Wenn Zauberhaende mich beruehren
wirklich einen anderen Mann.«
Oder vielleicht zwei andere Männer, dachte sie, sagte es aber nicht.
»Wenn es jemand aus Legend ist, wird Cole ihn aus der Stadt jagen.«
»Nein, der Mann, den ich liebe, lebt in Virginia.« Und in meinen Träumen.
Die Frauen sahen einander an und dann wieder Kady, als wollten sie sagen: Und was machen Sie dann in Colorado?
»Hören Sie«, begann Kady. »Ich habe eine Lösung für alle Probleme. Kennen Sie jemanden, der weiß, auf welchen Felsen sich solche Zeichnungen befinden? Die ungefähr so aussehen.« Mit einem Stück Brot zeichnete sie einen Elch in den Honig auf ihrem Teller.
Als die Frauen schwiegen, sah sie auf und bemerkte, daß sie keinen Blick auf ihren Teller geworfen hatten. »Was ist?« fragte sie ahnungsvoll.
Martha sah erst die anderen an, bevor sie den Mund öffnete. »Sie sollten es vielleicht besser erfahren, Mistress Jordan ...«
»Nennen Sie mich doch bitte Kady.«
»Kady ...« Martha holte Luft. »Heute früh ist Cole abgereist und wird sobald nicht wiederkommen. Der Himmel mag wissen, wo er sich herumtreibt, er kann mitunter sehr geheimnisvoll sein. Er hat angeordnet, daß Sie Legend nicht verlassen dürfen.«
Kadys Herz begann heftig zu klopfen. »Ich will Legend nicht verlassen. Ich will lediglich einen Spaziergang unternehmen. Gestern habe ich diese Felsen gesehen und dachte, dort wäre ein schöner Platz für ein Picknick. Wir könnten alle gemeinsam dorthin gehen ...«
M Nummer drei schüttelte den Kopf. »Cole hat es verboten. Sie dürfen die Ranch nicht verlassen. Er hat rund um das Gelände Wachen postiert.«
»Und er hat alle Pferde entfernen lassen.«
»Sie können jederzeit Besuch aus der Stadt empfangen, aber Sie selbst dürfen nicht nach Legend.«
Kady glaubte ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. »Wollen Sie damit sagen, daß ich eine Gefangene bin?«
»Genau.«
»Nicht anders, als säßen Sie hinter Gittern.«
Kady war wie vor den Kopf geschlagen. »Einen Augenblick bitte. Wir sind doch noch immer in Amerika, oder? Ich habe kein Verbrechen begangen, also hat er kein Recht, mich hier festzuhalten. Ich bin ein freier Mensch, und ich...«
»Sind Sie eine Suffragette?« erkundigte sich M Nummer drei.
»Ich bin amerikanische Staatsbürgerin, mit allen Rechten und Pflichten, die das einschließt.«
»In Virginia vielleicht, aber nicht hier in Legend. Hier sind Sie seine Untertanin, genau wie wir alle.«
»So?« Kady hob eine Braue. »Das bleibt abzuwarten. Ich denke, bisher hatte es Cole Jordan mit Frauen zu tun, die die Tricks nicht kennen, zu denen ich fähig bin. Werden Sie mir helfen?«
Die Frauen sahen einander der Reihe nach an. »Nein«, sagte Martha. »Es tut uns sehr leid, aber wir haben zuviel zu verlieren. Unsere Väter würden uns umbringen, wenn sie durch uns ihre Arbeitsstellen verlieren.«
»Aber wir sind Schwestern«, sagte Kady, kam sich gleich darauf aber sehr töricht vor. Sie kannte diese
Frauen kaum, warum sollten sie etwas für sie riskieren?
»Dann muß ich es eben allein schaffen«, sagte sie entschlossen. »Ich komme hier raus, Sie werden schon sehen.«
Die fünf Frauen sahen sie nur mitleidig an.
Zwei Tage, dachte Kady und ballte die Fäuste. Zwei Tage des absoluten Nichtstuns. Noch so ein Tag, und sie würde wahnsinnig werden.
Nachdem die fünf Ms sie gestern morgen verlassen hatten, fand Kady auf der Kommode eine Nachricht von Cole vor. Es täte ihm sehr leid, aber er müsse unbedingt fort und würde sie in etwa zehn Tagen Wiedersehen. Von ihrer Inhaftierung stand nichts auf dem Zettel, auch nicht über die Gründe, wohin er so schnell mußte, und warum.
Jetzt, am Ende des zweiten Tages saß sie in Coles Arbeitszimmer und starrte zum Fenster hinaus. Bisher hatte sich jeder, den sie auf der Ranch ansprach, standhaft geweigert, ihr bei ihrer Flucht zu helfen. Aber irgendeinen Weg, irgendeine Methode mußte es doch geben.
»Wenn ich etwas will, dann schaffe ich es auch«, sagte sie laut. Abrupt schob sie den Stuhl zurück, stand auf und trat ans Fenster. »Vielleicht kann ich diese Ranch nicht verlassen, aber ich kann alles, was Colorado im Jahr achtzehnhundertdreiundsiebzig zu bieten hat, zu mir holen.« Sie blickte zu den Bergen hinüber und flüsterte: »Und was tue ich lieber als alles andere in der Welt?«
Ihr Lieblingsfilm fiel ihr ein: Babettes Fest. Die Hel-din ist eine großartige französische Köchin, die in einem abgelegenen Fischerdorf zwei in asketischer Frömmigkeit lebenden
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