Wenn Zauberhaende mich beruehren
Sie einfach nicht schicken, dort mit mir zu leben - nur mit dem alten Manuel und ein paar Farmarbeitern als Tugendwächtern.« Seine Augen zeigten Bedauern. »Nach der Chorprobe werde ich Sie mit Freuden zum Essen einladen, aber mehr kann ich beim besten Willen nicht für Sie tun. Ich kann niemanden dazu zwingen, eine Köchin einzustellen, die nicht gebraucht wird. Ich würde Ihnen gern alles Geld geben, das ich besitze, aber das hätte sich in Windeseile in
Legend herumgesprochen und würde Ihrem Ruf großen Schaden zufügen.« Er senkte die Stimme. »Legend ist eine Stadt voller Männer, und wenn Sie Geld von mir annehmen, könnte man Sie für eine Frau halten, die Sie natürlich nicht sind.«
Vor Kadys innerem Auge tauchten Horden betrunkener Cowboys und Minenarbeiter auf, die die Tür zu ihrem billigen Hotelzimmer eintraten und ... Sie schüttelte energisch den Kopf. »Du siehst zu viele Filme, Elizabeth Kady«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter.
Cole drückte ihre Hände. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen helfen soll.« Er blickte zur Kirchentür. »Aber jetzt muß ich gehen. Nach der Probe können wir uns weiter unterhalten. Vielleicht kann ich jemanden dazu überreden, Sie aufzunehmen. Einige Leute sind mir einen Gefallen schuldig, vielleicht...«
Kadys mißmutige Miene ließ ihn verstummen. »Erzwungene Wohltätigkeit«, murmelte sie kaum hörbar und stellte sich vor, wie unbehaglich es sein mußte, als unwillkommener Gast unter dem Dach fremder Menschen zu leben.
In diesem Moment änderte Kady ihre Meinung. Außergewöhnliche Probleme verlangten außergewöhnliche Lösungen. Gregorys attraktives Gesicht tauchte kurz vor ihr auf, und sie dachte daran, wie sehr sich seine dunklen, geheimnisvollen Züge von Coles blauen Augen, seinen blonden Haaren, seinem offenen, arglosen Gesicht unterschieden.
Sie liebte Gregory, liebte ihn von ganzem Herzen, aber er war nicht hier. Er war noch nicht einmal geboren, und sie würde ihm keinen Gefallen erweisen, wenn sie vor Hunger starb, bevor sie zu ihm zurückkehren konnte.
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, straffte sie entschlossen die Schultern und blickte in Coles blaue Augen. »Gilt Ihr Heiratsantrag noch?« fragte sie.
»Sie sind mit einem anderen Mann verlobt«, wandte er schockiert ein.
»Verzweifelte Situationen verlangen verzweifelte Maßnahmen.«
Cole sah sie tiefgekränkt an.
»Sie wissen genau, was ich meine.«
Nachdenklich blickte er auf ihre ineinander verschlungenen Hände. »Ich habe Sie ganz spontan gebeten, meine Frau zu werden. Ich war Ihnen zutiefst dankbar dafür, daß Sie mir das Leben gerettet haben. Aber jetzt frage ich mich, was die Leute dazu sagen würden. Ich fürchte, sie ...«
»Sie niederträchtiger, mieser Lügenbold!« zischte sie und entriß ihm ihre Hände. »Ich bin am Verhungern, am Verhungern! Aber Sie können offenbar an nichts anderes denken, als an die Meinung anderer Leute. Lassen Sie mich Ihnen eins versichern, Mister Jordan, die Bewohner Ihrer kleinen Stadt sind Ihre Gedanken nichtwert. Sie würden eine alleinstehende Frau eher dem Hungertod ausliefern, als ihren makellosen Ruf zu beflecken.«
In ihrer Wut vergaß Kady ihren Hunger, ihre Erschöpfung und sprang auf - was ihr immerhin gestattete, auf ihn hinunterzublicken. »Ich bedauere zutiefst, Ihnen Ihren überheblichen, bigotten Hals gerettet zu haben. Aber wenn ich verhungert in irgendeinem Hinterhof aufgefunden werde, haben Sie meinen Tod auf Ihrem Gewissen!«
In bewundernswerter Haltung griff sie nach ihrer Schleppe, legte sie sich über den Arm und begann, die Stufen hinunterzuschreiten. Unglückseligerweise trug sie den Kopf so hoch, daß sie über Coles große Füße stolperte und das Gleichgewicht verlor. Aber er fing sie in den Armen auf und setzte sie unverschämterweise auf seinem Schoß ab.
Kady machte sich steif wie ein Rohrstock.
»Vermutlich bin ich Ihnen einen Gefallen schuldig.«
»Aus Gefälligkeit braucht mich niemand zu heiraten«, fauchte sie durch zusammengebissene Zähne. »Und Sie sollten mir lieber auf die Beine helfen, bevor uns noch einer der Heiligen von Legend in so verfänglicher Situation erblickt.«
»Zu spät«, meinte er und lächelte sie an.
Kady wandte den Kopf und sah den gesamten Chor von Legend, Colorado, in der Kirchentür stehen und fasziniert auf sie und Cole blicken.
»Ich fürchte, nun bleibt mir keine andere Wahl, als Sie zu heiraten«, sagte er. »Jetzt, wo ich ...«
»Wenn Sie jetzt erklären, Sie
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