Wenn Zauberhaende mich beruehren
nichts an, was Tarik Jordan seiner Geliebten erzählte, aber vermutlich lag es daran, daß sie so oft von ihm geträumt hatte, daß sie dieser »Verrat« schmerzte.
»Es freut mich, zu Ihrer Erheiterung beigetragen zu haben«, sagte sie leise und schob ihm ihre Unterlagen in die Hand. Dann drehte sie sich um und drückte auf den Fahrstuhlknopf.
»Kady...«, glaubte sie hinter sich zu hören, aber dann übertönte die Frauenstimme alles andere.
»Vielleicht können wir sie einstellen«, sagte sie laut. »Als Hilfe für Jean-Pierre. Ich bin sicher, er hätte nichts gegen ein bißchen Unterstützung in der ...«
Den Rest hörte Kady nicht mehr, denn der Lift kam, und sie stieg schnell ein.
In ihrem Hotelzimmer wartete ein Briefumschlag von Mr. Fowler mit Flugticket, Hotelreservierung und der Mitteilung auf sie, daß ihr in Colorado alles für ihre Fahrt nach Legend zur Verfügung stünde.
Am nächsten Tag war Kady nach Denver geflogen, wo ihr der Hotelportier die Schlüssel für einen mit einer Campingausrüstung ausgestatteten neuen Range Rover überreichte.
»Ich habe auf Proviant verzichtet«, hatte Mr. Fowler geschrieben, und sie hörte ihn fast lachen. »Irgendwie kam es mir so vor, als würden Sie dafür lieber selbst sorgen. Und ich möchte betonen, daß es meiner Seele gutgetan hat, jemandem wie Ihnen zu begegnen, Miss
Long. Sie haben mir den Glauben an die Menschheit wiedergegeben.«
Kady verzog das Gesicht. Ihr Glaube an die Menschheit ließ zur Zeit zu wünschen übrig.
Am nächsten Morgen war Kady früh aufgestanden und zur Fahrt in die Rocky Mountains aufgebrochen. Einem Buch über Geisterstädte und ein paar Broschüren zufolge befanden sich die Reste von Legend in ruinösem Zustand, und es wurde als gefährlich erachtet, dort Erkundungen anzustellen. Da der gesamte Ort Privatbesitz darstellte, war der Zutritt darüber hinaus streng verboten. Doch nicht für Kady, ihr gehört der Ort.
Der Zustand der Bergstraße erwies sich als besorgniserregend schlecht. Die ausgefahrenen, tiefen Furchen in der Straßenoberfläche erforderten einen konzentrierten Fahrstil, um die Räder nicht abrutschen zu lassen. Das fiel ihr nicht leicht, da sie an Asphaltpisten gewöhnt war.
Ihrer Karte zufolge war sie inzwischen nur noch rund fünf Kilometer von Legend entfernt, aber noch war weit und breit absolut nichts zu sehen. Bisher hatte sie drei Schilder bemerkt, die vor dem Betreten von Legend warnten, ihnen aber keine Beachtung geschenkt. Schließlich gehörte ihr der Ort, oder etwa nicht?
Kady mußte an Mr. Fowler denken. »Sie geben Ihren Anspruch auf Millionen für den Besitz einer wertlosen Geisterstadt auf, Kady?« hatte der Anwalt gefragt. »Sie haben doch nicht vor, die Silbermine zu aktivieren, oder?«
Lächelnd hatte Kady den Kopf geschüttelt.
»Gut, denn das wurde vor rund dreißig Jahren schon einmal versucht. Da es hieß, Ruth Jordan hätte millionenschwere Minen einfach geschlossen, hat C.T.s Vater sie wiedereröffnet. Es stellte sich aber heraus, daß in den Minen kein Silber mehr zu finden war. Ich habe mich oft gefragt, ob Ruth Jordans Mann und Sohn das nicht wußten. Vielleicht war das der Grund dafür, daß sie kein Land an die Siedler verkaufen wollten. Vielleicht wollten sie die Leute nicht betrügen. Denn was sollten die mit dem Land anfangen, wenn es kein Silber mehr gab?«
»Nein«, hatte Kady erwidert. »Ich bin nicht auf das Silber aus.« Sie dachte an die Erbitterung, die von nahezu ausgebeuteten Minen ausgelöst worden waren. Hätte Ruth Jordan weiterhin den Abbau genehmigt, anstatt die Zugänge zu sprengen, dann hätten die Einwohner von Legend sie nicht gehaßt...
Aber Kady wollte nicht länger über Möglichkeiten nachdenken, die nie Wirklichkeit geworden waren. Sie wollte sich auf die Straße konzentrieren, damit sie Legend endlich erreichte. Was sie dann tat, darüber dachte sie lieber nicht nach.
Und so richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Fahrbahn, aber offensichtlich reichte das nicht. Ein kurzer Ruck, ein kaum spürbarer Schwenk, und sie saß fest.
»Verdammt, verdammt, verdammt!« murmelte sie vor sich hin und schlug mit beiden Fäusten auf das Steuerrad ein.
Einen Augenblick lang fühlte sie sich versucht, den Kopf auf das Steuerrad sinken zu lassen und in Schluchzen auszubrechen. Dann stieß sie zögernd die
Tür auf und stieg aus. Vielleicht half ihr ein näherer Blick auf die Reifen weiter.
»Ein feststeckender Geländewagen ist kein Souffle«, murrte
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