Wer bist du, schöne Juno
„Was könnte man mehr verlangen?“
7. KAPITEL
Die Wochen verstrichen, und Martin hatte noch mehr Anlaß zur Zufriedenheit. Sein Wiedererscheinen im ton war komplikationsloser aufgenommen worden, als er gedacht hatte. Ein Besuch im Theater mit der schönen Juno hatte ihn den bedeutendsten Damen der Gesellschaft zur Kenntnis gebracht. Der Stoß von Einladungskarten, die sich auf dem Kaminsims stapelten, wurde von Tag zu Tag höher. Auf jede Finesse verzichtend, fand er heraus, welche der Parties seine Angebetete die Absicht hatte, mit ihrem Erscheinen zu beehren. Er fragte einfach direkt nach. So vorbereitet, fühlte er sich abgesichert, an den Veranstaltungen teilzunehmen, die er eines Besuches für wert befunden hatte.
Er stieg die Treppen zu Lady Burlingtons Ballsaal hinauf. Der Ball war der erste gesellschaftliche Anlaß auf seiner langen Liste. Er erlaubte sich einen Moment, um darüber nachzudenken, wie der ton ihn tatsächlich aufnehmen würde. Einladungen waren eine Sache, doch wie würden die Leute auf das schwarze Schaf reagieren, wenn es leibhaftig vor ihnen stand? Wenn er Lady Walford heiraten wollte, mußte er die Billigung des ton haben, eine Hürde, die erst noch aus dem Weg geräumt werden mußte. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen.
„Lord Merton!“ Lady Burlington strahlte ihn hocherfreut an. „Ich bin entzückt, daß Sie Zeit gefunden haben, an meiner kleinen Party teilzunehmen.“
Automatisch auf das Geschwätz der Gastgeberin antwortend, dachte er darüber nach, daß die kleine Party, soweit er sehen konnte, mindestens hundert Leute umfaßte.
„Sehr erfreut, daß Sie kommen konnten.“
Der brummige Klang von Lord Burlingtons Stimme war eine Erholung nach dem Geplapper der Hausherrin.
Martin schüttelte Lord Burlington die Hand und schlenderte in den Saal, nur um sich sogleich umringt zu sehen. Von Frauen. Belustigt fragte er sich, ob man ihn auch so enthusiastisch willkommen geheißen hätte, wäre er als Martin Willesden, ohne den Earlstitel und nicht als reicher Mann, zurückgekehrt.
Es war spät geworden, bis er Lady Walford sah. Er wußte sofort, daß sie ihn bemerkt hatte, aber sie gab sich, offenbar in der Annahme, er habe sie nicht bemerkt, unübersehbar den Anschein, ihn nicht gesehen zu haben. Lächelnd nickte er den Gästen zu, mit denen er sich unterhalten hatte, und floh durch den Saal an die Seite seiner Göttin.
Sie wußte, daß er sich ihr näherte, noch ehe er sie erreicht hatte. Selbst wenn sie blind gewesen wäre, hätten die flatternden Nerven ihr verraten, daß er in der Nähe war und noch näher kam. Sie unterdrückte die verräterischen Empfindungen, ignorierte das schneller schlagende Herz, drehte sich um und reichte dem Earl die Hand.
„Guten Abend, Sir.“
Er schloß die Finger mit warmem, besitzergreifenden Griff um ihre Hand und hob sie zum Kuß an die Lippen.
„Erlauben Sie mir, Sir, Sie mit Mrs. Hitchin bekanntzumachen“, sagte sie hastig.
Er hatte kein Interesse an Mrs. Hitchin. Er nickte ihr höflich zu und schenkte ihr ein tröstendes Lächeln. Aber er ließ Junos Hand nicht los. Im Gegenteil, er legte sie in seine Armbeuge.
„Meine liebe Lady Walford, das ist die Introduktion eines Walzers. Ich hoffe, Mrs. Hitchin, Sie entschuldigen uns?“
Helen zwinkerte. Wie konnte der Earl es wagen, einfach bei ihr zu erscheinen und sie mit Beschlag zu belegen? Dann begriff sie jäh, was er vorgeschlagen hatte. Ein Walzer? Der Earl wollte sie in den Armen halten. Sie konnte sich vorstellen, wie er das tun würde. Gott mochte ihr beistehen. Wie sollte sie das zuwege bringen? Allein der Gedanke verursachte ihr schwache Knie.
Panikergriffen schaute sie sich nach Hilfe um. Mrs. Hitchin war ihr gewiß keine Unterstützung. Die hingerissene Dame badete sich förmlich im Lächeln des Earl. Ehe Helen einen Rettungsanker finden konnte, an den sie sich hätte klammern können, wurde sie von Lord Merton auf das Parkett geführt.
„Ich verspreche Ihnen, nicht zu beißen.“
Und dann zog er sie in die Arme und hielt sie so eng an sich gedrückt, wie sie befürchtet hatte. Sie mischten sich unter die anderen über das Parkett wirbelnden Tänzer.
Ein Fülle von Emotionen, die Helen noch nie erlebt hatte, drohte sie zu überwältigen. Sie bemühte sich, sie zu unterdrücken. Sie konnte und durfte nicht zulassen, daß er damit durchkam, solchen Einfluß auf ihre Sinne zu haben.
„Mylord!“ sagte sie fest und richtete die Augen auf seine.
„Mylady“,
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