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Wer anders liebt (German Edition)

Wer anders liebt (German Edition)

Titel: Wer anders liebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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unterschiedlich wie andere, es ist nicht so, dass wir uns über alles hermachen, was uns über den Weg läuft.«
    »Sind Sie in einem Netzwerk für Pädophile aktiv, Åkeson?«, fragte Skarre.
    »Ja, ab und zu schon.«
    »Gibt es da jemanden, der auffällt? Der anders ist?«
    »Eigentlich nicht. Und es ist dort auch nicht immer soviel zu holen, es kommt ein wenig auf die Form an, oder auf die Stimmung. Sie kennen mich ja, Sie wissen, ich bin ein schlichtes Gemüt, das sich raushält. Und wenn man auch den Ernst der Lage berücksichtigt und die Umstände angenehmer hätten sein können, so finde ich es doch ganz wunderbar, Besuch zu haben.«
    Skarre versuchte die ganze Zeit, ein Lächeln zu unterdrücken, es war unmöglich, sich von diesem kleinen, munteren Mann nicht bezaubern zu lassen.
    »Jonas August kam aus Huseby«, sagte Sejer. »Er wohnte im Granatvei in Solberg. Und ging dort zur Schule, in die dritte Klasse. Kennen Sie jemanden, der mit dem Wagen herumfährt und die Kinder beobachtet, wenn sie nach Hause gehen? Mit einem weißen Wagen?«
    Åkeson runzelte die Stirn. »Nein, so einen kenne ich nicht. Ganz schön mutig, finde ich. Ich fahre ab und zu ins Zentrum, setze mich auf eine Bank auf dem Marktplatz und sehe mir die Kinder an, aber ich rühre dabei keinen Finger. Träumen ist aber erlaubt. Meine Gedanken sind frei«, rief er mit einem strahlenden Lächeln.
    Sejer und Skarre gaben sich alle Mühe, nicht loszuprusten.
    »Sie machen also einen Bogen um die Schulen?«, fragte Sejer.
    »Ich versuche, nicht aufzufallen, um es mal so zu sagen.«
    Sejer war aufgestanden, jetzt blieb er vor einem Bild an der Wand stehen. Es zeigte einen farbigen Jungen mit schwarzen Augen und kreideweißen Zähnen.
    »Ist der nicht reizend?«, fragte Åkeson. »Den habe ich in einem Kalender des Roten Kreuzes gefunden. Musste ihn einfach an die Wand hängen, irgendetwas muss ich doch auch dürfen. Aber lassen Sie mich betonen, wenn ich in Nigeria wäre und dieser arme Junge mir über den Weg liefe, dann würde ich ihm zuerst etwas zu essen geben. Ich meine, vor allem anderen.«
    »Sie haben eine Therapie gemacht, Åkeson?«, fragte Skarre.
    »Aber sicher. Ich war bei einem Sexologen, eine ganze Weile sogar.«
    »Hat Ihnen das etwas gebracht?«
    »Aber klar. Ich konnte endlich mein Herz ausschütten, konnte erklären, was in mir vorgeht. Es gibt nicht viele, die uns zuhören möchten, die uns Achtung entgegenbringen. Sie beide sind eine wunderbare Ausnahme, das muss ich Ihnen lassen.«
    »Darf ich Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen?«, fragte Skarre.
    Åkeson beugte sich vor. »Natürlich dürfen Sie, junger Mann, schießen Sie einfach los. Ich bin nicht ängstlich, das sieht nur so aus.«
    »Hatten Sie je eine Beziehung zu einer erwachsenen Frau?«
    Åkeson lächelte kokett.
    »Naja«, sagte er und dehnte dieses Wort auf seine theatralische Weise. »Was heißt schon erwachsen? Aber sicher, das hatte ich. Ich muss aber hinzufügen, dass sie ein sehr zierliches kleines Ding war. Und sehr lange hat es auch nicht gehalten, es war wohl vor allem ein verzweifelter Versuch, normal zu sein, nichts wünschen wir uns doch sehnlicher, wir wollen so gern sein wie ihr. Aber Herrgott, ich bin ein erwachsener Mann, voriges Jahr bin ich fünfzig geworden, und ich weiß, wo ich stehe, das lässt sich nicht leugnen, und ich will es auch gar nicht. Was diesen kleinen Wicht oben im Linde-Wald angeht, ja, da fehlen mir die Worte. Ich habe die halbe Nacht wachgelegen, ich konnte es einfach nicht fassen. Er ist vielleicht erwürgt worden? Ich meine, ich denke an seine Mutter, daran, was sie alles durchmachen muss. Nur, damit Sie es wissen, keiner von uns freut sich über diese Entwicklung.«
    »Das glauben wir Ihnen«, sagte Sejer. »Und jetzt wollen wir Sie nicht länger aufhalten.«
    »Aber wollen Sie gar nicht wissen, wo ich am Vierten war?«, fragte Åkeson unschuldig, er wollte seine Gäste gern so lange wie möglich am Gehen hindern.
    »Aber gern«, sagte Sejer bereitwillig. »Wo waren Sie am Vierten nachmittags?«
    »Also«, sagte Åkeson eifrig, »da war ich auf einem Flohmarkt in der Stadthalle, der findet jedes Jahr statt, am ersten Septemberwochenende, ich gehe immer hin, man kann da interessante Dinge finden, und ich habe meistens Glück.«
    »Ach?«, fragte Sejer geduldig.
    »Ich habe Teetassen gekauft«, erzählte Åkeson zufrieden. »Vier Stück, sie stammen aus einem Nachlass und sind wirklich wunderschön, French Garden von

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