Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
die Mutter seiner zukünftigen Brut ? – Nein! - Egal, wie vernarrt der Priester in seinen besonderen Liebling war, das würde Konrads Pläne nicht aufhalten können! – Im Gegenteil: Die Mahnungen seines Meisters, gehorsam zu sein, feuerten seine Entschiedenheit nur noch an: Dann lieber das sorgfältig aufgebaute ‚Zentrum‘ der drei Medien auseinandersprengen und das störende Objekt aus ihrem Kreis beseitigen, als für immer der ‚dumme Hofnarr‘ zu bleiben, der Fußabtreter eines verdammten Spinners!
Im Vorübergehen blickte er auf die gefesselte Frau, die noch immer leblos auf dem Waldboden lag: Auf ihrem Gesicht klebte eine Menge frisches Blut, das gerade erst dabei war, zu gerinnen. Robert schien sie nicht eben auf die sanfte Art schlafen geschickt zu haben...
***
Es waren drei mächtige Explosionen hintereinander, die in seinem Kopf ein nicht enden wollendes Echo hervorriefen. Der Raum um ihn herum war durchflutet von einem hellblauen, flimmernden Licht, das wie ein heißer Strom von allen Seiten in seinen Körper drang. Es war wie eine energetische Aufladung, eine tosende Flutwelle geballter Kraft. In diesen Augenblicken hatte er nicht mehr das Gefühl, ein Mensch zu sein, mit einem unzulänglichen, sterblichen Körper: Er war eine freie Seele, und weder Zeit, noch Raum konnte ihn berühren.
Erst, als das Licht und der Donnerhall in seinem Kopf verebbten, begann er, seinen Körper wieder zu spüren.
Vor seinen noch völlig geblendeten Augen tauchte Robert Adlams Gesicht auf, viel zu nah an seinem, und er wich automatisch auf schwankenden Beinen einen Schritt zurück. Hände griffen nach ihm und hielten ihn fest, während er für eine Sekunde um sein Gleichgewicht kämpfte. „Bleib gefälligst auf deinen Füßen stehen!“ schnauzte ihn eine Stimme an, die er auch in einem weniger unfreundlichen Tonfall nicht ausstehen konnte.
Mit einer heftigen Bewegung wehrte Konrad die Hände ab, die ihn an den Armen hielten. Robert ließ ihn auf der Stelle los. Obwohl Konrads Gleichgewichtssinn noch immer streikte, gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Sein fester Wille, Robert keinen Anlass für weitere Spötteleien zu geben, hielt ihn krampfhaft aufrecht. Sehr langsam begannen all seine Sinne wieder, ihren Dienst aufzunehmen. Er hob energisch den Kopf, um Robert, der noch immer direkt vor ihm stand, anzusehen. Die schwarzen Augen musterten ihn mit gewohnter Arroganz. Robert trug des Gewand der schwarzen Brüder, er hatte es ohne jegliche Diskussion angelegt.
Doch die Kapuze hatte er sich nicht übergestreift: Vielleicht waren die Erinnerungen an jene Nacht, als der Priester ihn mit einem solchen schwarzen Stück Stoff schachmatt gesetzt hatte, noch allzu lebendig.
Konrad holte tief Luft, bevor er die folgenden Worte mit äußerster Betonung aussprach. „ Fass mich nie wieder an, hast du mich verstanden? Beim nächsten Mal wirst du unter Garantie mindestens einen deiner Finger verlieren!“
Der Priester erschien hinter Roberts Rücken. Seine große Gestalt wirkte unter dem weiten, schwarzen Gewand noch mächtiger. Er blickte stumm über Roberts Schulter auf Konrad.
„Große Worte für einen kleinen Narren“, erwiderte Robert ungerührt. „Aber du wirst gar nicht in die Verlegenheit kommen, deine Garantie einzulösen: Das nächste Mal wird dein Hinterkopf nämlich wieder ungebremsten Bodenkontakt haben.“
Die strenge Stimme des Priesters beendete ihren verbalen Schlagabtausch. „Ich möchte euch bitten, diesen privaten Kleinkrieg auf der Stelle zu beenden. Diese Kindereien nützen niemandem etwas, sie sind einfach nur lächerlich.“
Sie werden sehr bald die Grenzen der Lächerlichkeit verlassen , dachte Konrad bei sich. Und dann werden wir sehen, wessen Kopf ungebremst den Boden berühren wird...
12. Enthüllungen
------- DIANE ------
Den letzten Teil des Weges fand Annas Pferd wie von selbst, bewegten sie sich doch auf seine alte Heimat zu. Als Diane von weitem das große Haus auf dem Hügel über dem Dorf Scarheim vor sich sah, dessen weiße Fassade vom hellen Licht der Mittagssonne bestrahlt wurde, kam ein furchtbar klammes Gefühl in ihr auf: Warum tat sie sich das eigentlich an? Lasteten die Sorgen um ihren kleinen Bruder nicht schon schwer genug auf ihrer Seele? Musste sie sich jetzt auch noch der Frau gegenüberstellen, die nun an der Seite des Mannes lebte, den sie selbst begehrte, wie keinen anderen?
Doch sie wusste genau, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Sie hatte
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