Wenn Zauberhaende mich beruehren
Ärmel ihres Bademantels fort. Nachdem sie Janes Brief noch einmal gelesen hatte, steckte sie ihn in ihre Tasche. Sie sammelte auch die anderen Schreiben vom Bett ein, und dabei fiel ihr ein bislang noch ungeöffneten Umschlag in die Finger.
Sie drehte ihn um und sah, daß der Absender eine New Yorker Anwaltskanzlei war, mit Sitz an der Madison Avenue.
»Alle Achtung«, murmelte sie und riß ihn auf. »Welche Ehre.«
Aber als Kady bemerkte, daß der Brief an Mrs. Cole Jordan adressiert war, hätte sie sich fast am Champagner verschluckt.
Der Inhalt des Briefes war kurz und bündig. Ein W. Hartford Fowler IV. bat Mrs. Jordan, ihn in einer dringenden Angelegenheit so schnell wie möglich anzurufen. »Ich kann gar nicht genug betonen, wie dringend es ist, Mistress Jordan«, schrieb er. »Sie sollten sich unverzüglich mit mir in Verbindung setzen, wenn Sie den von Ruth Jordan bestimmten Termin einhalten wollen.«
Kady las den Brief dreimal, bevor ihr auffiel, daß er bereits vor einem Monat geschrieben worden war. Und das bedeutete, daß er Gregory in die Hände gefallen war, bevor sie das Onions verlassen hatte. Es bedeutete auch, daß jemand in Gregorys Unterlagen nachgesehen haben mußte. Und da der Brief an ihr Apartment gerichtet war, bedeutete es darüber hinaus, daß Gregory auch ihre Privatpost kontrolliert hatte. »Ich frage mich, womit er meinem Hausverwalter bestochen hat«, sagte laut vor sich hin. Sie fragte sich auch, wie viele Stellenangebote bereits früher, während ihrer Tätigkeit im Onions, an sie gerichtet worden waren, die sie jedoch nie zu Gesicht bekommen hatte.
»Kady Jordan?« erkundigte sich W. Hartford Fowler IV. verblüfft, als sie ihn endlich über sein Mobiltelefon erreicht hatte. »Im Ernst?«
Kady mußte lachen, denn sie glaubte zu wissen, daß dieser Mann für gewöhnlich nicht so spontan reagierte.
»Welcher Tag ist heute?« fragte er aufgeregt. »Jetzt ist es zehn Uhr abends, stimmt's? Schaffen Sie es in zwei Stunden von Virginia nach New York, wenn ich Ihnen einen Hubschrauber schicke?«
»Ich bin bereits in New York. Aber könnten Sie mir nicht zunächst einmal sagen, um was es geht? Was wissen Sie über Ruth Jordan?«
»Mit Sicherheit weniger als Sie«, erwiderte er hastig. »Hören Sie, Mistress Jordan ...«
»Bitte nennen Sie mich nicht so. Ich bin Kady Long. Kady, bitte.«
Der Mann schien sie nicht zu hören. »Okay, Sie sind in New York, ich bin in Connecticut, und er ist in ... Wo zum Teufel ist er?«
Kady runzelte die Stirn. »Wo ist wer?«
»Jordan. C.T. Jordan. Sie müssen sich bis Mitternacht
mit ihm treffen. Noch heute. Wenn nicht, ist die Bestimmung hinfällig.«
»Ich habe zwar keine Ahnung, wovon Sie reden, aber ich war heute bereits bei Mister Jordan. In seinem Büro...«
Sie brach ab, denn der Mann lachte. Nein, er schrie förmlich vor Lachen.
»Mister Fowler«, rief Kady in das Telefon, aber er konnte sich offenbar nicht beruhigen.
Kady klemmte sich den Hörer zwischen Wange und Schulter, goß sich noch ein Glas Champagner ein, trank einen Schluck und wartete.
»Kady«, keuchte er schließlich und rang nach Atem. »Hat Sie in Jordans Büro heute jemand gesehen? Irgend jemand?«
»Mehrere Leute. Die Empfangsdame, der Portier am Eingang des Gebäudes ... Aber wenn Sie jetzt wieder vor Lachen losbrüllen, Mister Fowler, lege ich auf.«
Mr. Fowler hörte sich an, als würde er schmunzeln. »Können wir uns morgen treffen?« fragte er. »Wir haben etwas ... äh, etwas Wichtiges zu besprechen.«
»Dürfte ich erfahren, um was es geht?«
Der Mann ließ sich Zeit mit der Antwort. »Haben Sie irgendwelche Träume, Kady? Irgendwelche großen Wünsche?«
»Selbstverständlich«, fauchte sie kopfschüttelnd. War dieser Mann nun endgültig durchgedreht?
»Was ist Ihr größter Wunsch?«
Es ging ihn zwar absolut nichts an, aber sie blickte auf den Stapel der Stellenangebote und lächelte. »Ich würde sehr gern ein Restaurant eröffnen.«
Erneut schien der Mann in unerklärliche Heiterkeit
auszubrechen. »Sie werden Ihr Restaurant eröffnen können. Sie werden alles bekommen, was Sie sich nur wünschen. Aber zunächst müssen Sie morgen in meinem Büro erscheinen.«
»Wann?«
»Jederzeit. Kommen Sie zu dem Zeitpunkt, der Ihnen genehm ist. Ich erwarte Sie. Ein Wagen wird ... Allmächtiger, aber ich weiß ja nicht einmal, wo Sie wohnen.«
Kady zögerte. »Sie brauchen mir kein Auto zu schicken. Ich werde gegen zehn Uhr bei Ihnen sein. Oder ist das zu
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