Wenn Zauberhaende mich beruehren
geführt.«
Er ließ sich so lange Zeit, daß sie schon glaubte, er würde gar nicht mehr antworten, doch dann blieb er im Schatten eines großen Baumes stehen und hakte eine Wasserflasche vom Gurt seines Rucksacks, während sich Kady auf einen Felsbrocken setzte. Er streckte ihr die Flasche entgegen.
»Für mich war Ihr Leben nie uninteressant«, sagte er leise und blickte in die Ferne, als könne er es nicht ertragen, sie anzusehen. »Ich bezweifle keine Sekunde, daß Fowler Ihnen sehr viel über mich erzählt hat. Er hat eine gewisse Abneigung gegen mich, weil ich ihm viele seiner Aufgaben entzogen habe.«
»Nein, viel hat er mir nicht erzählt«, sagte Kady. Die Äste der Bäume hingen tief auf sie herab, und der Wald war sehr still.
»Als Kind hatte ich nicht viel Gesellschaft, weil es da immer die Gefahr einer Entführung gab, also war ich gezwungen, meinen Mangel an persönlicher Gesellschaft irgendwie auszugleichen.« Nach einer kleinen Pause sah er sie an. »Es hat mir mein Los sehr erleichtert, daß es auf diesem Planeten einen Menschen gab, der seinen Lebensunterhalt erarbeiten mußte.«
Lächelnd versuchte Kady, die Atmosphäre heiterer zu machen, denn der verbitterte Zug um seinen Mund entging ihr nicht. »Und ich hätte gedacht, daß ein reiches Kind wie Sie mit Spielzeugen nur so überhäuft werden würde. Hätte Ihr Vater denn keine Spielgefährten für Sie engagieren können?«
Tarik schnaubte verächtlich. »Mein Vater sorgte dafür, daß er für jeden Cent, den er ausgab, auch den entsprechenden Gegenwert erhielt. Er kaufte mir ein Pferd und erwartete dann, daß ich die Wände mit Preisen und Auszeichnungen für meine Reitkünste fülle. Die Kampfsportarten waren für ihn eine weitere Möglichkeit, mit meinen Fähigkeiten zu renommieren.«
»Und? Haben Sie sich in allem ausgezeichnet, was Sie anfingen?«
Einen Moment lang schien sich Tarik in Erinnerungen zu verlieren. Doch dann sah er sie an, sein Lächeln kehrte zurück. »Das habe ich! Sie nicht? Als Sie für Ihre Mutter und die Familie kochen mußten, bei der Sie untergebracht waren, haben Sie da nicht beschlossen, die beste Köchin der Welt zu werden?«
»Ja.« Kady machte ganz große, verwunderte Augen. »So habe ich das noch nie gesehen. Bisher nahm ich an, daß ich aus der Notwendigkeit heraus kochen gelernt habe. Und aufgrund der Bedürfnisse. Die Menschen müssen nun einmal essen.«
»Die Menschen brauchen auch Geld. Sie brauchen Jobs. Und weil mein Vater Arbeitsplätze schuf, wußte ich, daß er damit etwas Gutes tat. Aber manchmal wünschte ich mir, er hätte mir gestattet, bei irgendeiner Aufgabe zu scheitern, und mich dennoch geliebt.«
Blinzelnd sah Kady zu ihm auf. Sie mußte an Jane und ihre Worte denken, wie ihre Familie Kady früher ausgenutzt hatte.
»Ich habe ihnen das Gefühl gegeben, weniger einsam zu sein?« fragte sie leise.
»Ja«, meinte er versonnen, seine melancholische Stimmung schien verschwunden. »Ich las alle die Berichte und studierte Ihre Fotos, bis ich glaubte, Sie sehr gut zu kennen.« Er verhakte die Wasserflasche wieder an seinem Rucksack. »Wenn ich Ihnen also mitunter zu vertraut mit Ihnen vorkomme, verzeihen Sie mir bitte, Miss Long. Ich habe das Gefühl, Sie schon mein ganzes Leben lang zu kennen.«
»Seit Sie neun Jahre alt waren«, flüsterte sie.
»Ja«, erwiderte er und streckte die Hand aus, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Aber ich kann mich nicht erinnern, Ihnen das erzählt zu haben.«
»Sie müssen es getan haben, woher sollte ich es sonst wissen?«
»Natürlich«, erwiderte er, aber er sah ihr tief in die Augen, und Kady wußte, daß er ihr nicht glaubte.
»Glauben Sie nicht, daß Sie mich Kady nennen sollten?« meinte sie und zögerte dann. »Und ... und wie soll ich Sie nennen?«
»Mister Jordan, genau wieder jeder sonst«, erwiderte er, aber seine Augen funkelten.
»Sie unmöglicher Kerl!« rief sie und machte einen Satz auf ihn zu, als wollte sie ihn schlagen, aber er sprang geschickt zur Seite. Als sie stolperte, fing er sie auf.
»Hmmm, Kady«, murmelte er, zog sie an sich und verbarg das Gesicht in ihren Haaren. »Was für ein Schock sind Sie doch für mich gewesen.«
Kady kämpfte um Beherrschung, aber es war so verlockend, sich an ihn zu lehnen, daher stieß sie ihn von sich. »Wie konnte ich ein Schock für Sie sein, wo Sie mich doch schon Ihr ganzes Leben lang kennen?«
»Verlangen ist immer ein Schock.«
»Oh.« Sie hob die Brauen.
»Wollen wir weiter? Es
Weitere Kostenlose Bücher