Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
bereit?«, fragte Cassie, als sie uns am Empfang des Simon-&-Schuster-Gebäudes in die Besucherliste eintrug. Metro Media war die drittgrößte PR -Agentur in der Stadt, die die wichtigsten Größen der Unterhaltungsbranche vertrat. Spitzensportler, Musiker, Filmstars und sogar ein paar Politiker. Berühmtheiten aus jeder Branche. Einschließlich Küchenchefs, allen voran Philip DuBois.
»Nur Monica wird anwesend sein, DuBois nicht?«, fragte ich, als wir in den Aufzug traten.
»Nein, ich glaube, sie hat noch gar nicht mit ihm darüber gesprochen. Dieser Termin dient uns einzig und allein als Chance, ihr genauer zu erklären, was uns vorschwebt. Und wenn wir sie auf unserer Seite haben, geht sie damit zu DuBois.«
»Und überredet ihn, seine Aversion gegen öffentliche Auftritte zu überwinden und in die Sendung zu kommen. Was niemals passieren wird. Ich hätte DuBois nicht ins Gespräch bringen dürfen.«
»Die Idee war sensationell.« Cassie drückte meine Hand. »Wir müssen nur ein bisschen taktieren und raffiniert vorgehen. Und genau das ist doch unsere Stärke, oder nicht?«
»Das ist deine Stärke«, korrigierte ich sie.
Cassie hatte eine glänzende Karriere im Fernsehgeschäft vor sich. Sie besaß ein erstklassiges Gespür für neue, unverbrauchte Themen, die sich kommerziell gut umsetzen ließen. Neben meiner Sendung hatte ihre Firma mehrere Specials für PBS , eine Mockumentary für HBO , eine Science-Fiction-Serie für einen der großen Sender und eine sensationelle Reality-Sendung über Zirkusartisten produziert.
Sie hatte mehrere Auszeichnungen gewonnen, darunter einen Emmy, einen Golden Globe und einen Clio für irgendeine Werbearbeit zu Beginn ihrer Karriere. Es war mir eine Ehre, dass sie sich bereit erklärt hatte, mit mir zu arbeiten. Und natürlich war ich dankbar, sie als Freundin zu haben. Cassie war ohne Zweifel ein Mensch, den man gern neben sich hatte, wenn man in die Schlacht ritt.
Wie aufs Stichwort kam der Aufzug zum Stehen, und die Türen glitten auf.
»Wir sind da«, sagte ich mit zittriger Stimme.
»Wir ziehen das gemeinsam durch«, versicherte mir Cassie. »Als Erstes knacken wir die PR -Frau. Wenn wir sie auf unserer Seite haben, wird sie DuBois überreden, und ehe du dich versiehst, steht er neben dir am Herd. Wart’s ab.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.«
»Wir schaffen das schon.« In Cassies Stimme lag ein befehlender Unterton. Was genau das war, was ich brauchte.
Ich holte tief Luft und nickte, als wir die Räumlichkeiten von Metro Media im achten Stockwerk betraten.
Die Lobby war in jenem bewusst minimalistischen Stil eingerichtet, der vor einigen Jahren als besonders chic galt. Im Wartebereich dominierte schwarzes Leder, und hohe, schmiedeeiserne Designerleuchten ragten gen Himmel wie moderne Folterinstrumente.
Nachdem wir uns angemeldet hatten, piepste die Empfangsdame Monica an, und noch bevor wir Gelegenheit hatten, die neueste People -Ausgabe durchzublättern, saßen wir bereits in ihrem Büro.
Im Gegensatz zur Lobby wirkte der Raum hell und luftig. Zart beige gestrichene Wände, dazu malvenfarbene Teppiche und tiefviolette Sitzbezüge, deren Intensität von der Schlichtheit der Möbel und den gedämpften Tönen zweier hübscher Ölgemälde hervorgehoben wurde.
Ebenso wie ihr Büro verströmte Monica die Aura unaufdringlicher Eleganz. Sie war von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet und hatte ihr schwarzes Haar zu einem makellosen Chignon im Nacken frisiert, was ihr etwas Französisches verlieh, wie ich erstaunt bemerkte. Bei genauerer Überlegung ergab es jedoch durchaus einen Sinn. DuBois war in der Provence aufgewachsen und hatte den Großteil seiner Karriere in Paris zugebracht. Somit waren ihm Gediegenheit und schlichter Stil sehr vertraut. Sie standen für Vertrauenswürdigkeit – allesamt Qualitäten, die DuBois an einer PR -Beraterin nachvollziehbarerweise suchen würde.
»Wenn ich recht verstanden habe«, ergriff Monica das Wort und kam ohne Umschweife zur Sache, »brauchen Sie Philip in einer Fernsehsendung.« Der kaum hörbare Akzent verriet mir, dass ich mit meiner Frankreich-Vermutung richtig gelegen hatte. Zwar war er sorgsam abtrainiert, verlieh ihr aber dennoch die Aura exotischer Autorität.
»Wir möchten Mr. DuBois gern haben«, korrigierte Cassie. »Besser gesagt, wir würden uns geehrt fühlen, wenn er käme.«
»Ja. Laut meiner Quellen müssen Sie Philip in Ihre Sendung holen, wenn Sie den Sprung ins Hauptabendprogramm schaffen wollen.«
Weitere Kostenlose Bücher