Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
aber dieses Jahr ist er in Australien.«
    Gemma nahm sich vor zu überprüfen, wie lange Shaun Francis schon in der Wohnung am Cleaver Square gewohnt hatte. »Aber Shaun haben Sie nicht gesehen, als Sie dort waren?«
    »Nein. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass ich ihn erkannt hätte.«
    »Hätte Shaun Sie erkannt?«, fragte sie, um die Sache einmal von der anderen Seite anzugehen. »Wenn er Sie irgendwo gesehen hätte – nicht nur im Prince of Wales?«
    Er stutzte. »Ich weiß nicht. Vielleicht. Ich war auch damals schon dünn und blond. Aber so richtig blond«, fügte er hinzu, und zum ersten Mal sah sie den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen. Er fasste sich an die Haare. »Wie Gerstenstroh, und in dem Sommer war es von der Sonne fast weiß gebleicht. Aber wenn es so wäre – na und? Ich verstehe nicht, was ich mit alldem zu tun haben soll.«
    »Ich auch nicht.« Gemma wechselte das Thema. »Was ist mit Caleb Hart? Was wissen Sie über ihn?«
    »Er ist ein Freund von Tam. Scheint ein netter Kerl zu sein, und von Musik hat er wirklich Ahnung.« Andy drehte seinen Kaffeebecher auf dem Tisch; er hatte noch keinen Schluck getrunken. »Sie können doch nicht glauben, dass Caleb irgendetwas mit diesen – diesen Todesfällen zu tun hatte. Das wäre doch verrückt.«
    »Mit diesen Morden«, korrigierte Gemma ihn und sah ihn dabei unverwandt an. »Und ich halte es für gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass derjenige, der das getan hat, tatsächlich verrückt ist.«
    Es war Andy, der den Augenkontakt zuerst abbrach. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Und ich muss jetzt los.« Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, noch einmal auf die Uhr an seinem Handy zu schauen. Er stand auf und griff nach seinem Gitarrenkasten, und Gemma beschloss, ihn gehen zu lassen. Vorläufig jedenfalls. Sie glaubte nicht, dass er sie angelogen hatte, aber sie war sich zugleich sicher, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
    »Andy«, sagte Gemma leise, als er sich zur Tür umdrehte, »Melody hatte keine andere Wahl, als mit mir zu sprechen.«
    »Ich weiß«, sagte er, »aber das macht es auch nicht besser.« Und dann war er zur Tür hinaus und verschwunden, verschluckt von der wogenden Menge auf der Oxford Street.
    Kincaid hatte das Frühstücksgeschirr gespült und Charlotte für die offiziell genehmigte halbe Stunde BBC 2-Kinderprogramm vor den Fernseher im Wohnzimmer gepflanzt. Jetzt blickte er in den Garten hinaus und versuchte zu entscheiden, ob das Aussehen des Himmels für oder gegen eine Joggingrunde im Park sprach.
    Er hatte gerade beschlossen, dass es das Beste wäre, Geordie zu Hause zu lassen und mit Charlotte gemächlich in Richtung Portobello Road zu traben, wo sie sich notfalls vor dem Regen in Deckung bringen könnten.
    »Drückeberger«, schalt er sich laut. Aber an so einem trüben Tag war ihm eher nach bunten Farben und Menschenmengen zumute als nach einem einsamen Dauerlauf im Park.
    In diesem Moment klingelte es an der Tür. Er fuhr zusammen, und sogleich begannen die Hunde wild zu bellen. Charlotte, wie hypnotisiert von den grellbunten Trickfiguren auf dem Bildschirm, blieb still sitzen.
    Er fragte sich, ob Gemma etwas bestellt und vergessen hatte, es ihm zu sagen, als er zur Tür ging und einen Blick durch das Seitenfenster warf. Ein schwarzes Mercedes- SUV stand mit laufendem Motor am Bordstein, weiße Abgaswolken stiegen aus dem Auspuff auf. Stirnrunzelnd öffnete er die Tür und sah MacKenzie Williams auf der Matte stehen.
    »Hallo, Duncan«, sagte sie. »Entschuldige, dass ich dich so überfalle, aber ich hatte keine Handynummer von dir, und du hast mir ja mal erzählt, wo du wohnst.«
    »Kein Problem.« Er war freudig überrascht, aber auch ein wenig beunruhigt. »Ist alles in Ordnung? Möchtest du nicht reinkommen?«
    »Ja, es ist alles in Ordnung, und nein, ich kann nicht bleiben. Ich habe heute Morgen noch einen Job zu erledigen. Deswegen bin ich vorbeigekommen, weil ich wusste, dass ich dich nicht im K & P treffen werde.«
    Er beruhigte die Hunde, die um seine Beine wuselten, und trat vor die Tür, während er überlegte, was das wohl für ein Job war. Sie hatte ihr langes, lockiges Haar zu einem unordentlichen Knoten gebunden, trug keinen Krümel Make-up und sah aus, als ob sie im Halbschlaf in die verwaschene Jeans und die alte Wachsjacke geschlüpft wäre. »Ich habe Neuigkeiten für dich, und es konnte einfach nicht warten«, fuhr sie grinsend fort. »Gestern Abend war Elternabend in der Schule,

Weitere Kostenlose Bücher