Wer Böses Tut
überrascht war.
Die beiden hatten irgendwie nicht zusammengepasst, Turner mit seiner entspannten, unbekümmerten Art und Nina, die streitbar, ernst und ehrgeizig war. Donovan war nie richtig mit ihr warm geworden, sie würde sich niemals gehen lassen und hatte wenig Sinn für Humor. Sie kannte die Details nicht, bis
auf eines, das Turner einmal herausgerutscht war; seine Beziehung zu Nina hatte sich aus einem betrunkenen One-Night-Stand entwickelt, als sie beide noch in Hendon arbeiteten. Aber als Turner nach Barnes versetzt wurde, war er allein gewesen, und da hatte Donovan ihn erst kennengelernt. Dann, nach ein paar Monaten, kam Nina öfter in den Pub, und Donovan folgerte, dass sie wieder zusammen waren. Kurz darauf wurde Nina schwanger, und sie landeten vor dem Traualtar. Dann gab es irgendwelche Probleme, und Nina hatte das Baby verloren.
Er runzelte die Stirn. »Hast du sie mal gesehen?«
»Kurz. Sie leitet die kriminaltechnische Untersuchung bei dem neuen Fall, an dem wir arbeiten, aber du weißt ja, wie es ist. Wir hatten keine Gelegenheit, miteinander zu reden. Ich wusste nicht, dass ihr Probleme habt. Was ist passiert?«
Er seufzte tief. »Eigentlich ist alles meine Schuld. Hab ihr wohl nicht genug Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt. War nicht für sie da, als sie mich brauchte.«
Sie nahm an, das bezog sich auf Ninas Fehlgeburt. »Glaubst du, sie kommt zurück?«
Er schüttelte den Kopf. »Scheint so, als hätte sie einen Neuen. Kann’s ihr nicht verübeln. Ich meine, welcher vernünftige Mensch lässt sich schon mit Typen wie uns ein?« Er zuckte mit den Schultern, als wäre das alles ganz normal. »Wie auch immer, du bist nicht hergekommen, um mich über mein Scheißprivatleben jammern zu hören. Du hast gesagt, du willst was über den Catherine-Watson-Fall wissen. Bringen wir’s hinter uns, dann können wir die Puppen tanzen lassen. Was kann ich dir erzählen?«
Sie gab ihm eine kurze Zusammenfassung über den Mord im Holland Park und berichtete ihm über den Tipp von der Presse. Turner hörte nachdenklich zu, wobei er eine weitere Zigarette rauchte und den Whisky austrank.
Als sie geendet hatte, stand er langsam auf und streckte sich.
»Wenn ich es mir recht überlege, könnte ich noch einen Drink gebrauchen. Soll ich dir einen mitbringen?« Er war ein Riese und sah auf sie herab, während er in seiner Hosentasche nach Geld suchte.
»Warum nicht?«, sagte sie mit Blick auf ihr fast leeres Glas. Sie hatte bereits beschlossen, an diesem Abend nicht mehr ins Büro zu gehen. »Aber ich hätte lieber ein Glas Rotwein. Der weiße schmeckt wie Essig.«
Er schlenderte zur Bar und lehnte sich schwer an den Tresen, als wäre er erschöpft, während er darauf wartete, bedient zu werden. Als sie ihn von hinten betrachtete, fiel ihr auf, dass seine Hosen noch weiter als sonst waren, er sah aus, als hätte er ziemlich abgenommen. Es gefiel ihr, dass es ihm offenbar völlig egal war, wie er aussah und wie er seine Anzüge trug, als wären sie nicht wichtig. Sie fragte sich, was er wirklich für Nina empfand. Schwer zu sagen. Sein ganzes Gebaren vermittelte den Eindruck, als mache er sich grundsätzlich wenig Gedanken; wie einer, der das meiste im Leben im Vorbeigehen mitnahm und nicht auf seine Umgebung achtete. Einen Träumer hätte ihre Großmutter ihn genannt.
Die schwarzhaarige Bardame kam schon nach kurzer Zeit. Der säuerliche Ausdruck war verschwunden, ihr Gesicht plötzlich lebhaft, und sie und Turner unterhielten sich, als wären sie alte Freunde, während sie den Whisky abmaß und den Wein einschenkte. Einmal sagte er etwas, das das Mädchen dazu brachte, den Kopf zurückzuwerfen und ihm ein breites, strahlendes Lächeln zu schenken, ehe sie ihm die Getränke zuschob. Turner erwiderte das Lächeln interessiert, während er einen Geldschein auf die Theke legte. Sie tat so, als wollte sie ihm herausgeben, doch er winkte lässig ab. Egal, was in seinem Leben schiefgelaufen war, seinen alten Charme hatte er wenigstens noch nicht verloren.
»Du hast ihr ein Lächeln entlockt. Was mir nicht geglückt ist«, sagte Donovan gereizt, als er mit den Gläsern an den Tisch zurückkam und sich mit einem Grunzen auf die Bank fallen ließ.
Turner zuckte mit den Achseln, als wäre das unwichtig, und trank einen Schluck Whisky. Er zündete sich eine Zigarette an und beugte sich vor. »Also gut. Kommen wir zum Geschäftlichen. Die Sache mit der Verbindung ist interessant - wie du ja weißt, haben wir den
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