Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Arbeitszimmer hinüber. Er stand neben dem Kamin und nippte an seinem Kaffee. Sein Haar war immer noch feucht vom Baden, und Victoria lächelte unwillkürlich, als sie wieder daran dachte, mit welch einer geharnischten Strafpredigt Abigale sie empfangen hatte, als sie zurückgekehrt waren. Chris wurde dafür ausgeschimpft, dass er so lange mit ihr im Wald geblieben war, und Victoria wurde abgekanzelt, weil sie mit »nacktem Hinterteil« herumlief, wie Abigale sich ausdrückte - es war in dieser Zeit nicht schicklich, das Wort »Beine« zu benutzen.
Natürlich wusste Victoria, dass sie gegen einige Tabus verstoßen hatte, aber es störte sie nicht sonderlich.
Chris wandte sich um, als sie sich räusperte. Er sah sie nur an, hätte fast den Kaminsims verfehlt, als er die Kaffeetasse absetzen wollte.
Der Blick, mit dem er sie von Kopf bis Fuß musterte, war wie eine Liebkosung, und Victoria wurde unwillkürlich rot.
»Unglaublich!«, flüsterte Chris voller Bewunderung.
»Um Himmels willen, Chris, es ist doch nur ein Kleid!«
Er war mit ein paar Schritten bei ihr, nahm ihr den Rucksack ab und stellte ihn auf den Boden, dann packte er sie an den Armen und schob sie nach draußen in den Eingangsbe reich, stellte sie vor den Spiegel, der direkt neben der Tür hing.
Das Bild, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, erinnerte in nichts an die Victoria, die sie kannte. Es hatte nichts mehr mit der Frau gemeinsam, die V erbrecher jagte, sich von Fast food ernährte und praktisch in ihrem Auto lebte.
»Oh!«
»Ja!« Er stand hinter ihr und legte ihr die Arme um die Taille, zog sie an sich.
»Die Frau, die du hier siehst, ist wunderschön«, sagte er, und Victoria legte eine Hand auf seine Wange, beobachtete im Spiegel, wie er den Kopf senkte und mit seinen Lippen die zarte Haut an ihrem Hals berührte.
Victoria schloss die Augen, zu unvertraut waren die Gefühle, die sie empfand. Aber sie musste zugeben, dass sie sich tatsächlich verändert hatte. In diesem Kleid fühlte sie sich verführerisch und elegant, und sie sah aus ... als hätte sie ihr Lebtag nichts anderes getragen.
Victoria versuchte, das zu sehen, was Chris sehen mochte. Das Kleid war von schlichter Eleganz, entsprechend dem Stil jener Zeit, aus schwerer Seide gearbeitet. Ihr Haar war zu einer Krone aufgesteckt und mit perlenverzierten Nadeln festgesteckt, die Abigale herbeigezaubert hatte. Kleine Löckchen ringelten sich an ihren Schläfen und im Nacken, an den Ohren trug sie lange Perlohrringe.
Chris küsste sie auf den Hals, und es erregte sie, im Spiegel zu beobachten, wie er sie liebkoste.
»Du machst mich verrückt«, flüsterte sie.
»Das ist Absicht«, murmelte er.
Er hauchte einen Kuss auf ihre Schulter, dann ließ er seine Lippen über ihren Arm gleiten. »Ich liebe deine Schultern«, wisperte er. »Sie sind so glatt und makellos.«
»Ich dachte, du liebst meine Beine.« Ihr Lachen klang ein wenig unsicher.
Chris küsste sie auf die Stelle zwischen Schulter und Hals, dann blickte er sie im Spiegel an. »Die auch«, antwortete er.
»Und jetzt bin ich der Einzige, der sich an ihrem Anblick erfreuen darf.«
»Sag bloß, dass du auch noch besitzergreifend bist«, meinte sie. »Darauf wäre ich von allein gar nicht gekommen!«
»Du gehörst mir, Victoria, vergiss das nicht!«
Schon wieder ging er davon aus, dass ihre Beziehung von Dauer sein würde. Und statt zu widersprechen, ließ Victoria sich von diesen Worten wärmen wie von einer Decke.
»Ich kann es gar nicht erwarten, dir dieses Kleid wieder auszuziehen!«
Sie seufzte leise auf, und Chris wusste, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie.
»Du machst mich ganz atemlos, Tori«, flüsterte er ihr ins Ohr. »So hast du vom ersten Augenblick an auf mich gewirkt.«
Er griff in seine Tasche und hielt seine Hand dann vor ihr Gesicht. Von seinen Fingern baumelte eine Kette.
Stirnrunzelnd blickte sie sein Spiegelbild an. »Ich will keine Geschenke, Christopher!«
»Du brauchst die Kette ja nicht zu behalten.« Er würde sich nicht deshalb mit ihr streiten. Sie hatte ihn gerade wieder daran erinnert, dass sie nicht bleiben würde, dass sie nicht für alle Zeit beisammen bleiben würden und ihre Beziehung vielleicht nur von kurzer Dauer war.
Dennoch weigerte er sich, dies zu glauben.
Er schloss die Kette um ihren Hals, sicherte den Verschluss. Eitelkeit trieb Victoria dazu, sich vorzubeugen und den Schmuck genauer zu betrachten. Es war eine wunderschöne, feine Silberarbeit, in die
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