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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Stunde verbrachte sie damit, die defekte Bremse an der Kutsche zu reparieren. Prüfend betrachtete sie ihr Werk. Ja, das musste funktionieren. Sie glaubte nicht, dass sie jemanden damit umbringen würde. Schließlich schüttete sie frisches Heu in eine leer stehende Box und schüttelte ihre Decke aus. Bevor sie sich auf ihr improvisiertes Bett legte, stellte sie die Weckfunktion ihrer Armbanduhr ein. Wenn sie in vier Stunden wieder aufstand, würde Ivy League garantiert noch einmal den Saloon kontrollieren. In dieser Beziehung war er ein Fanatiker, das wusste sie; der Zwang, alles unter Kontrolle haben zu müssen, betraf nicht nur seine Verbrechen. Dennoch liebte er die Herausforderung, wählte sich gern als Opfer Frauen aus, die in seiner Umgebung lebten, so nahe, dass er in ständiger Gefahr war, erwischt zu werden. Sein Verhalten war reine Arroganz, und das machte Victoria noch wütender. Sie streckte sich aus, zog den Hut über die Augen und tastete noch einmal nach dem Messer, das sie an ihren rechten Oberschenkel gebunden hatte. Zwei blitzende, lachende dunkle Augen verfolgten sie bis in den Schlaf.
     
    Victoria stützte sich auf die Ellbogen und hob ihr Fernglas an die Augen. Von ihrem Beobachtungspunkt hatte sie einen guten Blick auf den Saloon. Der Barkeeper säuberte die Theke, draußen auf dem Gehsteig lungerten noch ein paar Betrunkene herum. Sie richtete das Glas auf jedes Fenster, auch im ersten Stock. Nach allem, was sie erkennen konnte, schien das nächtliche Geschäft bestens zu laufen. Doch viel mehr interessierte sie, was im linken Teil des Erdgeschosses geschah, und sie konzentrierte sich auf ein Fenster, dessen Vorhänge nicht vorgezogen waren. Das Büro lag zur Straße hin, hier einzubrechen, um ein bisschen herumzuschnüffeln, wäre viel zu riskant, denn sie konnte zu leicht dabei entdeckt werden. Es hätte ihr kein schlechtes Gewissen bereitet, wenn sie eingebrochen wäre. Kopfgeldjäger konnten manches tun, was Polizisten nicht erlaubt war.
    Das Büro war ziemlich groß, nur durch den Saloon zu erreichen, von dem es durch eine Art Lagerraum getrennt war. So wurde Becket nicht allzu sehr durch den Lärm der Gäste gestört.
    Von hier hatte sie wirklich eine hervorragende Aussicht. Er saß in seinem Büro, allein, soweit sie das feststellen konnte, denn das Licht reichte gerade aus, um seine Gestalt zu erkennen. Er saß in einem Sessel, die Füße hoch gelegt, ein Cognacglas in der Hand. Er hatte keine Lampe angezündet, dafür brannten auf dem Tisch vor ihm drei Kerzen. Er schwenkte das Glas, betrachtete die Flüssigkeit. Seine Lippen bewegten sich, jetzt lächelte er. Er redete mit jemandem. Also hatte er doch Gesellschaft.
    Es war der Marshal , wie sie erkannte, als ein Mann sein Glas auf den Tisch stellte.
    Victoria rollte sich vom Fenster weg und atmete einmal tief durch.
    Beruhige dich, ermahnte sie sich. Niemand hier ahnt, dass Becket ein Verbrecher ist. Trotzdem - was hatte der Marshal um zwei Uhr morgens mit ihm zu besprechen?
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Wie passte Chris ins Bild? War er ein Freund von Ivy League? Ein schrecklicher Gedanke kam ihr. Was war, wenn er Ivy League von ihr erzählte? Nicht, dass der Killer jemals ihr wahres Gesicht gesehen hätte oder eine der Masken, die sie hier benutzte, aber wenn der Marshal erwähnte, dass er ihr in der Nähe des Wasserfalls begegnet war, würde er dann nicht misstrauisch werden? Sie konnte nur hoffen, dass Becket überzeugt war, hier sei er absolut sicher. Und dadurch sorglos wurde.
    Sie hob das Glas wieder an die Augen und beobachtete, wie Becket den Docht einer Lampe herunterschraubte; als er eine andere Tür öffnete, sah sie nur noch seinen Schatten. Dann flammte Licht auf, und sie stellte das Glas schärfer ein. In seinem Bett lag eine Frau, und Victoria überlegte, wo sie sie schon einmal gesehen hatte. Ach ja, im Saloon, sie war diejenige, die den unwilligen Spieler an der Schulter berührt hatte.
    In diesem Augenblick trat der Marshal auf die Straße. Caesar trottete zu ihm, und Chris schwang sich auf seinen Rücken. Ohne Sattel. Er machte keinen Versuch, seine Anwesenheit zu verbergen. Ein weiterer Mann erschien, der Stern auf seiner Brust fing das Mondlicht ein. Victoria konnte nicht hören, was Chris und der Deputy sagten, aber sie sah, wie Christopher auf den Saloon und dann auf die Betrunkenen zeigte, die auf der Veranda schliefen. Der Deputy nickte, und Chris ritt gemächlich davon. Ab und zu beugte er sich vom

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