Wer Böses Tut
gefunden? Hast du einen Tipp bekommen?«
Turner nickte. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich es unter seinen alten Kumpels gestreut habe. Die Freundin, oder was auch immer sie ist - sie heißt Heather -, hat gehört, dass wir nach ihm suchen. Sie hat mich heute Morgen angerufen, sobald er weg war. Für fürstliche zweihundert Pfund hat sie ihn verpfiffen. Hundert habe ich ihr gleich gegeben und gesagt, den Rest kriegt sie, wenn wir Jennings haben, plus fünfzig für gutes Benehmen, wenn sie kooperiert.«
»Woher kennt sie Jennings?«
»Sie waren zusammen auf der Uni, obwohl man ihr nicht ansieht, dass sie noch so jung ist oder überhaupt studieren kann. Das arme Ding sieht völlig kaputt aus. Ich wette, sie geht auf den Strich, um ihre kleine Gewohnheit zu finanzieren.«
»Hat sie dir irgendwas Nützliches über Jennings erzählt?« Turner nickte. »Sie sagte, dass er echt eigenartig sei. Zieht gerne Militärklamotten an, Kampfanzug und so, als wäre er irgendwas Paramilitärisches. Als ich sie nach seinen sexuellen
Vorlieben gefragt habe, ob er irgendwas Abartiges mit ihr gemacht hat, war sie verklemmt wie die Jungfrau Maria.«
»Vielleicht war es ihr peinlich.«
»Sie ist eine verdammte Nutte, Herrgott noch mal. Warum sollte ihr das peinlich sein?«
Am liebsten hätte Tartaglia gesagt, dass selbst jemand, der seinen Körper verkaufte, ein Gefühl für Würde hatte, doch Turner war nicht in der Stimmung für Feinsinnigkeiten. »Sonst noch was?«
»Ja. Sie hat ein paar interessante Markierungen an ihren Handgelenken, wie Verbrennungen von einem Seil, und blaue Flecken an den Armen und am Hals, und die stammen nicht von der Nadel.«
»Wirklich?«, sagte Tartaglia interessiert. »Und du meinst, dafür ist Jennings verantwortlich?«
»Muss er sein. Ich habe sie gefragt, ob er ihr wehgetan hat, aber auch dazu wollte sie nichts sagen, allerdings hat sie es auch nicht abgestritten. Hat mich mit großen Augen angeguckt und am Finger gelutscht. Ich habe keine Ahnung, was er mit ihr gemacht hat, welche Spiele er gespielt hat, aber sie hat eine Scheißangst.«
»Armes Mädchen«, sagte er mitfühlend. Er dachte an das, was Angela Harper über Michael Jennings gesagt hatte, wie er ins Profil passte und wie der Mörder seine Zwänge und Fantasien unter Kontrolle hielt. Harper hatte die ganze Zeit Recht gehabt, und er freute sich schon darauf, ihr das zu sagen. »Glaubst du, dass Heather reden wird?«
»Kann sein. Wenn sie sich sicher fühlt. Aber zuerst müssen wir Jennings hinter Gitter bringen, damit er sich nicht irgendwie an ihr rächen kann.«
»Warum hat sie beschlossen, ihn zu verpfeifen?«
»Sie war ebenfalls eine von Catherine Watsons Studentinnen, und sie weiß, was mit ihr passiert ist. Vielleicht haben Jennings’
Gräueltaten sie zur Besinnung gebracht. Wie gesagt, sie hat eine Scheißangst. Sie hat gesagt, er weiß, dass wir nach ihm suchen, und hat ihr gedroht, dass er sie umbringt, wenn sie irgendjemandem steckt, wo er ist.«
»Also, mutig ist sie jedenfalls. Gott sei Dank sind wir jetzt hier. Ich hoffe nur, wir finden etwas, damit wir ihn einsperren können. Konntest du dich schon ein bisschen umsehen?«
Turner nickte. »Gründlich, nachdem sie weg war. Natürlich habe ich alles so hinterlassen, wie ich es vorgefunden habe, damit Jennings nicht merkt, dass hier jemand geschnüffelt hat. Aber entweder ist es gut versteckt und wir müssen die Wohnung auseinandernehmen, um was zu finden, oder er hat es irgendwo anders versteckt.«
Tartaglia ließ den Blick durch den Raum schweifen. Viele Verstecke gab es hier nicht. »Bis du sicher, dass er hier wohnt?«
»Das hat Heather gesagt. Da, wo er vorher gewohnt hat, haben sie ihn rausgeschmissen, und er ist bei ihr eingezogen. In der Kommode im Schlafzimmer habe ich ein paar Klamotten von ihm gefunden, im Schrank liegen ein Rucksack und eine Büchertasche. Aber abgesehen davon nichts Interessantes.«
Wieder dachte Tartaglia an Harpers Worte. »Dann muss er sein Sexspielzeug irgendwo anders aufbewahren. Er wird es in der Nähe haben wollen, irgendwo, wo er immer drankommt.«
»Sie hat gesagt, dass er einen großen Schlüsselbund hat, den er nicht aus den Augen lässt. Einmal hat er ihr fast den Schädel eingeschlagen, weil sie ihn zum Einkaufen mitgenommen hat, während er geschlafen hat. Vielleicht hat er ja irgendwo ein Schließfach.«
»Wenn, dann müssen wir es finden.«
Tartaglia ließ Turner stehen und ging über den Flur zum vorderen Zimmer.
Weitere Kostenlose Bücher