Wer anders liebt (German Edition)
Schranke?«
»Sie sind wohl schwerhörig«, sagte Brein. »Am 4. September war ich nicht dort. Da hat meine Hüfte Probleme gemacht.«
Skarre trat einen Schritt vor.
»Sie sind gesehen worden«, sagte er energisch.
Brein packte die Räder fester.
»Dann haben die sich geirrt«, sagte er.
»Lassen Sie uns rein«, bat Sejer, »lassen Sie uns kurz miteinander reden. Sie sind sehr wichtig für uns, denn wenn Sie dort oben waren, könnten Sie entscheidende Dinge gesehen haben.«
»Hab gar nix gesehen.«
»Den Zeugen ist aufgefallen, dass Ihnen das Gehen Mühe macht«, sagte Skarre. »Und das stimmt doch, nicht wahr?«
Brein zuckte mit den Schultern.
»Da bin ich ja wohl nicht der Einzige«, meinte er.
»Natürlich nicht«, sagte Skarre, »aber wir haben Grund zur Annahme, dass Sie das waren. Es hängt mit Ihrem Aussehen zusammen. Was hatten Sie da oben zu suchen, können Sie uns das sagen?«
Brein fischte eine Zigarettenpackung aus der Brusttasche. Die Ermittler sahen seinen Bewegungen zu, als er die Zigarette in den Mund steckte, ein Wegwerffeuerzeug hervorzog, sich Feuer gab und gierig an der Zigarette zog.
»Nein, was kann man schon im Wald zu suchen haben?«, fragte Brein. »Beeren vielleicht?«
Sejer gab darauf keine Antwort. Dass Brein sich eine Zigarette angezündet hatte, konnte bedeuten, dass er reden wollte, deshalb blieben sie stehen.
»Nein, ehrlich gesagt, ich bin nicht oft im Wald«, sagte Brein gleichgültig. Die Zigarette glühte vor seinem bleichen Gesicht.
Klar, er passt zu unserem Profil, dachte Sejer, er bestätigt alle Vorurteile. Trotzdem, vielleicht ist er ja unschuldig. Wir müssen uns vorsehen.
»Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte«, sagte Sejer, »was Sie uns gern erzählen würden, dann sind Sie uns immer willkommen.«
»Was Sie nicht sagen«, sagte Brein.
Sejer dachte an die beunruhigende Tatsache, dass er keine Möglichkeit hatte, diesen Mann zur Vernehmung zu holen. Er war im fraglichen Gebiet gesehen worden, war jedoch nicht vorbestraft, und nichts brachte ihn mit dem Verbrechen in Verbindung. Ich habe nur noch eine Karte, dachte er, und die werde ich jetzt ausspielen.
»Es gibt eine einfache Methode«, sagte er, »um diese Geschichte zu beenden. Aber dazu brauchen wir von Ihnen eine gewisse Bereitschaft zur Zusammenarbeit.«
»Das zu beenden, wäre gut«, sagte Brein.
Jetzt war er beleidigt. Als hätten sie ihn zu sehr gequält, und er hatte doch im Leben schon genug Jammer und Leid zu ertragen.
»Es ist so«, sagte Sejer. »dass wir einige Fundstücke haben. Und mit Ihrer Hilfe können wir Sie als Verdächtigen ausschließen.«
»Wovon reden Sie da?«, fragte Brein misstrauisch.
»Von einer freiwilligen Speichelprobe.«
Jetzt wurde es ganz still. Brein kniff die Augen zusammen.
»Ich lasse mich nicht wie einen Verbrecher behandeln«, sagte er wütend.
»Ein DNA-Test kann aber auch die Unschuld feststellen«, sagte Skarre.
»Ich habe keinen kleinen Jungen umgebracht«, sagte Brein wütend, »und das ist die reine Wahrheit. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
Er schnippte die Zigarette weg und rollte mit dem Stuhl ins Haus zurück. Es machte ihm große Mühe, die Tür zu schließen, aber nach mehreren hilflosen Versuchen knallte sie ins Schloss.
Sejer und Skarre sahen einander an und lächelten.
»Was wird das Gericht wohl sagen?«, fragte Sejer.
»Die können ablehnen«, meinte Skarre.
»Das schon«, sagte Sejer. »Aber wir gehen doch nicht zu weit.«
»Nein.«
»Und wir haben in diesem Land doch freie Beweisführung, nicht wahr?«
»Doch.«
»Und niemand kann behaupten, wir hätten Brein hinters Licht geführt oder ihn in eine Falle gelockt.«
»Das können sie nicht.«
»Wir hatten nur Glück. Und wenn wir einen Treffer landen?«
»Das ist dann das Problem der Verteidigung«, sagte Skarre. »Wir lassen es darauf ankommen.«
»Wir lassen es darauf ankommen«, bestätigte Sejer.
Er ging in die Hocke und betrachtete Breins Zigarettenstummel.
»Hast du eine Tüte?«
38
Sejer sah sich die Bilder von Edwin und Jonas August an.
»Hast du dir schon mal überlegt«, sagte er, »dass in einen Edwin drei Jonasse passen würden? Jonas hat achtundzwanzig Kilo gewogen, Edwin wiegt fast neunzig.«
Skarre musterte die Jungen. Den kleinen dünnen und den großen fetten.
»Das sollten die Leute mal erfahren«, sagte er. »Dass wir hier sitzen und spielen. Worauf willst du hinaus?«
»Ich spiele nicht. Das ist eine Tatsache.«
»Hat das etwas zu
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