Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
und ich habe die Leiterin dazu überredet, eine Aufnahme von Charlotte zumindest in Erwägung zu ziehen. Du hast morgen um zehn einen Termin.« MacKenzie strahlte ihn voller Stolz an, als ob sie ihm gerade die Kronjuwelen überreicht hätte.
    »Aber …«
    »Oliver ist dann gerade in seiner Klasse. Ich kann mit Charlotte am Empfang warten, während du mit der Leiterin sprichst. Und vielleicht möchte sie Charlotte auch sehen.«
    »Oh, ich …« Kincaid riss sich zusammen. »MacKenzie, du bist genial. Aber was soll ich – Was zieht man zu einem Vorstellungsgespräch bei einer Schulleiterin an? Es kommt mir vor wie ein Staatsbesuch.«
    Sie spitzte die Lippen und betrachtete ihn kritisch. »Ich würde mich für anständig, aber leger entscheiden – der Notting-Hill-Hausmänner-Look eben. Kein Anzug. Du wirst es schon richtig machen.«
    »Brauche ich irgendwelche Papiere oder Empfehlungen?«
    Sie lachte. »Keine Sorge. Ich habe ihr alles über dich erzählt.«
    »Jetzt kriege ich aber wirklich die Panik«, sagte er mit ironischem Grinsen, doch tatsächlich war er ganz schön geplättet über MacKenzies schnellen Erfolg und ihren offensichtlichen Einfluss. Und dazu kam, dass er noch gar nicht mit Gemma über all das gesprochen hatte.
    »Wir sehen uns also morgen kurz vor zehn an der Schule? Du weißt doch, wo es ist?«
    Kincaid nickte. Es war östlich von Notting Hill Gate, und er hatte die Kinder in ihren Uniformen oft genug aus dem Schultor kommen sehen.
    »Jetzt muss ich mich aber sputen. Cheerio.« MacKenzie winkte ihm neckisch zu, lief mit federnden Schritten zu ihrem Wagen und fuhr davon. Kincaid konnte ihr nur hinterherstarren. Er fühlte sich, als wäre er gerade von einer Naturgewalt überrollt worden.
    Kincaid war gerade wieder hineingegangen und hatte die Tür hinter sich zugemacht, als sein Handy klingelte. Er fluchte halblaut, als er merkte, dass er wieder vergessen hatte, MacKenzie seine Nummer zu geben für den Fall, dass etwas dazwischenkäme.
    Als er den Anruf annahm, fragte er sich, ob Gemma oder einer der Jungs etwas vergessen hatte oder ob Doug wieder mal die Decke auf den Kopf fiel.
    Aber es war Tam, der sich am anderen Ende meldete. Seine Stimme klang schrill, und sein schottischer Akzent war noch ausgeprägter als sonst.
    »Duncan, unser Andy hat mich gerade angerufen und gesagt, dass Gemma heute Morgen bei ihm war und ihn vernommen hat. Es ging irgendwie um ’nen anderen Mord und ’nen Jungen, den er von ganz früher kannte, und was ich gerne wüsste, ist, wie Gemma eigentlich darauf kommt, dass er irgendwas darüber wissen könnte?«
    Kincaid, der sich noch nicht ganz sicher war, ob das nun eine Frage war oder nicht, sagte nur: »Nun mal langsam, Tam. Du hast doch gewusst, dass das Gemmas Fall ist, dieser erste Mord in Crystal Palace. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine Verbindung zwischen den zwei Verbrechen gibt.«
    »Aber warum redet sie mit Andy?«, fragte Tam schon etwas gefasster. »Woher wusste Gemma, dass Andy diesen Jungen kennt?«
    »Er war kein ›Junge‹ mehr. Er war Prozessanwalt und wohnte in Kennington. Und hat Andy dir denn nicht gesagt, woher Gemma das wusste?«
    »Er hat irgendwas von diesem dunkelhaarigen Mädel gefaselt, diesem Constable, der bei uns im Studio war.«
    »Melody. Und du weißt ganz genau, dass sie Detective Sergeant ist. Sie hat das mit dem zweiten Mord – ähm, beiläufig im Gespräch mit Andy erwähnt, und Andy kam der Name bekannt vor. Ist doch ganz einfach.«
    Am anderen Ende war es einen Moment still. »Beiläufig erwähnt?«, sagte Tam schließlich. »Willst du damit sagen, dass der Junge sich auf ein Techtelmechtel mit einer Polizistin eingelassen hat? Ich dachte mir schon, dass er ein bisschen in sie verknallt ist, aber dass er komplett den Verstand verloren hat – nee.«
    »Du solltest dich für ihn freuen. Wie es aussieht, ist sie sein Alibi für den Zeitpunkt des zweiten Mordes.«
    »Und warum sollte er ein Alibi brauchen, Duncan, kannst du mir das erklären? Ich hätte nie mit dir über ihn reden sollen.«
    Kincaid stand immer noch am Wohnzimmerfenster. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und jetzt klatschten die ersten dicken Regentropfen auf den Asphalt. »Tam …«
    »Ach, Mensch, tut mir leid«, seufzte Tam. »Du kannst ja nichts dafür. Aber ich verstehe einfach nicht, was hier abläuft. Wenn der Junge mit diesen beiden … Vorfällen gar nichts zu tun haben kann, wieso regt er sich dann so furchtbar auf? Er sagt, er ist sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher