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Wer anders liebt (German Edition)

Wer anders liebt (German Edition)

Titel: Wer anders liebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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von der Sorte«, sagte Skarre. »Das ist natürlich möglich.«
    »Oder«, sagte Sejer, »Brein ist ein begnadeter Schauspieler. Er gesteht den einen Mord, weil er glaubt, den als Unfall ausgeben zu können, während er hofft, dass Edwin niemals gefunden wird. Und dass wir also auch nie Anklage erheben können.«
    »Lass uns hoffen, dass die Anklagebehörde ein Gutachten herbeischaffen kann, das feststellt, dass Breins Übergriff die direkte Ursache von Asthmaanfall und Tod war«, sagte Skarre. »Hast du mal darüber nachgedacht? Schlimmstenfalls wird er nur wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Dann kommt er mit sechs Jahren davon.«
    »Ja«, sagte Sejer. »Aber ich beschäftige mich nicht mit dem Strafmaß. Das solltest du auch nicht tun.«
    »Wie viele Runden willst du mit ihm machen?«
    »Weiß nicht. Es ist unangenehm, mit ihm im Vernehmungsraum zu sitzen, es kommt mir vor wie Zeitverschwendung, und das kann ich mir nicht leisten.«
    Er ging zum Fenster, starrte auf den Verkehr auf der Straße hinunter.
    »Es schneit«, sagte er missmutig.
    »Viel?«
    Skarre sah seinen Chef am Fenster an.
    »Ein richtiges Schneegestöber. Ich mache mir Sorgen.«
    »Worüber?«
    »Die Monate vergehen. Früher oder später werden wir Edwin natürlich finden. Aber wie viel wird dann von seinem Körper noch übrig sein?«
    »Du hast schon recht«, sagte Skarre. »Aber denk dran, wir haben Brein auf einem silbernen Tablett serviert bekommen. Soviel Glück haben wir nicht zweimal.«
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    Sejer besuchte Tulla Åsalid und sprach lange mit ihr.
    »Übergewicht ist ein großes und schweres Problem«, sagte sie, »im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ärzte machen mir eine Höllenangst, einer hat erklärt, dass fette Menschen sich so wenig bewegen, dass sie keine Muskelmasse entwickeln, und weil sie keine Muskeln haben, strömt das Blut nicht richtig zurück zum Herzen. Nach solchen Gesprächen liege ich die ganze Nacht lang wach. Vielleicht ist gerade das passiert, denke ich, vielleicht liegt er in einem Graben, weil sein Herz stehengeblieben ist. Ich hatte nie damit gerechnet, dass Edwin so riesig werden würde. Bei seiner Geburt wog er fünf Kilo, und ich war ungeheuer stolz, denn ich dachte, das bedeutet, dass er stark wird und ein guter Futterverwerter ist. Aber dann nahm er in einem Tempo zu, das mir eine Höllenangst machte. Wenn er Lust auf etwas hat, sieht er mich mit einer Innigkeit an, der eine Mutter nicht widerstehen kann. Das alles ist ein Teufelskreis, mehr Essen, mehr Übergewicht und mehr Verzweiflung, die dazu führt, dass er mehr essen muss, um sich einen armseligen Trost zu verschaffen. Ich glaube, Edwin schämt sich ununterbrochen, weil er so dick ist, und ich kann nichts machen, er greift einfach zu, er ist unersättlich. Alles ist meine Schuld. Wenn Edwin schlank und stark gewesen wäre, wäre das hier nicht passiert. Er war zehn Jahre lang in meiner Obhut, ich trage die Verantwortung. Ich bin nicht stark. Ich kann nicht Nein sagen. Wenn er mich mit seinen braunen Augen ansieht, werde ich einfach schwach. Nachts, im Traum, höre ich ihn rufen, aber ich bringe keinen Ton heraus, ich habe meine Stimme verloren. Er sucht nach dem Weg nach Hause, er ist im Stockdunklen unterwegs, aber ich kann mich nicht rühren, ich kann nichts sehen. Wenn ich aufwache, stürzt meine Hilflosigkeit auf mich ein. Manchmal möchte ich in den Wald rennen und heulen. Wurzeln und Sträucher mit der Wurzel aus der Erde reißen und Steine umstoßen, denn er muss ja irgendwo dort draußen sein, Jonas August ist doch auch im Wald gefunden worden. Ingemar hat einmal über Edwin gesagt, dass er einem Schmalzkringel ähnelt, groß und weiß und schlaff. Er wollte nicht gemein sein, er spielt nur gern, deshalb liebe ich ihn doch, und ich kann nicht verlangen, dass er sich wie ein Vater verhält, er ist ja keiner. Sie verstehen sich aber durchaus gut, finde ich, auch wenn ich mir oft gewünscht habe, Ingemar würde ein wenig mehr Initiative ergreifen. Aber jetzt bin ich froh, dass er hier ist und mir hilft, allein würde ich es nicht schaffen. Manchmal tröste ich mich mit Erinnerungen. Mit allen Touren zur Hütte Preis, die ich zusammen mit Edwin gemacht habe, nur wir beide. Wir sind zusammen in den Wald gegangen und beim Gehen haben wir uns Mahlzeiten von unvorstellbaren Dimensionen ausgemalt, Mittagessen, Nachtisch und Kuchen, und wir haben vor Lachen geschrien. Jetzt will ich nicht mehr hin, ich spiele mit dem Gedanken, die Hütte zu

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