Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
hinaus. Wir liebten es, zu jeder erdenklichen Tageszeit zu frühstücken. Wir hassten gesellschaftliche Einschränkungen und Konventionen, nicht jedoch die Annehmlichkeiten, die man für Geld kaufen kann. Wir liebten moderne Kunst, ausgiebige Spaziergänge durchs Village und kleine Pubs und Läden, in denen man uns kannte.
Kurz gesagt – wir liebten. Wie verrückt und aus tiefstem Herzen. (Ein Film, den wir übrigens ebenfalls liebten.)
Und nun, ohne jede Vorwarnung, musste ich all das in Frage stellen. Ich meine, er hatte sich nicht in irgendwen verliebt, sondern in Diana Merreck – den Inbegriff all dessen, was er aus tiefster Seele verabscheute. Sie stand für altes Geld und keinerlei Toleranz für irgendetwas, das sich jenseits der hermelinverbrämten Behaglichkeit ihrer Upper-East-Side-Welt befand.
Es fühlte sich an, als wäre ich geradewegs in den Kaninchenbau gefallen und befände mich in einer willkürlich verdrehten Welt.
Und dann – als wäre das noch nicht genug – war da noch Ethan. Und mein DATE mit ihm.
Über das ich in den letzten Tagen beinahe ebenso viel nachgegrübelt hatte wie über Dillons schmählichen Verrat. Was an sich schon bedenklich war. Ich meine, wenn ich Dillon aufrichtig liebte, wie konnte ich mich dann mit einem anderen Mann treffen? Andererseits – weshalb sollte ich nun, da Dillon fort war, zu Hause sitzen und mich selbst bemitleiden?
Ethan schien in jeder Hinsicht ein toller Mann zu sein. Weshalb sollte ich also nicht mit ihm essen gehen?
Und so ging es weiter. Hin und her, vor und zurück. Tolle Idee … keine tolle Idee … Andi hat völlig den Verstand verloren …
Mitten in all diesen Grübeleien schaffte ich es, mir die Haare schneiden, die Nägel machen und die Brauen mit Wachs in Form bringen zu lassen. Dies war mein erstes Date seit knapp drei Jahren, deshalb würde ich wohl jede erdenkliche kosmetische Hilfe brauchen. (Clinton schlug sogar eine Botox-Behandlung vor, was ich jedoch mit dem Verweis auf meinen erst wenige Tage zurückliegenden Krankenhausaufenthalt und meine genähten Schnittwunden ablehnte. Schließlich hat die Leidensfähigkeit eines Menschen ihre Grenzen.)
Rein körperlich betrachtet war ich eigentlich in Bestform, aber emotional legte ich eine Achterbahnfahrt aus Depression, blanker Panik und einem vergessen geglaubten jugendlichen Anflug von gespannter Erregung hin. Und intellektuell, so behauptete zumindest Bethany, die am meisten unter meinen fieberhaften Überlegungen zu leiden hatte, war ich schlicht unzurechnungsfähig.
Zum Glück für meine Freunde und meine eigene geistige Gesundheit hatte ich jedoch einen Job, der mich den Großteil der Zeit mit Beschlag belegte. Mitte der Woche lief die Mardi-Gras-Sendung, und Wunder über Wunder, sowohl die Post als auch die Daily News griffen unseren Verriss auf. Tja, Diana … Wer auch immer behauptet hat, Rache sei ein Gericht, das am besten kalt serviert wird, hat nicht verstanden, worum es in Wahrheit geht. Ohne emotionale Beteiligung verpufft ein solcher Akt doch in der Bedeutungslosigkeit. Wenn einem Rache keinen Kick verpasst, wozu ist sie dann nütze? Und die Tatsache, dass ich ihr zumindest symbolisch eine schallende Ohrfeige verpasst hatte, erfüllte mich zugegebenermaßen mit enormer Befriedigung.
Wir begannen mit der Aufzeichnung der nächsten Sendung, und wie immer erwies sich die Arbeit in der Showküche als erstklassige Flucht. Es gibt nichts Besseres, um die Anspannung zu lösen, als Zwiebeln zu schnippeln, Fleisch zu klopfen oder einen herrlich aromatischen Brotteig nach allen Regeln der Kunst zu kneten. Außerdem wagt es keiner, einer Frau mit einem riesigen Küchenmesser in der Hand zu widersprechen.
Dennoch blieb die leidige Frage, wie ich den Sendeverantwortlichen Philip DuBois liefern sollte. Wie versprochen hatte Bethany ihre Kundin kontaktiert, die nur zu gern Auskunft erteilt hatte.
Leider stellte sich heraus, dass DuBois’ PR -Beraterin aus einem gänzlich anderen Holz geschnitzt war.
Monica Sinclair vertrat Philip DuBois seit rund fünfzehn Jahren. Was bedeutete, dass sie daran gewöhnt war, ihn aus dem Rampenlicht fernzuhalten. Als Cassie sie das erste Mal anrief und um einen Termin bat, lehnte sie mit einem kategorischen »Nein« ab. Aber irgendwann war es Cassie mit ihrer bewährten Hartnäckigkeit gelungen, sie zu einem Gespräch zu überreden. Also standen wir nun an der Ecke Sixth und 48. Straße und machten uns auf den Weg zu Metro Media.
»Bist du
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