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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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fragte sicherheitshalber:
    »Wurden dabei auch tatsächlich Prepaidkarten benutzt?«
    »Ja. Wie die von Natascha. Sie wurden immer nach demselben Schema benutzt.«
    »Das heißt?«
    »Die Verbindungen wurden nur mit der ersten Karte hergestellt, und zwar der, die in Châtillon gekauft worden war. Die anderen wurden nie miteinander verbunden.«
    »Hast du die Tage und die Uhrzeiten?«
    »Die variieren ziemlich. Aber es gibt immer einen Anruf vor dem Mord und einen danach. Ganz kurz. Zwischen fünf und sieben Sekunden.«
    »Hast du die Hot Spots schon genauer bestimmen können?«
    »Für wen hältst du mich? Jeder Anruf erfolgte in dem Umkreis, in dem die Karte, mit der er getätigt wurde, auch gekauft worden war.«
    »Alles klar. Bleib bitte dran, ich brauch dich gleich noch mal.«
    Der Kommissar schrieb die Informationen noch einmal ab. Im Geiste zog er schon seine Schlussfolgrungen daraus.
    Erstens: Zwei der Karten waren weniger als zwanzig Kilometer vom Tatort entfernt gekauft worden. Wahrscheinlich vom Mörder. Ein einfacher und unauffälliger Weg, mit Natascha zu kommunizieren.
    Zweitens: Dass die Anrufe vor und nach den Morden so kurz waren, legte den Schluss nahe, dass es sich um Signale handelte. Wahrscheinlich um das Signal, das die Morde auslöste, und um das Signal, das deren Durchführung bestätigte.
    Drittens: Das letzte Verbrechen war in der Nacht vom sechzehnten auf den siebzehnten in Bagnolet verübt worden. Und an diesem Tag hatte es keinen Anruf gegeben. Auch hatten sie keine im näheren Umkreis gekaufte Karte gefunden. Es war einfach, daraus zu schließen, dass Natascha bereits vor Ort gewesen war. Bei ihm.
    Viertens: Am fünfzehnten Januar war in Limoges eine letzte Karte gekauft worden. Der einzige Tag in dieser verrückten Serie, an dem keine Leiche gefunden wurde. Würde man noch eine vierte finden?
    Er nahm das Gespräch wieder auf.
    »Ich möchte, dass all diese Verbindungen abgehört werden. Was hast du bei den anderen Nummern gefunden?«
    »Ich habe dir eine Liste der Anrufe erstellt, die im letzten Monat ein- und ausgingen. Du musst selbst eine Auswahl treffen. Ich kann dir bereits die Überschneidungen mitteilen, wenn du willst.«
    »Leg los.«
    »Justine Crémant hat den Anschluss in Châtillon am fünfzehnten Januar um dreiundzwanzig Uhr fünfzehn angerufen. Dauer des Anrufs: sechsundfünfzig Minuten und siebenundvierzig Sekunden.«
    Länger als eine Analysesitzung. Jedenfalls lang genug, um eine Jugendliche in höchster Not zu manipulieren.
    »Und die anderen?«
    »Am dreizehnten Januar um zweiundzwanzig Uhr siebenundfünfzig. Lucie Barmont wurde über die in Avignon verkaufte Karte angerufen. Gesprächsdauer: achtundvierzig Sekunden.«
    Jetzt hatten sie’s. Der Mörder hatte Lucie am späten Abend direkt auf ihrem Handy angerufen. Er kannte sein Opfer also persönlich und hatte Lucie überreden können, sich mit ihm zu treffen. Ohne es über Natascha laufen zu lassen.
    »Gute Arbeit. Kannst du mir die Details über die Anrufe mailen?«
    »Gib mir noch einmal deine Adresse. Dann schicke ich es sofort los.«
    Der Kommissar teilte ihr seine Internetdaten mit und legte auf. Das Netz zog sich enger zu. Die weißen Steine, die der Mörder hatte fallenlassen, ließen so ganz allmählich einen Weg erkennen.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«
    François sah auf. Eine junge, frierende Frau sah ihn an, ein Tablett in der Hand.
    »Nein danke. Ich bleibe nicht.«
    Er sprang von seinem Stuhl auf, überquerte im Sturmschritt den Platz. In seinem Kopf wimmelte es nur so von Ideen. Er hatte ein Gefühl von Macht.
    Im Laufen nahm er sein Handy.
    »Roger? Hier ist François. Störe ich dich?«
    »Ich bin auf der Place Beauvau und habe genau fünfundfünfzig Sekunden, dann muss ich wieder ins Dricab-Büro zurück.«
    »Wir haben vielleicht einen Mord übersehen.«
    »Na, wenn’s sonst nichts ist …«
    »Ich habe gerade die Einzelheiten reinbekommen.«
    Ohrenbetäubendes Schweigen.
    »Erzähl!«
    Der Profiler berichtete von Élodies Recherchen. Gegenwärtig gab es noch keinerlei Gewissheit, aber die Karte, die in Limoges gekauft worden war, war ein ernst zu nehmender Hinweis. Falls das stimmen sollte, konnte es auch sein, dass dieses Phantomopfer vergewaltigt worden war. In Anbetracht der Chronologie musste dieser Mord zwischen dem von Grenoble und dem von Bagnolet stattgefunden haben, wodurch die Annahme einer Symbolik der Wiedergeburt, die den Mörder antrieb, bekräftigt würde. Nach dem Bearbeiten

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