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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Mann ihren Kampf mit dem Daunendrachen. »Die Ladies sind gekommen, um mit Ihnen über den Jungen zu sprechen.«
    »Den ...?« Die Anstrengung des Sprechens ließ Kady wieder unter der Steppdecke versinken, und sie mußte sich erst einmal wieder aufrichten. »Den Jungen?« wiederholte sie.
    »Cole Jordan«, sagte der Mann. »Sie sind doch Senora Jordan?«
    »Ja, wahrscheinlich bin ich es«, erwiderte Kady und lächelte darüber, daß der Mann Cole »den Jungen« genannt hatte. »Und Sie sind vermutlich Manuel?« Kady klopfte noch ein paarmal energisch auf die Bettdecke und sah sich um. Auf keinen Fall befand sie sich im Haus eines armen Mannes. Allein dieses Zimmer war so groß wie ihr ganzes Apartment, und die schweren Mahagonimöbel mußten ein Vermögen gekostet haben. Die Wände waren mit blaßblauem Stoff bespannt, bei dem es sich, wenn Kady nicht sehr irrte, um Seide handelte, und über der Kommode hing ein goldgerahmter Spiegel, der so aussah, als käme er direkt aus der Pariser Oper.
    In diesem Moment füllte sich die Türöffnung hinter Manuel mit Frauen, die heftig miteinander rangelten, als erste den Raum betreten zu können.
    Sie redeten alle auf einmal, aber Kady hätte auch sonst nichts verstanden, denn sie war viel zu beschäftigt, ihre verblüffenden Erscheinungen in sich aufzu-nehmen. Sie befand sich in einer Zeit, in der Frauen vornehmlich Schwarz trugen und als einzigen Schmuck vielleicht eine schmale Perlenkette und Ohrringe. Aber die Garderobe dieser fünf Frauen war atemberaubend. Sie trugen vielfarbige Kleider mit Rüschen, funkelnden Tressen und Rheinkieselknöpfen, und auf ihren Köpfen saßen ausladende Federhüte.
    »Und wir glauben, daß Sie erfahren sollten, was für einen Mann Sie da geheiratet haben«, kam eine von ihnen zum Ende ihrer Rede.
    Kady erkannte, daß sie ihren ganzen Vortrag verpaßt hatte, und das bedauerte sie sehr, weil sie zu gern erfahren hätte, was für ein Mann Cole war. »Ich scheine ein wenig durcheinander zu sein«, sagte sie. »Vielleicht könnten Sie noch einmal von vorn anfangen?«
    Die jungen Frauen lächelten Kady an, rafften die langen Röcke und setzten sich kurzerhand auf ihr Bett. Das führte zwar kurzfristig dazu, daß Kadys Körper ein wenig angehoben wurde, aber schon bald quollen die Daunen über bunte Röcke.
    »Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen. Ich bin Martha«, sagte die Hübscheste von ihnen und streckte Kady behandschuhte Fingerspitzen entgegen.
    Kady fand es höchst ungewöhnlich, im Bett Gäste zu empfangen, aber die fünf jungen Frauen schienen absolut nichts dabei zu finden. Nacheinander stellten sie sich als Mable, Margaret, Myrtle und Mavis vor.
    »Wir halten es für unsere Christenpflicht, Sie über den Mann aufzuklären, den Sie geheiratet haben«, sagte Martha, und Kady mußte lächeln. Wollten sie ihr erzählen, daß Cole Jordan ein Lügner und Täuscher war? Das wußte sie längst. Sie wußte auch, wie bezaubernd er sein konnte, wie zärtlich und wie ...
    »Sie werden nicht glauben, wozu er die ganze Stadt Ihnen gegenüber gebracht hat«, erklärte M Nummer drei und zog damit Kadys Aufmerksamkeit auf sich.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis sie die ganze Geschichte einigermaßen verstand, weil alle fünf Ms auf einmal sprachen und Manuel mit einem Tablett erschien, auf dem Kaffee und geradezu himmlische Sopapillas standen, die vor Honig nur so trieften. Kady saß im Bett, aß, hörte zu und wurde von Minute zu Minute wütender und empörter.
    Es sah ganz so aus, als wäre Legend, Colorado, eigentlich gar kein Bergbauort. Es war eine Stadt, die einem einzigen Mann gehörte, und dieser Mann war Cole Jordan. Ihm gehörte jede Mine, jedes Haus, jedes Geschäft, jeder Quadratzentimeter Land. Und jeder Mensch in Legend arbeitete für Cole oder war - wie es die Ms ausdrückten - sein »leibeigener Sklave«.
    »Jeder tut nur das, was er befiehlt. Wir müssen es, sonst schickt er uns fort.«
    »Mein Vater leitet seit zehn Jahren Reeve's Mercantile, aber ihm gehört kein Cent daran«, sagte M Nummer zwei. »Cole gehört alles. Hoffentlich verstehen Sie nun, daß wir dazu gezwungen waren, Ihnen das anzutun.«
    Auf Coles Anordnung hatten die Bewohner von Legend in jenen ersten beiden furchtbaren Tagen jede Arbeit und selbst das Essen verweigert, als sie nach beidem suchte. Sie erinnerte sich daran, daß Cole den auf der Straße spielenden Jungen etwas in die Hände gedrückt hatte. Jetzt sah es so aus, als hätte er ihnen ein paar

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