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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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wiederzuerlangen. In seiner Hosentasche steckte ein dickes Bündel. Sein Weg zur Freiheit, zur lang ersehnten Freiheit!
    Mit allem Möglichen hatte er gerechnet. Mit einer Standpauke vielleicht, oder mit weisen Belehrungen darüber, wie man auf seine kleinen Kinder aufzupassen hatte. Eine kurze, sachliche Erklärung dazu, wo sein Sohn gesteckt hatte und was geschehen war, wäre auch denkbar für ihn gewesen. Aber die endgültige Wendung seines gesamten Lebens in einem kurzen Gespräch mit Robert Adlam, das hätte er niemals erwartet!
    Seine Fragen waren unbeantwortet geblieben. Ganz im Gegenteil, nun lagen ihm noch mindestens ein Dutzend mehr Fragen auf dem Herzen, als zuvor. Aber wenn man das Glück mit beiden Händen zu fassen bekommt, so sagte er sich selbst, dann sollte man nicht allzu neugierig nachhaken, womit man es sich denn nun verdient hat.
    Herr Adlam hatte Heinz zwei Mitteilungen gemacht, die er im Folgenden nicht weiter begründete. Die erste Mitteilung hatte Heinz zwar verwundert, konnte mit der zweiten in Sachen Rätselhaftigkeit jedoch nicht konkurrieren.
    „Ich habe beschlossen, dass dein Sohn diese Nacht in meinem Haus verbringen wird. Es ist zu seinem Schutz.“
    „Ach ja? - Ähm, ich würd’ mal gern wissen, was...“
    Doch Robert Adlam hatte seine Stotterei an dieser Stelle bereits wieder unterbrochen.
    „Heinz, ich muss euch auf eine Reise schicken.“
     
    „Was?“
    Herr Adlam hielt ihm mit ernstem Gesicht einen Umschlag unter die Nase, den Heinz nur zögernd entgegennahm, um erst auf den Wink seines Gegenübers hineinzusehen. Geldscheine waren darin, große Scheine. Und sehr viele davon.
    „Was...?“ begann Heinz abermals.
    „Das ist für eure Fahrt nach Amerika. Und für ein Stück Land dürfte es auch reichen. Fleißige Hände genug, um euch dort ein Heim zu errichten, bringst du dir selbst mit.“
    Robert Adlams Gesicht blieb weiterhin ernst, nicht so, als hätte er Heinz gerade aus heiterem Himmel das allergrößte Geschenk seines Lebens gemacht. Heinz verstand die Welt nicht mehr. Seine Träume, all seine geheimen Wünsche gingen in Erfüllung! Und er konnte sogar die Kinder mitnehmen, das Geld reichte für sie alle!
    Woher um alles in der Welt hatte dieser Mann eine Ahnung von seinen Träumen? Und warum - Gott im Himmel! - hatte er sich nun plötzlich in den Kopf gesetzt, sie zu erfüllen? Allerdings schüchterte ihn der düstere Gesichtsausdruck seines Gegenübers zu sehr ein, um seinen Hochgefühlen freien Lauf zu lassen.
    Und nun stand er hier, draußen auf der Haustürtreppe, und seine Blicke glitten den Gartenpfad entlang, vorbei an dichten Hecken und blühenden Frühlingsblumen, zum weit geöffneten Gartentor... Nur noch die Kinder zusammentrommeln, das wenige Hab und Gut packen und gleich am nächsten Morgen würde die Postkutsche sie mitnehmen: in die weite Welt, an einen besseren Ort.
    Welche Gefahr drohte ihnen hier ? Heinz stellte sich diese Frage, als er in Gedanken versunken dem Pfad zum offenen Tor folgte. In Heinz’ letztem Gespräch hatte Herr Adlam ihm noch damit gedroht, ihn zu entlassen und somit seine gesamte Familie zu Bettlern zu machen, und nun auf einmal wurde er mit einem Haufen Geld fortgeschickt.
    Heinz schloss das Gartentor hinter sich. Er würde dieses große Haus, das er schon seit seiner frühesten Kindheit kannte, niemals wieder betreten, um eine der von ihm gefürchteten Unterredungen mit einem Leonard, Terence oder Robert
    Adlam zu führen. - Frei!
     
    „He, Heinz!“
     
    Heinz blickte auf und sah, dass Johannes sich eiligen Schrittes näherte.
    „Heinz! Was ist los? Ist der Kleine wieder da?“ fragte sein Bruder ihn schon von weitem, etwas atemlos.
    Heinz konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken, als er Johannes die neuesten Nachrichten mitteilte. „Ich breche morgen auf, nach Amerika! Und meine Jungs kommen mit mir!“
    Johannes blieb abrupt stehen, sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Mit einer solchen Antwort hatte er absolut nicht gerechnet und schien sie, als er sich von seinem Schreck erholt hatte, eher für einen Scherz zu halten.
    „Amerika? Du bist ja wohl besoffen! Wie bist du an den Schnaps gekommen?“
    „Ich hab’ keinen Schluck getrunken“, beteuerte Heinz und wedelte mit dem weißen Umschlag in der Luft herum. „Hier, siehste, das ist meine Fahrkarte in die Neue Welt! Keine Ahnung, womit ich’s mir plötzlich verdient habe, aber ich sage mir: Bloß weg hier, bevor er’s sich anders

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