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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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überlegt!“
    Johannes schüttelte ungläubig den Kopf. „Du spinnst ja! Wie sollte er dazu kommen, dir Geld zu geben?“
    „Wenn du’s nicht glaubst, ich zeig’s dir“, meinte Heinz, öffnete den Umschlag und nahm das Bündel Scheine heraus. „Hier, für mich und meine Kinder!“
    Johannes nahm ihm das Geld aus der Hand und starrte es an, als handele es sich um eine giftige Schlange. „Da stimmt doch ‘was nicht. Das ist nicht möglich.“
    „Hannes, da hast du recht. Aber mir ist egal, was da nicht stimmt. Ich pack’ meine Sachen und haue hier ab.“
    Johannes sah auf das Geld, das er, im sicheren Abstand von seinem Körper, in der Hand hielt. „Und was ist mit Lukas?“
    „Der ist drüben, im Haus“, sagte Heinz und deutete hinter sich. „Keine Ahnung, wo er steckte und was passiert ist. Herr Adlam hat ihn zurückgebracht, und so, wie er aussieht, scheint es einen Kampf gegeben zu haben. Aber er will kein Wort davon erzählen. Lukas soll im Haus bleiben, bis morgen früh, wenn wir fahren. Er wird’s mir schon erzählen, mein Junge. Morgen.“
    „Heinz, das kann doch alles nicht wahr sein: Ein Kampf? Und das ganze Geld, das er euch gegeben hat? Seit wann schert er sich um Leute wie uns? Und wer entführt den Jungen eines bettelarmen Vaters, bei dem absolut nichts zu holen ist?“
    Heinz schnappte das Geldbündel zurück aus Johannes’ Händen und steckte es fein säuberlich zurück in den Umschlag. „Frag ihn , wenn du’s unbedingt wissen willst. Aber glaub’ bloß nicht, dass es so leicht ist, Antworten aus ihm herauszuholen.“
    Johannes warf einen Blick auf das vor ihnen aufragende Haus der Adlams und seufzte resigniert. „Wenn er’s dir nicht gesagt hat, wird er es niemandem sagen. Naja, sei froh, dass für euch jetzt alles zum Besten steht. Allerdings brauch’ ich jemanden, der mit anfasst im Stall, wenn du weg bist.“
    „Er wird sich schon kümmern“, antwortete Heinz. „Er lässt doch nichts an seine kostbaren Pferde kommen.“
    Die Wahrheit
    Die Zeit, als von der Vereinigung der Schwarzen Brüder zuletzt eine wirkliche Gefahr ausging, ist etwa zehn Jahre her. Damals war ihr Meister noch bei ihnen, im Kreis seiner Helfer. Und ihm war es gelungen, zwei Menschen zu seiner Unterstützung in die Gruppe einzubeziehen, die außergewöhnlich starke mediale Begabungen hatten.
    Der Bund zwischen den drei Personen an der Spitze wurde jedoch vorzeitig gelöst, bevor die magischen Rituale ihren Höhepunkt erreichen konnten. Der schwarze Priester war am Ende tot oder verschollen. Einer der beiden Männer an seiner Seite ist gestorben. Der andere - wohl, in Bezug auf sein Alter in Jahren, noch ein Kind - geriet außer Kontrolle, denn der Priester vermochte es nicht, ihn weiter an sich und die Gemeinschaft zu binden. Dieser Junge, der damals den Entschluss getroffen hat, seinem Leben eine andere Richtung zu geben, bin ich.
    Die damaligen Ereignisse möchte ich jedoch an anderer Stelle schildern, denn nun kehre ich zurück zu dem, was am heutigen Tag geschehen ist.
    Nach stundenlanger Suche konnten Heinz und Johannes keine Spur von Lukas entdecken. Der Junge ist erst vier Jahre alt. Der Gedanke, dass er sich freiwillig so weit von seinem Elternhaus entfernt haben soll, dass er in größerem Umkreis nicht mehr auffindbar ist, schien absurd. Ganz besonders deshalb, weil Heinz mir glaubhaft versicherte, dass es zuvor keinen Streit bei ihnen daheim gegeben hat.
    Also habe ich mich auf die Suche gemacht.
    Die Art und Weise, wie ich den Jungen aufgespürt habe, wird solchen Menschen, die bisher in ihrem Leben nur rational erfassbare Erfahrungen gemacht zu haben glauben, wohl wenig plausibel erscheinen. Ich wusste, der Junge würde um Hilfe rufen. Entweder in stillen Stoßgebeten oder vielleicht sogar im direkten Versuch, mit seinem Vater oder irgendjemand anderem eine Art Gedankenverbindung herzustellen. Letzteres scheint eine völlig irrationale Handlungsweise zu sein. Wer jedoch schon einmal echte Angst um sein nacktes Leben verspürt hat, dem wird dieser Versuch doch bekannt vorkommen. Ich habe mich auf genau diese Hilferufe konzentriert, und obwohl ich in solchen Dingen nur sehr wenig Erfahrung habe, hatte ich doch Glück und konnte seine dünne, ängstliche Stimme wahrnehmen. Mehrmals habe ich jedoch auf dem Weg zu dem Jungen eine falsche Richtung eingeschlagen und bin deshalb länger als nötig im Wald herumgeirrt. Um ihn ruhig zu halten, habe ich ständig versucht, ihm einen Satz zu

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