Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Mann ihr Handeln nicht verurteilte, sondern ihr mit der ganzen Offenheit seines Wesens freundschaftlich gegenüber stand.
„Der einzige bedeutsame Maßstab im Leben meines Vaters“, erklärte Diane ihm, „ist sein Ruf in der Gesellschaft. Die Kerbe, die ich in diesen Ruf geschlagen habe, ist nicht mehr zu kitten. Ich will auch nicht länger sein liebes, braves Töchterchen sein. Ich habe keine Achtung mehr vor ihm, vielleicht habe ich auch nie wirklich welche gehabt. Und nun hat er auch keine Achtung mehr vor mir. – Wie könnte ich dann noch bei ihm leben?“
„Du hast völlig Recht mit deiner
Überlegung“, stimmte Konrad ihr zu. „Aber leider besteht das Leben nicht nur aus Gefühlsentscheidungen. Man muss dummerweise auch immer an das materielle Überleben denken. – Wie willst du dich ernähren, wenn du dich vollkommen von deinem Vater abnabelst?“
Diane stieß einen leichten Seufzer aus. „Das ist ein schweres Thema. Ich werde mich für einige Monate mit meinem Erspartem über Wasser halten können, wenn ich bescheiden lebe. In der Zeit muss ich mich wohl nach einer Arbeit umsehen.“
Konrad sah sie eine Weile überlegend an. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert, die Grübchen mitsamt seinem Lächeln verschwunden. „Falls du mit der Unterstützung dieses Mannes rechnen solltest“, meinte er schließlich langsam und überlegend, „dann muss ich dir wohl jetzt leider etwas Schlimmes sagen. Herr Adlam ist nämlich in der Gerüchteküche momentan ziemlich stark vertreten, und...“
Er zögerte, suchte nach Worten. Seine Miene verriet, dass es ihm schwer fiel, weiter zu reden.
„Weißt du, Diane“, setzte er schließlich seine Erklärung fort, „ich möchte dir ganz sicher nicht weh tun. Aber es ist wohl besser, wenn du es nun von mir erfährst, als wenn du irgendwann vor seiner Tür stehst und diese Entdeckung selbst machen musst.“
„Worum geht es dann?“ fragte Diane und spürte eine unangenehme Unruhe in ihrem Inneren.
„Herr Adlam... lebt seit einigen Tagen nicht mehr alleine“, unterbreitete ihr Konrad mit bedrückter Miene.
Diane fühlte einen heftigen Stich in ihrem Herzen und konnte nur ungläubig den Kopf schütteln.
„Die andere Frau... sie ist eine sehr junge Bauerstochter, die er schon seit vielen Jahren kennt. Sie ist gleich nach der Hochzeit ihrem Ehemann davongelaufen, weil anscheinend ihre Gefühle für ihre alte Liebe größer waren. Und er hat sie in seinem Haus aufgenommen...“
Diane konnte gar nicht begreifen, was Konrad ihr da erzählte: Hatte Robert ihr die ganze Zeit über etwas vorgespielt? Hatte er sie in Wahrheit mit einer solchen Beharrlichkeit immer wieder fortgeschickt, weil er eine andere Frau liebte?
„Diane“, sagte Konrad und berührte leicht ihren Arm. „Ich wollte dich nicht wehtun, damit. Es tut mir wirklich leid.“
In seinen warmen braunen Augen konnte sie ehrliche Bekümmerung erkennen. „Das kann ich einfach nicht glauben...“, erklärte sie fassungslos.
„Es gehört leider ebenfalls zu den wenigen wahren Gerüchten“, sagte er.
Diane schüttelte nur stumm den Kopf: Mit einer solchen Nachricht hatte sie nicht gerechnet. Ihr ganzes Leben hatte sie für diesen Mann auf den Kopf gestellt! Und jetzt stand sie da, mit leeren Händen und einer leeren Seele. Robert hatte sie betrogen und fallengelassen.
“Es tut mir wirklich leid“, betonte
Konrad noch einmal, als er den Schmerz in ihren Augen entdeckte. „Ich habe gehofft, dass es dich nicht ganz so sehr trifft.“
„Wenn diese Ausreden nicht wären...“, sagte Diane mit leiser Stimme. „Diese konstruierten Ausreden, um mich fortzuschicken... Dabei ist es ihm die ganze Zeit über um diese andere Frau gegangen...“
„Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen“, meinte Konrad sichtlich betroffen.
„Du kannst mir helfen“, antwortete ihm Diane mit einem traurigen Lächeln. „Du kannst doch zaubern.“
„Zauber können nur dann wirken, wenn man an sie glaubt“, erklärte er ihr. “Und ich wette, du und deine Schwester, ihr sucht immer noch misstrauisch nach dem Trick.“
“Du hast Gegenstände bewegt, ohne sie zu berühren. Direkt, als du fort warst, haben Anna und ich jedes einzelne der Dinge genau daraufhin untersucht, wie du sie manipuliert haben könntest. – Wir haben rein gar nichts gefunden.“
„Ich sagte bereits, ich habe nichts manipuliert“, antwortete Konrad ihr.
„Wenn du Gegenstände bewegen kannst“, begann Diane, „kannst du dann
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