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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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verbringen …
     
     

Endlich die Pulsuhr
     
     
     
     
    Ich hatte mich so lange dagegen gewehrt, aber jetzt musste es sein. Es konnte mir einfach nicht entgehen, dass kaum einer der Menschen, die in einer Joggingkleidung, die der meinen ähnelte, und mit einer Figur, die der meinen nun mal gar nicht ähnelte, so wie ich mit einer gelben Stoppuhr in der Hand rumlief.
    Der geneigte Jogger trägt am linken Handgelenk eine Pulsuhr, und ich wollte jetzt verdammt noch mal ein geneigter Jogger sein. Also: Pulsuhr! Wer könnte mich bei dieser Investition besser beraten als Willi Kenzenich.
    Also betrat ich wieder Bornheims geheiligte Joggerhallen, und Willi schien nicht unzufrieden zu sein, als er vernahm, dass ich immer noch nicht aufgegeben hatte.
    »Watt willste, Jung?« Das rheinische »Jung« ist zwar eine Floskel, so bezeichnet man in Köln durchaus auch einen achtundsiebzigjährigen grenzdebilen Bahnhofsgaststättenbesucher, aber in diesem Moment hörte ich es sehr gerne: »Jung.«
    Ja, so fühlte ich mich auch, jung! Oder zumindest jünger! »Ich brauche eine Pulsuhr.«
    »So weit bist du? Super! Also dann will isch dir mal Foljendes erklären: Die Pulsuhr, dat is en dijitales Ungetüm, und dat jiddet in verschiedene Ausformungen: Wennze wills, kannze bei mir eine Pulsuhr kaufen, die dir nisch nur die momentane Pulsfrequenz anzeischt, die disch darüber hinaus über deine persönliche aerobe und anaerobe Zone aufklärt und dir im Nachhinein den Durchschnitts- und Maximalpuls und den Kalorienverbrauch anzeischt. Janz nebenbei zeischt dat Ding auch noch dat Wetter an.«
    »Echt?«
    »Sischer. Lasse einfach für kurze Zeit vor dem Fenster. Wenn se nass ist, reschnet es, wenn se trocken ist, schingk dat Sönnsche, und wenn du se nisch mehr sehen kannst, isset nebelisch.«
    »Dann will ich die haben.«
    »Dat wör ävver dummes Zeusch! Dat Einzije, wat du brauchs, is die Pulsfrequenz. Diese Uhr hätt nur eine Knopp, wennze da droppdrücks, heißt dat an , und wennze da noch ens droppdrücks, heißt dat aus . Dat is der Brustjurt, der misst, wie oft dat Hätzje kloppt, un wenn du die Uhr hier vorne an dem Sensor vom Brustjurt vorbeiziehst, dann zeischt dat auch noch die Zeit. Dat reischt für disch völlisch, kostet neunundvierzisch Euro. Dat Ding mit der Wetteranzeije liescht bei zweihundertneununachtzisch … Warum mach isch bloß immer Beratungen, die misch um den janzen Umsatz bringen?«
    Willi versuchte, ein bisschen bedröppelt auszusehen, was ihm beinahe gelang. »Weil du der Joggingutensilienhändler meines Vertrauens bleiben willst.«
    »Wahrscheinlisch, falls ich vorher nisch pleite jeh.«
    Ich kaufte noch zwei paar Joggingsocken, und zwar nicht irgendwelche. Willi meinte, das seien Running Socks mit Vorsprung, die für einen geringen Enerjieverlust und mit ene optimale Druckverteilung im Laufschuh sorjen. Na, wenn man den Vorsprung beim Socken gleich miterstehen kann, dann her damit. Ich bin mir im Nachhinein nicht mehr sicher, ob ich die Socken wirklich brauchte oder ob es ein Entschuldigungskauf war für die zu billige Pulsuhr.
    Egal, ich war jetzt ein richtiger Jogger, denn ich besaß eine Pulsuhr. Sie hatte nur einen Knopf, was bedeutete, dass ich sie sofort benutzen konnte – ohne dass Anne vorher die Bedienungsanleitung für mich lesen musste. Ich war so euphorisch, dass ich aus dem Laden lief, ach was, sprintete, ach was, schwebte, obwohl meine neuen Vorsprungssocken mit der optimalen Druckverteilung noch in der Plastiktasche von Willis Läuferparadies verweilten.
    Außer dem Erwerb des ultimativen Joggererkennungszeichens, der einknöpfigen Pulsuhr, trug ein unmittelbar bevorstehendes Ereignis zu dieser Euphorie bei: Die Sommerferien nahten.
     
     

Und wieder Holland
     
     
     
     
    Ich kenne einen Zahnarzt aus Mettmann, der für seinen Fendt Diamant Caravan einen VW Tuareg als Zugwagen gekauft hat, weil die Tuaregs ja auch Nomaden sind, »genau wie wir Camper«, wie er mir eines Abends in der Kantine Grimbergen-selig mitteilte.
    »Der Wohnwagen ist keine Immobilie, er hat Räder. Das Zelt wurde erfunden, um mittels ein paar Stangen und ein paar Tierfellen, alternativ kann man auch Stoffbahnen wählen, in null Komma nix eine Behausung zu erschaffen, die einen Tag später am nächsten schönen Fleckchen wieder aufgebaut werden kann. Mach das mal mit einem Ferienhaus.« Alles das erklärte er uns im Brustton der Überzeugung.
    Der Zahnarzt aus Mettmann hatte sich an diesem Abend durch seinen

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