Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
es dauerte noch einige Sekunden, bis er sich wieder regen konnte, noch immer betäubt von der schreienden Angst, lebendig zu verbrennen.
Weiter ging es in die Höhle hinein, hinter Johannes her, an den brennenden, stinkenden Körpern vorbei, die leblos auf der Erde lagen und von den Flammen verzehrt wurden. Ganz hinten, wo die Höhle in einer stumpfen Sackgasse endete, erblickte Heinz plötzlich Lukas, der als kleines Bündel verschnürt in einer Ecke auf dem harten, kalten Boden lag. Er starrte ihnen mit großen, verstörten Augen entgegen. Drei der schwarzen Männer waren bei dem Jungen. Der Eine trug eine Pistole, der Zweite ein scharfes, im Feuerlicht blinkendes Messer und der Dritte eine schwere Eisenstange. Sie stellten sich ihnen in den Weg und der Mann mit der Eisenstange holte sogleich zu einem kraftvollen Hieb aus, der Herrn Adlam direkt in die Seite traf.
Johannes schleuderte eine seiner beiden Fackeln mit einem kräftigen Schwung auf die Gestalt mit dem Messer, die sich ihm mit schnellen Schritten genähert hatte. Doch die Gestalt entkam dem Feuer mit einem Sprung zur Seite und warf ihrerseits das Messer auf Heinz’ Bruder, in dessen rechten Oberarm die scharfe Klinge steckenblieb. Johannes keuchte und schlug mit der Fackel in seiner linken Hand wild auf den Mann vor sich ein, der schon ein zweites Messer hervorgezaubert hatte, und sich, obwohl sein Gewand bereits Feuer fing, damit zur Wehr setzte.
Der Mann mit der Pistole schoss auf Heinz, doch traf er ins Leere. Heinz stürzte sich mit zwei brennenden Fackeln auf den Bewaffneten, in Gedanken bei seinem kleinen Sohn, der ganz in der Nähe lag und alles mit ansehen musste. Er schlug mit beiden Fackeln nach seinem schwarz vermummten Gegner, während die Hitze um seinen Körper sich ins Unerträgliche steigerte und der Schweiß in Bächen über seine Stirn lief. Als das Gewand des fremden Mannes Feuer fing, gab dieser einen weiteren ungezielten Schuss ins Leere ab und stieß einen heiseren Schrei aus. Heinz’ eigene Brandverletzung machte sich ihm schmerzhaft bewusst. Der erschreckende Gedanke taucht auf, dass er genau das, was er eben noch selbst erlitten hatte, gerade einem anderen Menschen antat.
Das schwarze Gewand brannte wie Zunder, die Hände des fremden Mannes wirbelten durch die Luft, schienen die Flammen um ihn herum erschlagen und gleichzeitig das Gewand vom Körper reißen zu wollen. Die Waffe fiel laut klirrend zu Boden. Heinz war umhüllt von stickigem Rauch. Irgendwo hörte er seinen Bruder schreien, markerschütternd. Dieser Schrei jagte ihm große Angst ein. Er sah sich nach Johannes um, konnte aber in all dem Qualm nur vage Schemen erkennen.
„Hannes, wo bist du?“ schrie Heinz voller Panik.
Ein weiterer, diesmal erstickt klingender Schrei folgte.
Im letzten Moment bemerkte Heinz, dass der Mann, den er eben in Brand gesetzt hatte, diesen Augenblick der Unachtsamkeit wahrnahm, um sich auf ihn zu stürzen und ihn mit sich in den Flammentod zu reißen. Heinz sprang entsetzt zur Seite und entkam diesem letzten Angriff um Haaresbreite. Er stolperte, mühsam nach Gleichgewicht ringend, und dann erblickte er für eine
Sekunde das Gesicht seines Bruders irgendwo im wabernden Rauch: Kalkweiß, mit weit aufgerissenen Augen starrte Johannes ihn an. Heinz' Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.
„Hannes!“ brüllte er, doch dann war das Gesicht wieder verschwunden, wie eine irreführende Vision, ein böser Albtraum im Moment des Erwachens.
Immer mehr schwarzer Rauch erfüllte die Höhle, der in Augen und Lunge höllisch brannte. Heinz drehte sich orientierungslos herum. Er tastete mit den Händen umher, immer bemüht, einen großen Bogen um die am Boden liegenden brennenden Körper zu machen. Lukas ! Der Junge musste hier irgendwo sein. Heinz hörte das leise Weinen ganz deutlich: sein armer, kleiner Junge!
In einem Inferno aus Feuer und Rauch schloss Heinz schlussendlich seinen kleinen Sohn liebevoll in die Arme. Lukas’ Augen waren tränenleer und riesengroß, der Schock war dem Jungen anzusehen. Er konnte nicht einmal mehr lächeln, als er die warmen Arme seines Vaters um sich spürte.
Heinz blickte sich um, mit dem Kind auf dem Arm. Wo waren bloß die anderen beiden?
Herr Adlam lehnte dort an der von Ruß schwarz gefärbten Felswand, der schwarze Qualm hüllte ihn ein. Er hielt sich die linke Seite und unter seinen Fingern färbte Blut das weiße Hemd rot. Keine einzige Fackel trug er mehr bei sich.
„Alles in
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