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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Fenster und musste gegen den Drang ankämpfen, Lucky hereinzuziehen und alle Informationen, die er haben mochte, aus ihm herauszuschütteln. Er bewegte sich ganz langsam, um den Jungen nicht zu erschrecken.
    »Du hast ja gar nichts an!«
    Chris schraubte das Glas über die Flamme. »Ich weiß.«
    Lucky hatte die Ellbogen auf das Fensterbrett gelegt, das Gesicht in die Hände gestützt. »Schläfst du immer nackt?«
    »Ja. Wie die Indianer.«
    »Hm.« Lucky ignorierte die Balkontür direkt neben ihm und krabbelte wie ein verschrecktes Eichhörnchen durchs Fenster in das Zimmer hinein. Er war so schmutzig wie immer, das Haar staubig, ohne Schuhe an den Füßen. Gebückt kam der Junge auf ihn zu, schaute sich vorsichtig um, bereit, jeden Moment in Deckung zu gehen. Chris' Herz zog sich bei diesem Anblick zusammen.
    Lucky nahm Chris' Hose von einem nahe stehenden Sessel und warf sie ihm zu. »Zieh die Hose an, wir gehen.«
    »Wohin?« Chris stand auf und zog sich eilig an.
    »Beeil dich.« Lucky fixierte die Tür von Chris' Zimmer, als lauere ein grässliches Ungeheuer dahinter. »Bitte!«
    Chris spürte, wie ihm Schweiß auf die Stirn trat. Seit er Lucky kannte, hatte der Junge nicht so viel an einem Stück gesprochen wie jetzt. Lucky war der Letzte, der Victoria gesehen hatte. Hatte er sie gefunden? War sie verletzt und hatte sie den Jungen zu ihm geschickt, damit er ihn holte? Hastig zog er seine Socken über und schlüpfte in seine Stiefel. Lucky wanderte neugierig durch das Zimmer, machte aber einen Bogen um die Tür. Er nahm ein Buch in die Hand und blätterte die Seiten durch, ohne jedoch weiteres Interesse daran zu zeigen.
    »Wohin gehen wir, mein Junge?«
    Lucky blieb stehen. »Ich bin nicht dein Junge. Ich bin der Sohn von niemandem.« Er blickte nach draußen in die Dunkelheit. Mondlicht "erhellte das Profil dieses einsamen Kindes.
    Chris trat zu ihm und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. »Es gäbe keinen einzigen Mann auf dieser Welt, wenn er nicht der Sohn von irgendjemandem wäre. Wärst du gern mein Sohn?« Er war bereit, alles für diesen Jungen zu tun, ihm wenigstens einmal in seinem Leben das Gefühl zu geben, geliebt zu werden.
    »Vielleicht.« Lucky zuckte mit den Schultern, dann wollte er wieder durchs Fenster klettern.
    Doch Chris hielt ihn zurück. »Wir können auch die Tür nehmen«, meinte er und zeigte hinter sich.
    Lucky schüttelte heftig den Kopf, Horror lag in seinem Blick. »Dann steckt Miss Abigale mich wieder in die Badewanne!«
    Chris lächelte und griff nach seinem Revolvergurt.
    »Den brauchst du nicht«, sagte Lucky, als er über die Fensterbank glitt und auf dem Balkon landete. »Sie ist schon tot.«

Hewlett-Packard
    22
    Als erstes nahm er den Geruch wahr.
    Es war der Geruch des Todes, der die Nachtluft erfüllte, als sie sich der verlassenen Mine näherten. Bitte, lass es nicht Victoria sein, dachte er, und Panik erfüllte sein Herz.
    Hinter ihm befand sich Lucky, der sich knapp außerhalb des Lichtscheins der Laternen hielt, neben ihm gingen Seth und Joaquin, einer der Bancharbeiter. Chris bückte sich, als er in den Eingang zur Mine trat. Kleine Steine knirschten unter seinen Stiefeln, das Echo hallte von den Wänden wider. Der Geruch wurde stärker, umhüllte sie, und dann fiel das Licht auf ihren Körper.
    Das Blut wich aus Chris' Gesicht, er schwankte.
    Sie sieht wunderschön aus, dachte er unwillkürlich. Wie ein Engel.
    Und das nächste, was er empfand, war Erleichterung, und er sank auf die Knie. Die Laterne klapperte, als er sie auf den Boden stellte. Er schämte sich für sein Gefühl, denn Velvet war seine Freundin gewesen, und sie hatte es nicht verdient, so zu sterben. Doch während des gesamten Marsches hierher hatte Lucky sich standhaft geweigert zu reden, wollte nicht sagen, wer es war, nur dass es eine Frau sei. Und Chris hatte nur noch an Victoria denken können. Jetzt brauchte er einen Moment, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Aufmerksam schaute er sich um. Der Tod gehört zum Leben - aber dies hier war Mord.
    Ihr Geist wird über die Erde wandern, dachte er flüchtig. Wäre nicht der leere Blick in ihren Augen gewesen, die unnatürliche Blässe ihrer Haut, dann hätte man meinen können, sie lebte noch.
    Er berührte sie nicht, prägte sich aber jede Einzelheit ein. Fliegen schwirrten um ihren Leichnam, ihre einst grünen Augen waren dunkel geworden. Er roch kein Blut, nur Verfall, und ganz schwach den Duft von Parfüm. Sie war perfekt

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