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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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du ihm gegeben hast? “ fragte er, während sich ein gespanntes Kribbeln in seiner Magengegend ausbreitete. Ganz langsam nickte der Priester. Sein kantiges Gesicht trug den altbekannten energischen Zug, es war nicht die geringste Unsicherheit daraus abzulesen. „Es ist wie ein langsam wirkendes Gift, und er trägt es in sich seit seiner Geburt.
- Seine menschlichen Schwächen wird es zerfressen, und es wird seinen alten Ehrgeiz anstacheln. Stück für Stück kommt er zu mir zurück: Jedes Mal, wenn er es schafft, seine Gefühle zu besiegen, sein hinderliches Mitleid aus dem Weg zu räumen. Jedes Mal, wenn er einem anderen, hilflosen Menschen Schmerzen zufügt, wenn er unsere Sprache spricht, wenn er meine Magie wirkt... Um sich selbst wieder in den Griff zu bekommen, ist es für ihn längst zu spät, und er hat es nicht einmal bemerkt.“
    „Und wofür brauchst du dann noch die Frau?“ wollte Konrad wissen.
    „Die Augen einer Frau haben ihn von seinem vorgegebenen Weg fortgerissen. Die Augen dieser Frau, für die er offensichtlich mehr empfindet, als für irgendeine andere, vermögen ihn für alle Zeit zu binden.“ Er lächelte wieder, wobei seine von den dichten Brauen beschatteten Augen direkt freundlich wirkten: „Ich werde sie ihm schenken. Genauso, wie dieses Mädchen, Johanna, für meine Helfer bestimmt ist. Sie wird bei ihm sein“, sein Lächeln vertiefte sich, „und seinen angeborenen Hitzkopf beruhigen.“
    „Ein Geschenk, also.“ Konrad stieß ein leises Lachen aus, das nicht die Spur so gutmütig klang, wie die Menschen dort draußen es von ihm gewohnt waren. „Und sie wird die einzige Frau unter uns sein, nur zu seinem Wohlbehagen?“
    „Er ist kostbar für mich, mein Guter“, meinte der Priester milde. „Zuerst habe ich dreizehn Jahre auf ihn gewartet, und nachdem er zwei Jahre lang in meinen Händen war, musste ich ihn wieder gehen lassen und mich zehn weitere Jahre gedulden. Diese Fünfundzwanzig Jahre waren für uns beide nicht leicht: für ihn nicht, und für mich auch nicht. Doch am Ende wird er an seinem angestammten Platz seine Erfüllung finden.“ Er machte eine lange Pause, wobei er Konrad einen sehr ernsten Blick zuwarf: „Und wenn wir drei unsere Sache gut machen und zusammenarbeiten, dann werden es die Erben unseres Sieges von Anfang an sehr viel leichter haben. Denn das Tor, das wir gemeinsam öffnen werden, wird die Welt komplett verändern: Zum Besten für uns drei – und auch für seine Nachkommen, die gleichfalls meine Erben sein werden.“
    Konrad musste nach diesem Vortrag tief Luft holen, um nicht an dem Knoten in seinem Hals zu ersticken. „ Er ist nicht dein Sohn? Das willst du mir doch damit nicht sagen? “
    Der Priester lächelte abermals, zog sich wieder aus Konrads direkter Nähe zurück und reckte sich zufrieden. Dann blickte er sich gemächlich nach allen Seiten um, doch rund um sie war nur der finstere Wald. Robert war nirgends zu sehen. Irgendwo ein ganzes Stück von ihnen entfernt, erklang das Schnauben des schwarzen Pferdes. Sonst war es still um sie herum. Konrads Meister ergriff die schwarze Kapuze, die neben ihm auf dem moosbewachsenen Boden lag und zog sie sich mit einer bedächtigen Bewegung über. Seine tiefe Stimme erklang gedämpft durch den schweren, schwarzen Stoff. „Ich habe ihn nicht gezeugt. Also ist er nicht mein Fleisch und Blut.“
    Er stand auf und blickte einen Moment lang ins Feuer. Auch Konrad erhob sich, begierig darauf, mehr über das unerwartet preisgegebene Geheimnis zu erfahren. „ W e r ist Robert Adlam?“ fragte er. Ihm war bewusst, dass der Priester das leichte Zittern in seiner Stimme nicht überhören würde.
    „Geduld, mein lieber Konrad“, murmelte der Priester und riss die Augen vom Feuer los. „Wenn die Zeit reif ist, werdet ihr beide es erfahren. Ich möchte nur, dass du nicht länger an mir zweifelst. Du bist mir ans Herz gewachsen und es fiele mir sehr schwer, dich zu verlieren.“
    Damit wandte er sich ab und ging in die Richtung fort, die auch Robert vor wenigen Minuten eingeschlagen hatte.
    Konrad folgte ihm nach kurzem Zögern. Sein Hass auf diesen hochmütigen Kerl, Robert, war alles andere als abgeschwächt. Eher hatte er sich noch verstärkt, denn: Womit hatte der arrogante Gernegroß einen derartig hohen Rang verdient, der scheinbar weit über dem lag, was Konrad selbst in dieser Gemeinschaft jemals erreichen würde?
    Diane sollte also ein Geschenk für ihn sein ? Eine gleichgesinnte Gefährtin, und

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