Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
übermitteln: ‘Vertrau mir, dann wird es wieder gut’. Ich weiß nicht, ob er mich hören konnte.
Am Ende habe ich ihn gefunden, und auch die drei Männer, die ihn gefesselt und geknebelt hinter sich her schleiften. Ich habe mich ihnen in den Weg gestellt, in der Hoffnung, sie durch meine Entschlossenheit demoralisieren zu können. Denn obwohl ich sie wegen ihrer Kapuzen nicht erkennen konnte, wusste ich doch sehr wohl, dass sie mich von einer vorherigen Begegnung noch in Erinnerung haben mussten.
Im ersten Moment waren sie auch sichtlich erschrocken, aber sie haben sich schnell wieder gefasst und hatten im nächsten Moment ihre Pistolen zur Hand. Das Kind haben sie dabei achtlos auf den Waldboden fallen gelassen.
Eine der Kugeln, die sie auf mich abfeuerten, streifte meine Seite. Die Schmerzen waren größer, als der reale Schaden, der dabei angerichtet wurde. Allerdings muss ich zugeben, dass ich durch diesen Treffer übel überrascht wurde, denn bisher hatten sie mich bei unseren Konfrontationen noch kein einziges Mal erwischt. Ich brauchte eine Sekunde zu lange, um zu reagieren. Ich erreichte es zwar, dass die beiden bewaffneten Männer die Pistolen mit erschreckten Schreien fallenließen, wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel; jedoch verlor ich dabei den dritten der Männer aus den Augen.
Der kam im nächsten Moment von der rechten Seite mit einem Messer auf mich zugesprungen. Ich hatte nicht genug Zeit, ihn abzuwehren, und die Klinge zerschnitt bei dem Versuch, mich unter dem Messerhieb zu ducken, meine Wange. Ehe ich es mich versah, waren alle drei bei mir, und zusätzlich zu meinen unerwarteten Verletzungen war ich jetzt zum ersten Mal nicht in einer überlegenen Position.
Ich hatte mein Pferd schon vorher zurückgelassen, damit das Tier nicht unnötig in Gefahr geriet, denn mein Schwarzer ist unbezahlbar. Daraus erwuchs jedoch nun das Problem, dass ich viel leichter anzugreifen war. Ich war mir zuvor allzu sicher gewesen, die Sache schnell in den Griff zu bekommen. Im Austeilen von Prügel bin ich noch nie besonders gut gewesen, besonders dann nicht, wenn es drei gegen einen steht und einer von den dreien wild mit einem Messer herumfuchtelt. Aber ich sah es nicht ein, auf so eine jämmerliche Weise aufgeben zu müssen. Ich verspürte Angst, aber auch heftige Wut. Mein Kopf war also keineswegs klar, und die Kontrolle über mein Handeln war von dem Gehirn auf meine Gefühle übergegangen.
Ein deutliches Zischen war zu hören, als ich den Blick weniger als eine Sekunde lang auf das Messer in der Hand des Angreifers richtete. Es stank nach verbranntem Fleisch, und der Mann schrie lauter, als seine beiden Freunde vorher. Er öffnete die Hand in einem Reflex, doch das Messer blieb dort, wo es war. Es klebte an der Haut seiner Handfläche, die sich in großen, hässlichen Brandblasen vom Fleisch ablöste. Der Schrei ebbte wieder auf, diesmal jämmerlicher, als vorher. Dieser Gegner war wohl vorerst aus dem Rennen.
Einer der beiden anderen versetzte mir einen Schlag in den Magen, sodass mir die Luft wegblieb, und der dritte zielte mit einem eilig aufgelesenen Stein auf meinen Kopf. Ich sah den Steinewerfer an, bohrte meinen Blick in seinen Kopf und konzentrierte meine gesamte Wut auf ihn, ohne zu wissen, was passieren würde. Der Mann stolperte zurück, ließ den Stein fallen, griff sich an den Kopf.
Sein Kumpel schlug mir hart in die Seite, an der mich die Kugel getroffen hatte, und im nächsten Moment war ich blind von Tränen. Es tat höllisch weh, und es fehlte in dieser Sekunde nicht viel daran, dass meine Beine unter mir nachgaben. Sein folgender Versuch aber, dieselbe Stelle noch einmal zu treffen, schlug fehl. Intuitiv wich ich zur Seite aus und erwischte seinen Arm mit beiden Händen. Er hatte so viel Schwung hinter seinen Schlag gelegt, dass ich ihn mit einem kräftigen Ruck aus dem Gleichgewicht brachte und er nach vorne stürzte. Mein Blick wurde allmählich wieder klar, und ich erkannte, dass der Junge immer noch dort auf dem Waldboden lag, wo die Männer ihn zurückgelassen hatten.
„Lauf doch, verdammt!“ schrie ich das Kind an, um es wachzurütteln. Ob es jedoch reagierte, konnte ich nicht mehr sehen, denn meine Aufmerksamkeit war an anderer Stelle gefragt.
Ich habe mich in einen furchtbar langen Kampf verstricken lassen, ständig in Gefahr, ihn zu verlieren. In eine solche Bedrängnis, wie am heutigen Tag, bin ich noch nie zuvor geraten. Und das Ergebnis war eher ein
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