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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Gees
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keinen der Pferdepfleger auf, sie zu begleiten, um das später ausgesuchte Pferd von der Weide zu holen. Stattdessen nahm er selbst ein Halfter mit. Sie gingen den Hügel hinunter zu den Koppeln, wo die Zuchttiere ihren Auslauf hatten.
    Anna kam als erste am Zaun an, lehnte sich dagegen und bestaunte wieder einmal diese herrlichen Tiere, deren kupferfarbenes Fell die Sonne auffing. Es glänzte in schimmernden, beinah metallischen Rottönen. Auf dieser Koppel standen etwa zehn der Tiere, die meisten ohne jegliche Zeichnung, völlig reinfarbig. Alle besaßen diese langen, schlanken Beine und schmalen Fesseln, und wenn sie über die Weide liefen, dann wirkten sie wie anmutige Tänzer auf einer Bühne.
    Nur ein einziges Pferd trug eine Blässe und hatte an beiden Vorderbeinen weiße ‘Strümpfe’. Anna erkannte es vom letzten Mal wieder. Sie hätte dieses Tier sehr gerne für sich gehabt, doch ihr Vater hatte kritisiert, dass ein echtes Adlam Pferd keine Zeichnung haben dürfe.
    Tante Agnes gesellte sich zu Anna. Auch ihr stand die Bewunderung für die herrlichen Tiere ins Gesicht geschrieben. Ein besonders schönes Bild gaben sie ab, in dieser sonnigen Scarheimer Landschaft, mit den Wipfeln des Waldes im Hintergrund und dem Bach, der sich plätschernd seinen Weg mitten durch die Pferdekoppel bahnte.
    „Ja, genauso habe ich alles hier in Erinnerung“, sagte Diane, als auch sie sich an den hölzernen Koppelzaun lehnte. Ihre Augen folgten einer jungen Stute, die im leichten Galopp am Weidezaun entlanglief und dann mit einem sanften Sprung den Bach passierte. „Wissen Sie, Herr Adlam, ich bin vor einigen Jahren schon einmal mit meinem Vater hier gewesen. Erinnern Sie sich daran?“
    „Möglich“, erwiderte er knapp.
    Anna bemerkte, dass er mit dieser desinteressierten Antwort die Grenze zur Unhöflichkeit nun doch überschritten hatte. Um schnell abzulenken, fragte sie ihre Schwester: „Wie gefällt dir der Wallach, der aus dem Bach trinkt? Das ist doch ein stattliches Tier!“
    Statt das Pferd anzusehen, warf Diane Herrn Adlam einen Blick zu. „Sie leben nicht vom Pferdeverkauf, nicht wahr?“ fragte sie provozierend.
    Herr Adlam erwiderte ihren Blick ohne zu zögern so intensiv, dass Anna selbst, an der Stelle ihrer großen Schwester, sicher zur Seite geschaut hätte. Diane jedoch hielt seinen Augen stand, hob sogar noch trotzig das Kinn an.
    „Ich habe es vor langer Zeit aufgegeben, meine Laune den Kunden anzupassen“, erwiderte er ihr nach einiger Zeit des Schweigens erstaunlich ehrlich. „Denn ich verkaufe Pferde, und nicht mich selbst.“
    Mit solch einer undiplomatischen Antwort hätte Herr Adlam wohl so manchen Kunden in die Flucht geschlagen. Diane jedoch war sichtlich beeindruckt von der unverhüllten Ehrlichkeit.
    „Das ist Ihr gutes Recht“, gab sie zu und das Lächeln in ihrem Gesicht wich zugunsten eines herausfordernden Ausdrucks. „Aber Sie sollten bedenken, dass man mit etwas Freundlichkeit manchmal mehr erreichen kann, als man vielleicht vorher erahnt hätte.“
    „Schau mal, Diane“, warf Tante Agnes dazwischen, der diese Andeutung ihrer Nichte peinlich war, „der Wallach mit der Blässe! Wäre das nicht ein Pferd für dich?“
    Diane wandte ihren Blick von Herrn Adlam wieder auf die Koppel und meinte, ehrlich erfreut: „Ja, das ist ein wirklich schönes Tier. So ganz anders, als die anderen.“
    „Es ist anders, da haben Sie recht“, bestätigte sie Herr Adlam. „Es sieht nicht nur anders aus, sondern es hat auch einen eigenwilligen Charakter.“
    „Ah“, machte Diane und folgte mit ihren Augen dem Tier, von dem die Rede war. „Dann gefällt es mir besonders. Ich suche nämlich ein außergewöhnliches Pferd.“
    Herr Adlam schüttelte leicht den Kopf und ein kleines, amüsiertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Möchten Sie es ausprobieren?“
    „Ja“, antwortete Diane entschlossen und sah ihn wieder direkt an. „Wir werden schon miteinander auskommen das Pferd und ich.“
    Ohne ein weiteres Wort öffnete er das Gatter und machte sich auf den Weg, das gewünschte Tier zu holen. Es ließ sich von ihm problemlos das Halfter überstreifen, nachdem er den Hals des Pferdes kurz besänftigend mit der Hand berührt hatte. Anna wandte sich mit gesenkter Stimme an ihre Schwester. „Siehst du, wie vorsichtig er sich bewegt?“ fragte sie. „Ich glaube nicht, dass er die Grippe hat. Ist dir die Wunde an seiner Wange aufgefallen? Ich glaube, er hatte einen Unfall. Oder eine

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