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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Davis
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Zitronenschale.«
    »Und?«, fragte Bernie.
    »Und du hast recht. Althea ist meine Mutter. In jeder Hinsicht, die zählt. Ich war nur zu starrköpfig, um die Wahrheit zu erkennen. Aber was soll ich jetzt tun?«, fragte ich. Mit einem Mal befand ich mich auf unbekanntem Terrain.
    »Du gehst und redest mit ihr. Und versuchst zu begreifen, dass sie alles, was sie tut, egal ob richtig oder falsch, nur aus Liebe zu dir tut.«

Kapitel 25
    An einem guten Tag braucht man zu Fuß von Harriets Apartment auf der East End Avenue zu Altheas Apartment auf der Fifth etwa fünfundzwanzig Minuten. Ich brauchte zwei Stunden – einerseits, weil ich noch immer zu verdauen versuchte, was Bernie mir erzählt hatte, andererseits, weil mir unterwegs die unterschiedlichsten lukullischen Verführungen auflauerten.
    So elitär die Upper East Side sein mag, dort befinden sich die besten Märkte der Stadt – Agata und Valentina, Eli’s, Citarella und Grace’s, um nur einige zu nennen. Und ich besuchte gleich mehrere davon. Durch die Gassen zu schlendern, vorbei an Obst, Gemüse und frischen Backwaren, hatte für mich etwas ähnlich Beruhigendes wie für andere Frauen der Anblick überbordender Kleiderständer oder Regale voller Manolos, Maddens und Jimmy Choos.
    Die Tatsache, dass ich mit Armen voller Plastik- und Styroporbehälter schließlich vor Altheas Tür auftauchte, war Beweis dafür, dass ich völlig durcheinander war.
    Zwar war ich immer noch schrecklich wütend darüber, was sie und Ethan ausgekocht hatten, aber zugleich hatte mich Bernies Enthüllung zutiefst berührt. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht, die Dinge aus Altheas Perspektive zu betrachten, da meine Wahrnehmung viel zu sehr von dem Streit beeinträchtigt war, den ich vor all den Jahren mit angehört hatte. Vielleicht war es ein dummer Fehler gewesen. Oder vielleicht hatte ich auch nur den Glauben an meine Mutter nicht verlieren wollen. Aber wie auch immer – obwohl Althea mich über ihr Lebensglück mit einem Mann gestellt hatte, war es mir gelungen, sie stets auf Armeslänge von mir zu halten.
    Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es sich bei diesem Mann rein zufällig um Philip DuBois handelte – genau jener Mann, in dessen Händen meine Karriere lag. Okay, vielleicht nicht meine gesamte Karriere, aber zumindest meine Chance auf das Hauptabendprogramm.
    Kein Wunder, dass er gesagt hatte, ich sähe jemandem sehr ähnlich, den er früher einmal gekannt hatte. Selbst wenn die Leute behaupteten, ich hätte große Ähnlichkeit mit meiner Mutter, war ich in Wahrheit das Abbild von Althea in jüngeren Jahren. Mein Anblick musste gewesen sein, als stünde die Vergangenheit leibhaftig vor ihm. Und zwar auf keine sehr angenehme Art und Weise.
    Als er Althea als Grund für seine Absage vorgeschoben hatte, war nicht der Gedanke an die Paparazzi ausschlaggebend gewesen, sondern er hatte an die Frau gedacht, die er damals sitzen gelassen hatte. Wegen ihrer Schwester.
    Ich betrat die Lobby des Hauses, in dem Althea wohnte, und fuhr mit dem Aufzug in den 28. Stock. Doch ich konnte mich nicht überwinden zu klopfen. Stattdessen stand ich davor und starrte die Tür an. So lange, bis Mildred DiGrassi, Altheas 85-jährige Nachbarin, argwöhnisch den Kopf zur Tür herausstreckte. Obwohl ich beteuerte, ich hätte keineswegs die Absicht, mich mit ihrer Hummelfiguren-Sammlung aus dem Staub zu machen, konnte ich sie auf der anderen Seite der Tür hören, das Auge immer noch am Spion.
    Natürlich wusste auch Althea garantiert, dass ich hier draußen stand: Das Gebäude war doppelt und dreifach gesichert. Höchstwahrscheinlich gab sie mir lediglich etwas Zeit, mich zu sammeln. Und ich hätte dankbar dafür sein sollen, doch stattdessen fühlte ich mich vollkommen verloren.
    Ich hatte die letzten Stunden versucht, mir einen Reim auf all das zu machen, was geschehen war, doch vergeblich. Ich stand also auf diesem Korridor, sehr zum Ärger von Mildred DiGrassi, und hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte.
    Doch am Ende spielte es ohnehin keine Rolle.
    Althea öffnete die Tür und breitete die Arme aus. Und nach nicht einmal drei Sekunden lag ich darin.
    Eine mütterliche Umarmung hat etwas unglaublich Tröstliches, egal, wie wütend man auf die Frau ist, die einen in die Arme schließt. Tausend Erinnerungen brachen über mich herein. Althea, die mir Zöpfe flocht. Althea, die mit mir meinen ersten BH einkaufen ging. Althea, die strahlend meine erste (und auch einzige) Tanzaufführung

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