Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
ist“, erinnerte er Robert deshalb nur.
Auf Roberts Gesicht erschien ein kleines Lächeln, „Ich habe ein gutes Gedächtnis. - Was wir damals getan haben, sah allerdings etwas anders aus, als der heutige Kinderkram.“
„Wir sind auf dem Weg dorthin zurück“, fügte der Priester ergänzend hinzu, während er Konrad fixierte. „.Wir drei sind jetzt das neue Zentrum: Du, Robert und ich. Zusammen können wir mehr erreichen, als irgendein Mensch es sich vorzustellen wagt.“
Sein Blick warnte Konrad deutlich vor weiteren bösen Worten, die Streitigkeiten entfachen könnten. Dass diese Warnung allerdings nur an ihn adressiert war, obwohl er selbst nur auf die ständigen Beleidigungen seines Gegenübers reagierte , empfand er als unverständlich. Aber es war schließlich nicht das erste Mal, dass der Priester sich auf Roberts Seite stellte, aus Gründen, die Konrad nicht verstand. Robert erhob sich ohne ein Wort von seinem Platz in ihrer Mitte und verließ das Lagerfeuer. Er ging an der bewusstlosen Frau vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und verschwand im finsteren Wald.
„Wir sollten uns an die Arbeit machen“, meinte der Priester, während er seinem speziellen Schützling nachblickte. „Es wird eine lange und anstrengende Nacht.“
Konrad schüttelte leicht den Kopf. „Wieso“, fragte er, „habe ich das Gefühl, dass du anfängst, nach seiner Pfeife zu tanzen?“
„Die Hand, die am besten führt“, erwiderte der Priester, während er Konrads Blick entgegnete, „ist die, die man am wenigsten spürt.“
„Du gibst ihm nach, damit er dir folgt?“ Konrad konnte und wollte seine Skepsis nicht verbergen. „Ich glaube nicht, dass e r irgendjemandem folgen wird. Nur seinen eigenen Regeln.“
„Er folgt seinen eigenen Regeln, da hast du recht“, stimmte ihm der Priester mit einem Lächeln zu. „Aber seine
Regeln werden sich wieder ändern, nach und nach. - Im Moment glaubt er leider noch immer, jemand zu sei, der er nicht ist. Er glaubt an die Freiheit seiner Entscheidungen. Doch er ist längst nicht mehr frei.“
Der Priester streckte Konrad seine Hand entgegen und ballte diese theatralisch zur Faust: Eine Geste, die ihn an die Nacht erinnerte, als sie in Roberts Haus eingedrungen waren, um ihn zu seinem neuerlichen Bekenntnis zu zwinge.: „Ich habe ihn in meiner Hand“, wiederholte er den Satz, den er in jener Nacht gesprochen hatte.
„Davon merke ich nichts“, gab Konrad zurück und war sich dabei bewusst, wie respektlos seine Worte klangen. Jedoch sah er keinen anderen Weg, um sich endlich wieder Gehör zu verschaffen, als ohne Umschweife zu sagen, was ihn störte.
Der Priester lehnte sich zu ihm vor und überbrückte so den leeren Raum über Roberts leeren Sitzplatz hinweg. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, seine Miene war plötzlich finster und streng. „Du solltest dir seine Widerborstigkeit nicht zum Vorbild nehmen, mein lieber Konrad“, warnte er ihn mit leiser Stimme. „Denn mittlerweile solltest du verstanden haben, dass das Maß, dass ich an ihn anlege, auf dich nicht zutrifft.- Ich verhelfe dir zu der Möglichkeit, Teilhaber an etwas ungemein Großem sein können. Wenn du diese Chance ablehnst, dann könnte sich sehr bald das Schicksal gegen dich wenden.“
„Es freut mich, das lang Vermutete endlich konkret zu hören zu bekommen“, erwiderte ihm Konrad sehr viel ruhiger, als er sich innerlich fühlte. „Hier wird also jetzt mit zweierlei Maß gemessen.“
„Ich weiß, dass dich das stört, Konrad. Aber deine größte Stärke war immer deine Selbstdisziplin. Besinne dich besser darauf zurück. Dann wirst du mit uns gemeinsam einen großen Sieg erringen.“
„Ich zweifle an deinem Sieg“, stellte Konrad trotz aller Warnungen fest. „Du hast Robert nicht unter Kontrolle. Und so, wie die Dinge im Moment stehen, ist er wie eine gefährliche Waffe, die niemand richtig zu bedienen weiß. Vielleicht nicht einmal er selbst.“
Der Priester hob seine buschigen Brauen, die schmalen Augen blitzten ihn darunter an. „Er kann seinem Schicksal nicht davonlaufen“, flüsterte er in diesem tiefen Bariton, bei dem sich einem die Nackenhaare aufrichteten. „Ich sagte dir, er ist nicht frei , er ist niemals frei gewesen. Denn er hat seine Bestimmung zu erfüllen, die ich ihm gegeben habe .“
Konrad fühlte deutlich, wie sich bei diesen letzten Worten in seinem tiefsten Inneren etwas regte: Es war wie ein gehässiges Wohlgefallen. „ Die Bestimmung, die
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