Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
Miene verdüsterte sich.
»Was für ein Standard?«, wollte er wissen. Seine Stimme klang scharf.
Sie sah ihn ausdruckslos an. »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht, Marshal .«
Chris stand abrupt auf, die Hände zu Fäusten geballt. »Und ob es mich etwas angeht!«, stieß er hervor.
»Sie sollten inzwischen doch begriffen haben, dass es nicht nötig ist, Ihre Nase in alles zu stecken, Marshal Swift.« Seine dunklen Augen wurden schmal. »Sie könnte Ihnen abgeschnitten werden!« Sie ignorierte seinen Ärger und wandte sich an Vel, die Chris nachdenklich anschaute. Mal sehen, wie er ihr das erklärt, dachte sie, doch ihre Schadenfreude konnte ihren Schmerz nicht verdrängen. »Dann lasse ich Sie b eid e jetzt wieder allein.«
Sie drehte sich auf dem Absatz herum, marschierte zur Tür und zog sie hinter sich zu.
Chris zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel. Er fluchte leise vor sich hin und fuhr sich dann mit allen zehn Fingern durchs Haar. Der Ausdruck, mit dem sie ihn angeschaut hatte, hatte ihm ins Herz geschnitten. Er wusste, welchen Eindruck sie gewonnen haben musste. Er würde ihr alles erklären - aber er hatte das dumme Gefühl, dass sie im Moment für seine Erklärungen nicht allzu empfänglich wäre.
» Marshal ?«, fragte Vel sanft. »Was läuft da zwischen euch?«
»Nichts.« Er ging zur Tür.
»Das können Sie jemand anderem weismachen!«
Er blieb stehen, und sie blickte ihn über den Rand ihrer Tasse an. Chris unterdrückte einen Seufzer. Er wollte Victoria wahrhaftig nicht verraten, und er konnte nur hoffen, dass Vel die Einzige war, die die starke Anziehungskraft zwischen ihnen beid en bemerkt hatte
»Clara ist mehr als das, was sie zu sein scheint.«
Vel schnaubte. »Vielleicht sagen Sie mir etwas, was ich noch nicht weiß.«
Fragend blickte er sie an.
»Sie ist irgendwie anders. Merkwürdig, aber - ach, ich weiß auch nicht, wie ich es ausdrücken soll.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass sie nicht das ist, was wir alle sehen.«
Beinahe hätte Chris gelacht. »Danke, Vel«, sagte er und nahm seinen Hut von einem kleinen Tischchen. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas Wichtiges sehen oder hören.«
»So ein verdammtes Pech.« Sie schnippte mit den Fingern. »Da hatte ich Sie eine geschlagene Stunde in meinen Klauen - und was ist passiert? Nichts!«
Er blickte sie über die Schulter hinweg an. »Tut mir Leid, Vel«, meinte er und setzte den Hut auf, »aber Sie sind mir nicht wild genug!« Ihr lautes Lachen folgte ihm, als er den Gang entlangeilte und dann im Rekordtempo die Hintertreppe nach unten lief. Chris blieb stehen und schaute sich suchend um, dann betrat er das Badehaus für die Männer.
Der Mann, der in dem großen Zuber saß und sich schrubbte, sah auf. Sein Blick blieb an dem Stern auf Chris' Brust hängen.
»Wo ist die Dienstmagd?«
Der Mann deutete mit dem Kopf nach draußen. Chris machte kehrt und ging in Richtung Waschküche, die hinter dem Saloon lag. Heißes Wasser blubberte in den Kesseln, in einigen Bottichen war schmutzige Wäsche eingeweicht, aber niemand war in dem großen Raum. Hatte sie ihren Job einfach hingeschmissen?
Doch gerade, als er wieder gehen wollte, erblickte er sie durch eines der Fenster. Sie war draußen im Hof und pumpte Wasser in einen Eimer, stellte ihn beiseite und füllte dann einen zweiten. Die arme Pumpe hat ihr doch gar nichts getan, dachte er, als er sah, wie wütend sie den Schwengel bearbeitete.
Chris lächelte zufrieden. Sie war eifersüchtig - und wie!
Am liebsten hätte er laut gejubelt. Stattdessen schlich er sich an sie heran.
»Verschwinde«, sagte sie ohne aufzublicken, dann nahm sie die b eid en Eimer auf und marschierte zurück zur Waschküche.
Er folgte ihr. »Victoria - «
Sie blieb so abrupt stehen, dass er fast gegen sie gerannt wäre. Wasser schwappte aus den Eimern. »Ich fürchte, Sie verwechseln mich mit jemandem. Ich heiße Clara Murphy.« Dann ging sie weiter und betrat den Waschraum. Sie stellte einen Eimer ab, bevor sie den anderen in den großen Kessel über dem Herd leerte.
»Ich dachte, du würdest dir was zum Anziehen kaufen.«
»Tue ich auch - morgen Früh.« Sie leerte auch den zweiten Eimer und eilte dann wieder nach draußen, um sie erneut zu füllen. »Die Geschäfte haben bereits geschlossen.«
Chris folgte ihr auf den Fersen.
Während sie Wasser pumpte, wünschte sie, Chris würde sie mit ihrem Elend allein lassen. »Haben Sie
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