Wenn Zauberhaende mich beruehren
längeren Vortrag über die Möglichkeiten der Kochkunst halten zu können. Also stopfte sie die absolut gleich schmeckenden Gemüse und Fleischstücke erst einmal in sich hinein. Über ihre Arterien konnte sie sich später Gedanken machen. Als sie absolut nichts mehr hinunterbekommen konnte, fühlte sie sich von Müdigkeit überwältigt. »Wie weit ist es bis zu deinem Haus?« fragte sie und unterdrückte ein Gähnen.
»Nicht sehr weit«, sagte er so geheimnisvoll, daß es sie geärgert hätte, wenn sie nicht so müde gewesen wäre.
Kady wandte den Blick ab, weil sie nicht wollte, daß er ihr ihre Gedanken ansah. Offenbar war es Cole peinlich, ein armer Cowboy mit nur einem Pferd und einem halben Dutzend Kühen zu sein. Er war zwar ordentlich gekleidet, aber sie fragte sich, ob er in mehr als einer schäbigen Hütte lebte.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie leise. »Es macht mir nichts aus, wo ich wohne. Lange werde ich ohnehin nicht bleiben.«
Lächelnd hob er die Hand und strich ihr eine Locke hinter das Ohr. »Wo wir wohnen«, korrigierte er und senkte die Hand, als Kady vor ihm zurückzuckte.
Cole wandte sich ab, aber der verletzte Gesichtsausdruck entging ihr keineswegs. Er kann doch nicht annahmen, daß wir eine richtige Ehe führen werden, oder? fragte sie sich. Das konnte er nicht. Nicht, nach allem, was sie ihm gesagt hatte. Nicht, nach ...
»Fertig?« fragte er, stand auf und trat hinter ihren Stuhl.
Immerhin hat er angenehme Manieren, dachte Kady und folgte ihm zu seinem Pferd. Draußen funkelten die Sterne, und die Nacht war recht kühl. Als sie wieder vor ihm auf dem Pferderücken saß, kam es ihr ganz selbstverständlich vor, sich an ihn zu lehnen und einzuschlafen.
Und jetzt war sie in diesem Bett, in dieser Hütte wieder aufgewacht. Sie hob die Decke und sah, daß sie nur ihre Unterkleider trug. Sie blickte neben sich. Es bedurfte keines großen Spürsinns, um an der Delle in der Matratze zu erkennen, daß neben ihr ein größerer, schwererer Körper geschlafen hatte.
Sie schwang die Beine aus dem Bett und sah, daß die Ursache all ihrer Probleme über einer Stuhllehne hing. Impulsiv griff sie nach dem schmutzigen, zerrissenen Brautkleid und wollte es schon in den Kamin schleudern, in dem ein munteres kleines Feuer flackerte. Aber irgend etwas hielt sie im letzten Moment zurück. Vielleicht lag es dran, daß seine Mutter es zu ihrer Hochzeit getragen hatte. Weder seine Mutter noch er hätten es verdient, daß ein Kleid vernichtet wurde, das so viel Glück symbolisierte.
An einer Wand stand eine Holztruhe, und Kady hob den Deckel, um das Brautkleid darin zu verbergen. Ihr Blick fiel auf die Kleidungsstücke eines Jungen: Hemden, Hosen, Unterwäsche, Socken. Kady war sich sicher, daß ihr nichts auf der Welt größere Freude hätte vermitteln können, als der Anblick dieser sauberen, weichen Sachen. Wenn sie jetzt noch ein Stück Seife und einen Bach finden könnte, würde sie sich seit Tagen erstmals wieder sauber und wohl fühlen.
Aber so sehr sie auch suchte, sie fand keine Seife. Sie entdeckte ein paar Lebensmittelvorräte, die sie später näher inspizieren würde, aber jetzt ging es ihr erst einmal um Seife, aber die gab es offensichtlich nicht. »Soviel zum Thema Hochzeitsgeschenke«, murmelte sie und ging mit den Jungensachen zur Tür.
Als sie die Hand auf den Riegel legte, durchzuckte sie der Gedanke, daß die Tür verschlossen sein könnte. Aber der Riegel ließ sich leicht öffnen, und Kady schüttelte über sich selbst den Kopf. Cole Jordan war ein sehr netter Mann, der im Kirchenchor sang. Er war kein Ungeheuer, das Frauen einsperrte.
Der Abort befand sich hinter dem Haus, ein paar Schritt den Berghang hinauf. Drinnen war an einer Wand eine große blaue Kattunschleife an einem Seil befestigt, das durch ein Astloch ins Freie führte. Als sie den Abort verließ, ging sie um das Häuschen herum und sah, daß das Seil in einen kleinen Hain führte. Alle paar Meter schmückten es weitere Schleifen.
Neugierig folgte Kady dem Seil. Hatte Cole etwa einen Hinterhalt geplant? Einen sexuellen Überfall im Wald vielleicht? Mit jedem Schritt wurde sie unsicherer und sah sich immer wieder um, ob er nicht hinter irgendeinem Baum hervorgestürzt kam. Schließlich waren sie jetzt miteinander verheiratet. Vielleicht glaubte er, eindeutige Rechte auf sie zu haben?
Als Kady das Ende des Seils erreicht hatte, glaubte sie, ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Sie hatte gehört, daß es in
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