reden.«
»Ich bin immer für dich da, Edna. Geh früh zu Bett und schlaf dich mal so richtig aus.«
Nachdem Edna ihre Mission erfüllt hatte, stand sie zufrieden auf, knipste das Licht in der Küche aus und ging ins Wohnzimmer. Wally sah sich die Nachrichten an. Erschrocken stellte Edna fest, daß gerade die Aufnahmen von Molly vor dem Gefängnistor über den Bildschirm flimmerten. »Erst vor zehn Tagen wurde Molly Carpenter Lasch aus dem Niantic-Gefängnis entlassen«, verkündete der Nachrichtensprecher. »Sie war dort fünfeinhalb Jahre wegen Mordes an ihrem Mann Dr. Gary Lasch inhaftiert. Inzwischen wurde sie erneut festgenommen und wegen Mordes an der Geliebten ihres Mannes, Annamarie Scalli, angeklagt. Staatsanwalt Tom Serrazzano versucht, ihre Bewährung aufheben zu lassen.«
»Warum schaltest du nicht um, Wally?« schlug Edna vor.
»Muß Molly wieder ins Gefängnis, Mom?«
»Ich weiß nicht, mein Junge.«
»Sie sah so ängstlich aus, als sie ihn fand. Sie hat mir leidgetan.«
»Das darfst du nicht sagen, Wally. Du weißt nicht, wovon du redest.«
»Doch, Mom. Ich war doch dabei, schon vergessen?«
Entsetzt packte Edna ihren Sohn am Kinn und zwang ihn, zu ihr hochzusehen. »Erinnerst du dich nicht mehr,
wie die Polizei dir angst gemacht hat, als Dr. Morrow ermordet wurde? Dauernd haben sie dir Fragen gestellt, wo du in der Nacht gewesen bist. Deshalb habe ich dir ja die Schiene wieder angelegt und dir deine Krücken gegeben, bevor sie kamen, damit sie dich in Ruhe lassen.«
Er versuchte, sich loszumachen. »Was soll das, Mom?«
Edna blickte ihren Sohn eindringlich an. »Wally, du darfst nie wieder über Molly oder über diese Nacht sprechen. Nie wieder. Verstehst du mich?«
»In Ordnung.«
»Wally, ich werde nicht mehr für Molly arbeiten. Du und ich, wir machen eine Reise. Wir fahren ganz weit weg, vielleicht in die Berge oder sogar nach Kalifornien. Würde dir das Spaß machen?«
Er sah
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