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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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Wenn Sie sich das Wort nicht merken können, denken Sie einfach an die Situation morgens im Bett:
    Der Mann will sich noch einmal umdrehen, und plötzlich bemerkt er: »Huch, das geht ja gar nicht! Na, das ist aber praktisch.« Und bevor er nun schnell den Schatz weckt, huscht er noch mal kurz ins Bad, ein Spritzer Parfüm, ein Roller Deo, dann schaut er an sich hinunter: »Padam.«
    Sehen Sie? So kann man sich das merken.
    Es ist halt so, irgendwann kommt der Tag, an dem es zum ersten Mal beim zweiten Mal nicht mehr klappt. Und das geht noch. Schlimmer ist der Tag, an dem es zum zweiten Mal beim ersten Mal nicht mehr klappt. Wie spricht der Dichter doch so mitfühlend: » Und als er gerade gerade war, knickte er weg, was schade war!«
    Dagegen kann man einiges unternehmen: Diät, Sport, und man muss endlich wieder miteinander reden.
    Anne und ich hatten vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wir machten Diät, wir machten Sport, wir hatten ein gemeinsames Hobby entdeckt, und wir waren dabei so weit gekommen, dass wir sogar währenddessen miteinander reden konnten.
    Die nächsten zwanzig Jahre konnten kommen.
     
     

Der Fortschritt
     
     
     
     
    Als ich wenige Monate zuvor den wahnsinnigen Entschluss gefasst hatte, meine Lieblingsfortbewegungsart dahingehend zu korrigieren, dass ich zwischen dem Aufsetzen des linken und dem Aufsetzen des rechten Fußes fürderhin Flugphasen einlege, hatte ich sicher nicht geglaubt, dass ich so schnell vom springenden Walross zum Känguru mutiere. Es war ein Waldweg in Hessen, wo ich die Fünf-Minuten-Grenze knackte. Fünf Minuten laufen, eine Minute gehen. Als ich damals beim Bornheimer Wäldchen geschlagene achtzehn Minuten am Auto gelehnt hatte, gehörte die Vorstellung, fünf Minuten am Stück zu laufen noch in den Bereich der Fabel, wie der Osterhase, der Yeti oder schlanke, junge Walker, die im Sommer ohne Jacke schweigend durch den Wald gehen.
    Anne war in der Zwischenzeit mit ihrer Freundin Bernardette laufen. Ich kam am Samstagmorgen aus Darmstadt zurück. Samstag, die Kinder hatten keine Schule, es war ein sonniger, aber nicht zu warmer Tag. »Wollen wir laufen gehen?«
    Die Begeisterung der Kinder hielt sich in engen Grenzen, aber Anne war dabei: »Ja klar! Wie weit bist du mittlerweile?«
    »Sieben Minuten.«
    »Du bist gemein!«
    Jetzt musste ich vorsichtig vorgehen. Ich wollte nicht noch so einen Krach riskieren wie nach meiner eigenmächtigen Einkaufsaktion bei Willi Kenzenich. »Und du?«
    »Fünf.«
    »Dann laufen wir fünf!«
    »Dann laufen wir sieben!«
    Mein Problem ist, dass ich bei Anne nie so genau weiß, wie ich vorsichtig vorgehen soll. Bei sieben bin ich gemein. Wenn ich fünf vorschlage, bin ich doof. Wenn ich sechs sage, dann will sie keine Kompromisse. Bei Anne ist es manchmal besser, nicht zu reden, sondern zu laufen. Wir liefen runter zum Rhein, das waren fünf Minuten. Anne lief weiter, ich folgte ihr und hatte Mühe, ihr Tempo mitzuhalten. Ihre Begründung habe ich bis heute nicht verstanden: »Ich laufe immer mit Bernardette, und die macht kürzere Schritte.«
    »Ach so.«
    Anne schaffte den Sieben-Minuten-Rhythmus problemlos. Sieben Minuten laufen, eine Minute gehen, und das Ganze sechs Mal. Wir waren, fast unbemerkt, bei einer Trainingsdauer von achtundvierzig Minuten angelangt. Als die gelbe Stoppuhr 39 : 00 Minuten anzeigte und wir wieder unsere Gehphase einlegten, meinte Anne: »Gleich laufen wir bis nach Hause.«
    Ich wurde nervös, das war in sieben Minuten nie und nimmer zu schaffen. Aber ich wollte ihr den Wunsch jetzt nicht abschlagen. Bei 40 : 00 liefen wir los, und wir erreichten das Grauwacke-Pflaster unserer Auffahrt, als die Stoppuhr 50 : 11 anzeigte. Über zehn Minuten gelaufen. Wir vollführten die Dehnübungen, die Gaby uns gezeigt hatte, und wir waren ein bisschen mehr als zufrieden. Wir waren glücklich. Wir hatten eine Leistung vollbracht, die wir uns vor wenigen Monaten noch nicht hätten vorstellen können, und wir hatten es zusammen gemacht. Anne legte mir ihre Arme um die schweißnassen Schultern und fragte: »Wie kaputt bist du jetzt eigentlich?«
    »Sehr kaputt.«
    »Zu kaputt?«
    »Nöö …«
    Sieben Minuten am Stück zu laufen hatte also offenbar tatsächlich meine Testosteronproduktion angekurbelt und meine Libido erhöht. Wie sollte das erst werden, wenn ich Ende des Jahres wirklich in der Lage sein sollte, fünfundvierzig Minuten zu laufen? Wahnsinn! Vermutlich würden wir Silvester erstmals komplett im Bett

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