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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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sondern er zog blitzschnell die Pistole und im selben Augenblick knallte es schon fürchterlich. Der andere Mann ließ Lukas' Gelenke los und auch er zog eine Waffe hervor.
    Lukas fiel kopfüber auf den Boden und blieb vor Schreck gelähmt dort liegen. Obwohl er das Gesicht in Laub und Erde gepresst hatte, kniff er zusätzlich noch fest die Augen zu, damit er bloß nichts mehr um sich herum wahrnehmen musste. Am liebsten hätte er sich auch noch die Ohren zugehalten, aber seine Hände waren noch immer von der Fessel gebunden.
    Schmerzensschreie erklangen. Nur, wer schrie, das war nicht erkennbar. Das große braune Pferd wieherte schrill, es erklangen Flüche. Schwere Stiefel trampelten um Lukas herum.
    Der Junge begann wieder, zu beten, während die Tränen aus seinen Augen hervorquollen. Er schluchzte und betete, und flehte zu dem lieben Gott im Himmel, dass das alles doch bitte endlich ein Ende nehmen würde.
    Über ihm spielte sich ein Kampf ab, den er nur durch Geräusche und Luftzüge wahrnahm. Aber auch wenn er nichts davon sah, flößte ihm alles trotzdem eine höllische Angst ein.
    „Lauf doch, verdammt!“ Das war der einzige Satz, der dort unten am Boden durch die Schutzmauer seiner Gebete hindurchdrang. In den lauten Worten schwang Zorn mit, und sie waren kein Stück freundlicher oder mitfühlender gesprochen, als alles, was seine Entführer bisher zu ihm gesagt hatten. Der in diesem hitzigen Tonfall gesprochene Fluch hätte Pfarrer Brechts erschauern lassen.
    Lukas wurde sich jedoch erst, als er diese Worte vernahm, bewusst, dass seine Beine ja nicht gebunden waren. Und niemand hielt ihn mehr fest, er war frei! Wie ein Blitz durchzuckte es seinen kleinen Körper, und schneller, als er es sich selbst zugetraut hätte, war er auf den Beinen, jeden Blick auf die Szene vermeidend, die sich um ihn herum abspielte.
    Er drehte sich um und rannte einfach los, so schnell ihn die Füße trugen, blindlings in den Wald hinein. Sie verfolgten ihn, da war er sich sicher. Sie mussten ihn verfolgen. Sie würden ihn nicht einfach so wegrennen lassen. Aber er hatte keinen Mut, den Kopf zu drehen und zu sehen, ob da jemand hinter ihm her war. Die Angst saß ihm im Nacken.
    Und so rannte und rannte er, stolperte über Wurzeln, rappelte sich wieder auf und lief, wie von Monstern gehetzt, weiter. Seine Ohren rauschten. Und weil er wegen des Knebels nur durch die Nase Luft holen konnte, ging ihm irgendwann völlig der Atem aus. Seine Lunge schrie nach immer mehr Luft, aber es gab keine mehr. Seine Beine gaben unter ihm nach, und wieder landete er, weit, weit entfernt von seinen Peinigern, auf dem kühlen Waldboden.
    Nur wie im Trance nahm er zur Kenntnis, dass da überhaupt niemand hinter ihm her war. Keine starken Arme griffen nach ihm und rissen ihn herum. Niemand brüllte ihn an und versetzte ihm einen Tritt in die Rippen. Da war nur die Stille um ihn herum, und das Singen der Vögel.
    Sein Bewusstsein schwand.
     
    Da war Bewegung.
     
    Hände drehten ihn herum, auf den Rücken.
    Und dann kam das befreiende Kribbeln in den Händen, das Blut floss wieder ungehindert seinen Weg bis in die Fingerspitzen. Die Handgelenke brannten, aber die scheuernde Fessel war fort. Der Mund war ganz ausgetrocknet, die Zunge fühlte sich an, wie ein vertrockneter Schwamm. Aber das dicke Knäuel, das die Zunge gegen den Unterkiefer gepresst hatte, war nicht mehr da. Die Mundwinkel fühlten sich ganz wund an, und da war ein leichter Blutgeschmack, doch der Knebel war verschwunden.
    Nur mühsam öffnete Lukas die Augen.
     
    „Papa?“ fragte er mit einer jämmerlich kleinen Stimme.
     
    „Geduld“, sagte jemand über ihm, der nicht sein Papa war.
    Lukas sah zuerst alles um sich herum nur verschwommen, doch langsam nahmen die Schemen konkrete Formen an. Er erkannte die sich im Wind bewegenden Baumwipfel, dahinter den blauen Himmel und einige schräg einfallende Sonnenstrahlen, die ihn freundlich begrüßten. Er hob den Kopf an und das ging ganz leicht, viel einfacher, als er geglaubt hätte.
    Zwei Hände umgriffen seine Taille und hoben ihn hoch, um ihn auf den Rücken eines Pferdes zu setzen. Er sah das Gesicht von Herrn Adlam vorbeifliegen. Obwohl dieser kein Lächeln für ihn übrig hatte, erfüllte ihn der Anblick mit einer Woge von Glück.
    „Sie sind weg, ja?“ fragte Lukas und hielt sich mit den Händen automatisch in der schwarzen Mähne des Tieres fest, auf das man ihn gesetzt hatte.
    Das Gesicht von Herrn Adlam war jetzt unter

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