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Wer Boeses saet

Wer Boeses saet

Titel: Wer Boeses saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Descosse
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stellen.«
    »Kann das ein paar Minuten warten? Ich muss das noch fertig machen.«
    François nickte. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Auf dem Bildschirm war eine seltsame Kreatur zu sehen, eine Mischung aus Gorilla und Robocop, die eine Armee von Männern mit Rabenköpfen mit Feuerkugeln beschoss. Die Kugeln kamen aus seinen Pfoten, mal rot, mal blau. Sie schossen den Feinden die Köpfe oder die Glieder ab oder zerfetzten sie … Das Schwert der Apokalypse in der Videospielversion.
    Schließlich hob Manu zum Zeichen des Sieges die Hände.
    »Yippieh!!! Mumra sollte man besser nicht ärgern.«
    »Wen?«, fragte François.
    Der andere drehte sich um, ein Kinderlächeln auf den Lippen, völlig erschöpfte Gesichtszüge.
    »Mumra. Meinen Avatar. Ich bin seit zweiundsiebzig Stunden hinter diesem MMORPG her und …«
    Er unterbrach sich.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich brauche ein paar Informationen.«
    »Über ein Online-Spiel?«
    »Über einen Mord.«
    Der Pottwal legte den Kopf schräg.
    »Einen echten oder einen virtuellen?«
    »So echt, echter geht’s nicht.«
    »Und da wollen Sie mich sprechen?«
    Der Kommissar zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu Manu.
    »Sie scheinen ziemlich viel Zeit hier zu verbringen, stimmt’s?«
    »Stimmt genau. Ich hab mir sogar schon überlegt, ob ich mir die Miete für meine Wohnung nicht sparen könnte.«
    »Waren Sie am Dienstagmorgen hier?«
    Der Spieler kratzte sich am Kopf.
    »Ja. Seit dem Vorabend hing ich in einer Endlosschleife. Wir steckten fest bei einem Problem mit einem Artworks von DMC 5, mit Hellgore, diesem Freak. Zwei Tage die volle Krise. Ein Gemetzel.«
    »Ich suche eine Frau. Sie ist sehr früh gekommen. Viertel nach sieben. Sie ist mindestens fünfunddreißig, vielleicht auch älter.«
    »Ist das die Killerin?«
    »Antworten Sie mir bitte.«
    »Nicht gesehen. Ich war aber auch voll abgetaucht.«
    François rieb sich die Lider. Er sah den Dicken an und sagte dann mit müder Stimme:
    »Geben Sie sich doch ein bisschen Mühe. Es ist sehr, sehr wichtig.«
    Manu spürte, dass der Polizist verzweifelt war. Er machte ein ernstes Gesicht und versuchte, zwischen den verschiedenen Treibern, die bei ihm das Gehirn ersetzten, Verbindungen zu knüpfen.
    Schließlich brachte er unter übermenschlicher Kraftanstrengung heraus:
    »Ich war allein … Es war noch dunkel … Ludo war in seinem Kasten und hat geschlafen … Ich saß an der Nummer sechs, da gleich bei der Tür …«
    François hing wie gebannt an seinen Lippen.
    »Und?«
    »Warten Sie! Ich konzentriere mich gerade.«
    Ein paar Sekunden. Aufgeben oder Einsatz verdoppeln? Dann ein Hoffnungsstreifen am Horizont.
    »Ey … Ich erinnere mich da an was. Da war so ein Luftzug hinter mir. Und es roch nach Parfüm, aber voll krass.«
    »Ist jemand hereingekommen?«
    »Genau …«
    »Und Sie haben nicht hingeschaut?«
    »Konnt ich nicht. Wegen dem Spiel. Hab nur das Parfüm gerochen. Diesel. Wie die Jeans. Ich hab meiner Schwester das gleiche geschenkt.«
    Ein Duft. So flüchtig wie die Frau, die ihn trug. Da waren sie noch weit vom wunderbaren Fischfang entfernt. François fragte beharrlich weiter:
    »Sie müssen doch irgendwas bemerkt haben! Einen Umriss, eine Haarfarbe, einen Kleiderstil!«
    »Nichts, ich schwör’s. Ich war voll im Fieber. Ich hab nicht mal gesehen, wie sie wieder verschwand.«
    Game over. Natascha hatte sich wahrscheinlich den Moment, in dem sie die Nachricht losschickte, genau ausgesucht. Die Flaute, in der der Laden fast leer war. Sie wusste wahrscheinlich, wie es in der Bude zuging, und hatte das Risiko, erkannt zu werden, auf ein Minimum reduziert.
    François kehrte zu dem Platz vor Les Halles zurück. Er fühlte sich ohnmächtig, ihm war hundeelend. Seit letzten Abend hatte er nichts in den Magen bekommen außer Xanax-Tabletten und zu starken Kaffee.
    Er kaufte sich ein Croissant und aß es im Gehen. Um ihn herum kamen die Müßiggänger aus allen Löchern gekrochen und eroberten das Viertel. Anonyme, gestresste, verfrorene Gesichter. Vielleicht befand sich Natascha darunter. Die Gefährtin des Teufels. Genauso intelligent wie er, genauso pervers.
    Sie hatte ihm nur ihr Parfüm preisgegeben. Modern, gerade sehr »in«, wahrscheinlich ihrem Image entsprechend.
    Ein fauler Trick, um den Schwefelgestank, der von ihr ausging, besser überdecken zu können.
    45
    Philippe Rieux.
    45, Rue de la République.
    Nichts.
    Georges Netty.
    12, Rue des Lices.
    Auch nichts.
    Raoul Duverger
    57, Rue du

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