Wenn Zauberhaende mich beruehren
gesprochen hatte. Sie hatte ihn kennengelernt, und er gefiel ihr nicht.
Aber wenn er ihr nicht gefiel, warum schmerzte sie die Vorstellung, ihn nie wiederzusehen mehr als der Verlust von Cole oder Gregory? Beim Zusammensein mit Cole hatte sie stets gewußt, daß es nicht die Wirklichkeit war, daß ihre Beziehung nicht andauern konnte. Und Gregory gegenüber hatte sie mehr Dankbarkeit als Liebe empfunden, Dankbarkeit darüber, daß sich ein so gutaussehender Mann für sie überhaupt zu interessieren schien.
Aber bei ihrem arabischen Prinzen hatte sie stets geglaubt, der wahren, großen Liebe zu begegnen, wenn sie ihn erst einmal gefunden hätte.
Doch Märchen gab es im wahren Leben nun einmal nicht. Sie hatte ihn gefunden, aber er hatte nichts empfunden. Mit Sicherheit keine Liebe auf den ersten Blick.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging in ihr Hotel. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, sah sie das Signallicht an ihrem Telefon blinken. Wer konnte sie angerufen haben? Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, es könnte Tarik Jordan gewesen sein, aber eine unpersönliche Stimme teilte ihr mit, daß Post für sie abgegeben worden sei und fragte, ob sie hinaufgebracht werden sollte.
Minuten später hielt Kady einen dicken Express-Umschlag in den Händen. Wie kann Gregory erfahren haben, wo ich bin? fragte sie sich mißmutig. Sie warf den Umschlag aufs Bett, duschte, wusch sich die Haare, schaltete den Fernseher an, und sah erst dann, daß als Absender Janes Name auf dem Umschlag stand.
Neugierig öffnete sie die Sendung. In ihr befanden sich mehr als ein Dutzend Briefe. Bis auf zwei kamen sie alle von bekannten Restaurants und Hotels, und in allen wurde erklärt, wie sehr man sich freuen würde, wenn sie sich dazu entschließen könnte, für sie zu arbeiten.
Als Kady endlich begriffen hatte, was das bedeutete, begann sie durchs Zimmer zu tanzen, lief zum Telefon und bestellte beim Room Service eine Flasche Champagner.
»Keine Vorstellungsgespräche«, murmelte sie lächelnd vor sich hin. »Keine langen Verhandlungen um ein wenig Selbständigkeit...«
Als der Champagner gebracht wurde, drückte sie dem Kellner zehn Dollar in die Hand, goß sich ein Glas ein und prostete sich selbst zu.
Verblüffend, wie schnell sich alles ändern kann, dachte sie und warf einen Blick auf die Briefe. Vor einer Viertelstunde wußte sie noch nicht, wie ihre Zukunft aussehen würde, und jetzt hatte sie die freie
Auswahl, denn einer der Briefe kam aus London, ein anderer aus Paris.
Wie ist Jane auf meine Adresse gekommen? fragte sie sich plötzlich, suchte zwischen den Briefen nach einer Erklärung und fand ein Schreiben von Jane.
Aber erst goß sie sich noch ein Glas Champagner ein, bevor sie Janes Brief öffnete. Darin schilderte die Freundin zunächst ausführlich die Mühe, die nötig war, Kady in New York ausfindig zu machen. Aber einer der jungen Männer, die Kady in der Küche halfen, hätte die Stellenangebote zufällig in Gregorys Papierkorb gefunden und daraufhin Jane angerufen, da Kady wie vom Erdboden verschwunden schien. Danach hatte sich Jane kurzerhand mit Gregory in Verbindung gesetzt und ihm vorgemacht, sie wolle sich für eine Versöhnung einsetzen. So war es ihr gelungen, Kadys Aufenthaltsort zu erfahren. Danach hatte sie nahezu jedes Hotel in New York angerufen.
»Aber das habe ich gern getan«, fuhr Jane fort. »Vielleicht habe ich mich in letzter Zeit nicht deutlich genug ausgedrückt, und ich weiß, daß ich zum Bevormunden neige, Kady, aber ich hoffe, Du weißt, wieviel ich für Dich empfinde. Das einzige, was für Gregory sprach, war sein gutes Aussehen. Er hat Dich wie eine Sklavin behandelt - ähnlich wie meine Familie früher. Jetzt, als Erwachsene, ist mir das bewußt geworden. Ich möchte Dir sagen, daß Du der liebenswürdigste, großzügigste Mensch bist, den ich je kennengelernt habe, und daß ich glaube, Dir gewissermaßen Wiedergutmachung für frühere Vergehen schuldig zu sein. Und wenn ich Dich mit einem Mann zusammen sehe, der Dich meiner Meinung nach nicht wert ist, verzeih mir, wenn ich Dir das auch sage. Was Du auch immer tust in Deinem Leben - vergiß nicht anzunehmen, was Dir angeboten wird, und verschenke Dich nicht an jemanden, der es nicht wert ist. Wenn Du einen anderen Mann kennenlernst, sorge dafür, daß Du auch etwas zurückbekommst. Du hast es verdient!!«
Vielleicht lag es am Champagner, aber Kady traten Tränen in die Augen, und sie wischte sie sich mit dem
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