Wer Boeses saet
angeordnet. Es sind jeweils vier Einstiche, zwei Zentimeter voneinander entfernt.
Die Grenobler tauschten einen ungläubigen Blick. Kellermann beugte sich über die Leiche.
»Tatsächlich …«
»Das stammt nicht von einem Messer«, behauptete der Profiler.
Dr. Meurteau antwortete leicht verärgert:
»Von was denn sonst?«
»Von einer Heugabel vielleicht. Die verwendeten Klingen sind jedenfalls an der Basis verbunden. Haben Sie Metallreste in den Wunden gefunden?«
»Danach haben wir noch nicht gesucht.«
»Dann tun Sie das. Das Metall, das man für diese Art von Werkzeug verwendet, ist weicher als eine Messerklinge. Vielleicht finden Sie ein paar Partikel.«
Marchand sagte zu Kellermann:
»Über wie viele Männer verfügen Sie?«
»Drei oder vier. Mehr nicht.«
»Dann müssen wir noch andere finden.«
»Möchten Sie eine Großoffensive starten?«
Er konnte ihm unmöglich erklären, welche Zusammenhänge sich für ihn gerade auftaten. Nicht, bevor Hénon grünes Licht gegeben hatte. Aber für François traten gerade ganz neue Verbindungen zutage. Der Mörder vom Ockersteinbruch hatte eine Kettensäge benutzt. Der von Grenoble eine Heugabel. In beiden Fällen ein Werkzeug, das eine potenzielle Waffe darstellte und das man in einem Gartencenter kaufen konnte.
»Ich möchte, dass Sie alle großen Baumärkte abklappern. Und die Baumschulen müssten wir uns auch anschauen. Unser Mann liebt die Natur, die Bäume, die Pflanzen. Vielleicht auch Blumen …«
»Also so eine Art Ökokiller?«, fragte Kellermann im Scherz.
François war nicht zum Lachen zumute.
»Er führt ein Ritual durch. Dabei hat alles, was er tut, eine besondere Bedeutung. Erst dieses Feuer, dann die sture Verbissenheit, mit der er sich über sein Opfer hermacht. Das ist keine Wut, das ist eine überlegte, symbolische Handlung. Vielleicht der Wunsch nach Reinigung. Nach der Rückkehr zu den Ursprüngen. Er hat das Opfer nicht mit dem Messer traktiert, er hat es beackert. So wie man ein Feld beackert …«
Seinen Worten folgte tiefes Schweigen. In diesem kalten Raum, in Gegenwart dieser Leiche, hallte es wie ein stummer Schrei von den Wänden. Der Schrei eines jungen, verstümmelten Menschen, vor dessen Ende ein grausamer Leidensweg gelegen hatte.
Kellermann seufzte:
»Ein Psychopath. Und das ausgerechnet bei uns …«
François deckte die Leiche wieder zu und fragte zum Abschluss:
»Ist die Presse auf dem Laufenden?«
»Ja wir konnten nicht …«
»Dann machen wir uns an die Arbeit. Sofort.«
18
Julia drückte sich vor dem Gebäudeeingang herum.
Sie rauchte eine Zigarette. Die Geste ließ sie umso charmanter wirken, sie schien zugleich sinnlich und nervös, was ihn verblüffenderweise verwirrte.
François stellte ihr Kellermann vor und fasste kurz die Ergebnisse der Autopsie zusammen. Sie hörte kommentarlos zu. Die Gegenwart eines Dritten zwang sie zur Vorsicht.
Sie beschlossen, eine Aufgabenverteilung vorzunehmen. Kellermann würde die Nachbarschaftsbefragung anordnen und sich um die Gartencenter kümmern, in Zusammenarbeit mit der Regionalbrigade der Polizei von Grenoble. François und Julia würden sich die Verbrennungsanlage, in der man die verkohlten Reste von Pierre Jacquet gefunden hatte, einmal genauer ansehen.
Rückfahrt mit dem Auto. Marchand rief sofort Hénon an. Der Polizeidirektor stand sehr unter Zeitdruck, ein Gipfeltreffen der Pariser Kripochefs. Aber weil sein Untergebener so stur darauf beharrte, war er bereit, dieses für ein paar Minuten zu verlassen.
»Hast du Neuigkeiten?«
»Das kann man wohl sagen.«
»Erzähl!«
»Ich komme gerade aus dem Leichenschauhaus. Es ist wieder ein Jugendlicher.«
»Scheiße …«
»Es kommt noch besser.«
»Nun sag schon.«
»Der Mörder hat kein Messer benutzt.«
»Nein?«
»Er hat wahrscheinlich eine Heugabel genommen. Eine potenzielle Waffe, genau wie die Kettensäge. In beiden Fällen Gartenwerkzeuge.«
Ein Seufzer der Erleichterung am anderen Ende der Leitung.
»Gute Schlussfolgerung. Und was jetzt?«
»Ich habe Nachforschungen bei den Verkaufsstellen veranlasst. Baumärkte, Gartencenter, alles, was sich in der Gegend so finden lässt. Unterdessen schau ich mir mal den Tatort genauer an.«
»Einverstanden. Halt mich auf dem Laufenden.«
»Warte …«
»Was denn noch?«
»Was mache ich mit Kellermann?«
»Zeigt er sich kooperationsbereit?«
»Absolut.«
»Dann sagst du nichts.«
»Ist das nicht ein bisschen fies?«
»Kann dir doch egal sein. Ich
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